Ernst von Seydewitz
Ernst August Kurt von Seydewitz, anfangs auch Ernst August Curt von Seydewitz (* 15. Januar 1852 in Lauterbach bei Bad Lausick; † 22. Januar 1929 in Dresden) war ein sächsischer Jurist und Verwaltungsbeamter, zuletzt als Finanz- und Staatsminister des Königreiches Sachsen.
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[Bearbeiten] Familie
Ernst August Kurt von Seydewitz stammte aus der 1. Linie des meißnischen Uradelsgeschlecht von Seydewitz. Sein Goßvater väterlicherseits war Kurt von Seydewitz (1780–1853).
Von Seydewitz war das sechste Kind des Rittergutsbesitzers auf Sohland, Karl Friedrich Kurt von Seydewitz (* 9. Juli 1814 in Rosßdorf; † 27. Juni 1863 in Mittel-Sohland am Rotstein, heute Rothenburg/Oberlausitz) und dessen 1841 geheirateter Ehefrau Helene Elisabeth geb. von Kiesewetter (* 20. Oktober 1821 in Bautzen; † 18. Juni 1897 in Tharandt). Von Seydewitz hatte noch neun Geschwister, darunter sieben Brüder, von denen drei ebenfalls an der St. Afra waren:
- Paul von Seydewitz (1843–1910), sächsischer Kultus-, Staats- und Minister des königlichen Hauses sowie Ordenskanzler.
- Fritz von Seydewitz (1846–1906), königlich-sächsischer Oberst.
- Hans von Seydewitz (1849–1910), Superintendent und Oberpfarrer in Pirna.
- Arndt von Seydewitz (1854–nach 1914), königlich-sächsischer Major, quittierte 1898 den Dienst in der Armee, Ritter des Albrechtsordens, lebte 1910 in Tharandt.
- Max von Seydewitz (1857–1921), königlich-sächsischer General,
- Karl von Seydewitz (1861–1921), Geheimer Regierungsrat, zuletzt bei der Kreishauptmannschaft Dresden.
Ernst von Seydewitz heiratete am 25. Mai 1887 Klothilde geb. von Rex (* 25. Mai 1865 in Dresden; † nach 1943), eine Tochter des sächsischen Generalleutnants Hermann von Rex.[1] Das Ehepaar von Seydewitz hatte zwei Kinder:
- Hans Hermann Arndt von Seydewitz (* 19. März 1895 in Dresden), studierte ebenfalls Jura, Dr. jur., 1926 Gerichtsassessor in Dresden,[2] arbeitete während des Zweiten Weltkrieges als Rechtsanwalt.[3]
- Dorothea ("Thea") von Seydewitz (* 17. Oktober 1899 in Dresden), Dr. phil., Studienassessor,[4] 1943/44 Studienrat.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Ernst von Seydewitz erhielt seine erste Bildung im elterlichen Hause, seine höhere Schulbildung dann an der Landes- und Fürstenschule St. Afra in Meißen, in die er zu Ostern, am 24. April 1865 als Schüler eintrat. Er besuchte das Gymnasium bis zur Reifeprüfung die er zu Ostern, am 20. März 1871 ablegte. Im gleichen Jahr nahm er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität in Leipzig auf. Ab 1875 war von Seydewitz als Akzessist und Referendar am königlichen Gerichtsamt I in Leipzig tätig. Er wohnte in der Messestadt in der Erdmannsstraße 15.[5]
1877 kam von Seydewitz nach Dresden, wo er Sekretär bei der königlichen Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen wurde. Er zog anfangs in die Reichsstraße 8,[6] ab 1879 in der Räcknitzstraße 8,[7] 1880 in die Walpurgisstraße 1.[8] Im gleichen Jahr absolvierte er seine zweites juristisches Staatsexamen. 1883 wurde von Seydewitz zum Finanzassessor bei der Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen berufen.[9] 1887 zog er wieder zurück in die Reichsstraße 8,[10] ab 1. April 1889 in die Lüttichaustraße 23. Bereits 1888 wurde er vom sächsischen König Albert zum königlich-sächsischen Finanzrat ernannt und damit auch ordentliches Mitglied der Generaldirektion der Staatseisenbahnen.[11] Am 15. März 1894 zog er in die Liebigstraße 8.[12]
1898 wurde von Seydewitz ins sächsische Finanzministerium, die die obere Behörde für die sächsischen Staatseisenbahnen war, als Hilfsarbeiter im Rang eines Oberfinanzrates versetzt.[13] 1900 wurde er vom König zum Geheimen Finanzrat sowie Vortragenden Rat im königlichen Finanzministerium ernannt.[14] 1905, bereits während der Regierungszeit von Friedrich August III. wurde von Seydewitz schließlich Geheimer Rat und Ministerialdirektor im Finanzministerium.[15] 1906 zog er in die Residenzstraße 8 nach Strehlen.[16]
