Erwin Bienert

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Das Bienertsche Familiengrab auf dem Inneren Plauenschen Friedhof
Villa Bienert 2024
 
Villa von Erwin und Ida Bienert in der Würzburger Straße in Plauen
Grabmal Erwin und Friedrich Bienert

Moritz Erwin Bienert (* 5. November 1859 in Plauen bei Dresden; † 3. Dezember 1930 in Dresden) war ein Dresdner Großindustrieller, Fabrikbesitzer der Bienert- und Hafenmühle sowie Königlich Sächsischer Kommerzienrat. Wie bereits sein Vater setzte sich auch Erwin Bienert für die Förderung des Dresdner Vorortes Plauen ein und stiftete dort u.a. die erste Volksbibliothek Sachsens.

[Bearbeiten] Familie

Erwin Bienert entstammte aus einer traditionsreichen Müllerfamilie, die bis in das 14. Jahrhundert zurück verfolgbar ist. Erwins Vorfahr, Georg Bienert war 1510 Müller in Leppersdorf bei Radeberg. Erwin wurde am 5. November 1859 im damaligen Dresdner Vorort Plauen als siebtes und letztes Kind des Bäckers und Müllers Gottlieb Traugott Bienert (* 21. Juli 1813 in Eschdorf; † 22. Oktober 1894 in Dresden) und dessen Ehefrau Christiane Wilhelmine Leitholdt (18191904), Tochter des Rittergutsbesitzers und Landrichters zu Schullwitz sowie späterem Landtagsabgeordnetem Johann Gottlob Leitholdt († 1859)[1] geboren.

Erwin Bienert heiratete 1888 Ida Suckert (* 29. November 1870 in Langenbielau/ Schlesien, heute Bielawa; † 18. August 1965 in München), Tochter des Fabrikbesitzers Suckert aus Oberlangenbielau in Schlesien. Bereits ein Jahr zuvor hatte sein Bruder Theodor Idas Schwester Bertha Suckert geheiratet. Erwin und Ida hatten fünf Kinder:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Erwin Bienert wurde zuerst 1882 zusammen mit seinem älteren Bruder Theodor Teilhaber im väterlichen Mühlenbetrieb und erbte nach dem Tod seines Vaters Traugott 1894 zusammen mit dem Bruder die Mühle. Die ehemalige Hofmühle in Plauen war damals eine der modernsten in Deutschland mit einer Ölfabrik, Raffinerie, Bäckerei, Gasanstalt und einem Wasserwerk. Für die etwa 300 Arbeiter und Angestellte hatte bereits sein Vater ein Pensions- und Unterstützungsfonds, eine Krankenkassen- und Wöchnerinnenstiftung, eine Sparkasse und eine Fabrikküche geschaffen. Die ebenfalls sozialengagierten Söhne setzten die Familientradition in ihrem Betrieb fort. 1903 gingen die beiden privaten Bienertschen Gaswerke in Löbtau und Plauen an die Stadt Dresden über. Das Plauener Werk wurde daraufhin im März 1903 geschlossen, das Löbtauer blieb noch bis 1920 am Netz.[5]

1911 begannen die Bienertbrüder die Planungen zum Bau einer neuen Mühle, die verkehrsgünstig am Dresdner Alberthafen liegen sollte. Von 1912 bis 1914 ließen die beiden die sogenannte Hafenmühle vom Dresdner Architekturbüro Lossow & Kühne am Friedrichstädter Elbhafen errichten, die bereits zum Teil 1913 in Betrieb geht. Die Mühle war die modernste ihrer Art in Europa, bestand aus einer Eisenbetonkonstruktion mit einem markanten Siloturm mit einer Höhe von 63 Metern. Das imposante Bauwerk wurde damit zu einem Bestandteil der Kulisse von Dresden.

Erwin Bienert engagierte sich vor allem weiter in Plauen, war Mitinitiator der Erweiterung der Straßenbahnlinien nach Plauen und Löbtau, der Vervollkommnung des Gaslaternennetzes in Plauen sowie in der Verschönerung von öffentlichen Gartenanlagen, wie dem Alten Bienertpark, den er 1906 stiftete. Das Areal von ca. 80.000 Quadratmetern am Hohen Stein im Plauenschen Grund wurde von ihm mit 30.000 Reichsmark vollständig privat finanziert. Sein Ziel war es, den Plauener Bürgern einen Teil des Naturraumes zurück zu geben, der jahrelang der Industrialisierung des Vorortes zum Opfer fiel.[6]

Im gleichen Jahr finanzierte Erwin Bienert aus seinen privatem Vermögen die erste Volksbibliothek, die „Freie Öffentliche Bibliothek Dresden-Plauen“ in der Kielmannseggstraße 11 (heute: Agnes-Smedley-Straße), die durch seine Ehefrau Ida eingerichtet wurde. Durch sie wurde Erwin Bienert auch zum damals bedeutendsten Kunstmäzen Sachsens. Sein Haus in der Würzburger Straße 46 in Dresden-Plauen [7] wurde in den 1920er Jahren der Treffpunkt für viele zeitgenössische Künstler und Schriftsteller, wie Wassily Kandinsky, Paul Klee, Conrad Felixmüller, Oskar Kokoschka, Emil Nolde, Otto Dix, Walter Gropius, Mary Wigman, Fritz Löffler und Theodor Däubler. Letzterer wurde bereits seit 1907 von seiner Frau Ida gefördert. In Bienerts Villa verkehrte auch die Dresdner Tänzerin Gret Palucca, die später deren Sohn Friedrich heiratete. Beide Ehepartner hatten Gesellschafteranteile an der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf, wo nicht nur ihre beiden Töchter Margret und Marie Louisa in die Schule gingen, sondern auch ihre Nichte Esther, die Tochter von Theodor Bienert.

Erwin Bienert starb am 3. Dezember 1930. Sein Grab befindet sich auf dem Inneren Plauenschen Friedhof.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. In vielen Publikationen wird der Name seiner Frau und des Schwiegervaters mit Leuthold(t) angegeben. Die hier verwendete Namensform orientiert sich an dem in der Datenbank des Sächsischen Landtags verwendeten Familiennamens von Johann Gottlob Leitholdt
  2. Was aus dem Brotimperium wurde, Die Firmengeschichte nach 1900, Jürgen Riess in: Die Geschichte der Familie Bienert in: Dresdner Hefte 31. Jahrgang, Heft 116, 4/ 2013, herausgegeben vom Dresdner Geschichtsverein e.V., Gesamtredaktion Hans-Peter Lühr, S. 72
  3. Staatliches Bauhaus Weimar, Anfragen und Erkundigungen wegen Aufnahme als Lehrling bzw. zur künstlerischen Weiterbildung 1918-1922 im Archiv der Universität Jena
  4. Gret Palucca auf der Homepage der Akademie der Künste
  5. T. Bienert, Hof-, Kunstmühle und Ölfabrik auf www.albert-gieseler.de
  6. Weg im Alten Bienertpark wird repariert auf www.dresden-fernsehen.de
  7. Adreßbuch der Landeshauptstadt Dresden 1941, Seite 57 auf genealogy.net

[Bearbeiten] Quellen

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