1910, nach dem Rücktritt des Ministeriums von Rüdiger, berief der sächsische König von Seydewitz zum neuen Staats- und Finanzminister. Gleichzeitig zog von Seydewitz an das Königsufer 1. Aufgrund der Ernennung zum Minister durften von Seydewitz und seine Ehefrau den Ehrentitel „Exzellenz“ führen.[17] Er blieb in seinem Amt auch mit Ausbruch und während des Ersten Weltkrieges. Das Ministeramt übte er bis zum 25. Oktober 1918 aus, nur wenige Wochen vor Beginn der Novemberrevolution im Deutschen Kaiserreich. Von Seydewitz wurde unter Beibehaltung seines Titels als Staatsminister i.R. (in Ruhestand),[18] der Fortzahlung der gesetzlichen Pensionsbezüge in den Ruhestand versetzt. 1919 zog er in die Arndtstraße 3,[19] dessen Hausbesitzer er war und wo er bis zu seinem Tod wohnte.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1896: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1898: Königlich-bayrischer Verdienstorden vom Heiligen Michael 3. Klasse (Ritterkreuz)
- 1902: königlich-preußischer Kronenorden 2. Klasse (Komturkreuz)
- 1903: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1906: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1909: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-württembergischen Friedrichs-Ordens
- 1910: Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1911: Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1912: Großkreuz mit dem goldenen Stern des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1912: Königlich-preußischer Roter-Adler-Orden 1. Klasse (Großkreuz)
- 1913: Großkreuz des herzoglich-Sachsen-Ernestinischen Hausordens
- 1914: Fürstlich-Reußisches Ehrenkreuz 1. Klasse mit der Krone
- 1915: Großkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1915: Eisernes Kreuz 2. Klasse
- 1916: Königlich-sächsisches Kriegsverdienstkreuz
- 1917: Kaiserlich-österreichische Eiserne Krone 1. Klasse (Großkreuz)
[Bearbeiten] Quellen
- August Hermann Kreyssig: Verzeichniss sämmtlicher Schüler der Königlichen Landesschule zu Meissen von 1543 bis 1875, 8422 an der Zahl, Meißen 1876, Digitalisat der SLUB, S. 538
- Paul Hermann Kreyssig: I. Nachtrag zu Dr. A.H. Kreyssigs Afraner-Album, Crimmitschau 1893, Digitalisat der SLUB, S. 104
- Paul Hermann Kreyssig: II. Nachtrag zu Dr. A.H. Kreyssigs Afraner-Album und vollständiges Namensverzeichnis, Meißen 1900, Digitalisat der SLUB, S. 65
- Justus Perthes: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser, Gotha 1910, Digitalisat im Internet Archive, S. 737ff.
- Jonas Flöter/Marita Pesenecker: Erziehung zur Elite, Die Fürsten- und Landesschulen zu Grimma, Meißen und Schulpforte um 1900, Leipzig 2003, Leseprobe auf Google Books, S. 102
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser, 1903 Vierter Jahrgang, Gotha 1902, S. 766
- ↑ Adressbuch Dresden 1926/27, S. 825, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1943/44, S. 934, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1930, S. 928, SLUB
- ↑ Leipziger Adreß-Buch 1876, S. 336, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1878, S. 403, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1880, S. 427, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1881, S. 444, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1884, S. 421, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1888, S. 553, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1889, S. 577, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1894, S. 734, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1899, S. 689, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1903, S. 801, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1906, S. 964, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1907, S. 966, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1911, S. 1008, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1919, S. 805, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1920, S. 822, SLUB