Friedrich Vollborn
Friedrich Vollborn (* 1790 in Naumburg; † 1. Juli 1846 in Franzensbad in Böhmen, heute Františkovy Lázně, Tschechische Republik) war ein anfangs kurfürstlich-sächsischer, später königlich-sächsischer Soldat und Offizier sowie Militärschriftsteller, zuletzt im Rang eines Majors. Er war Kommandeur der königlichen Militär-Strafanstalt und später des Garnisonhospitals in Dresden.
[Bearbeiten] Familie
Friedrich Vollborn entstammte der in Naumburg ansässigen sächsischen Familie Vollborn mit dem Ahnherren Carl Heinrich Vollborn, der 1666 als Gürtler im Naumburger Bürgerbuch verzeichnet ist.[1]
Friedrich Vollborn heiratete am 4. November 1817 in Bautzen Friederike geb. Pönisch († 1862 in Dresden).[2] Das Paar hatte folgende Kinder:
- Egbert Friedrich Vollborn (* 1819 in Bautzen; † 1914 in Dresden),[3] erstmalig 1839 als Leutnant in den Neustädter Kasernen verzeichnet.[4] Quittierte nach dem Deutschen Krieg 1866 den Dienst in der sächsischen Armee. Wurde als Major a.D. (außer Dienst) pensioniert und lebte zuletzt in der Dippelsdorfer Straße 12 in Trachau.[5]
- Zeno Vollborn (* 19. November 1823 in Freiberg; † 29. Mai 1824 ebenda)[6]
- Astulf Rigdag Friedrich Vollborn (27. März 1825 in Freiberg; † 10. August 1894 in Dresden), Ingenieur, königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt im Rang eines Generalmajors, Direktor des topographischen Büros im Generalstab der sächsischen Armee ∞ Thekla geb. Mothes (1826–1861, fünf Kinder.
- Friederike Marie Vollborn, 1849 als hinterlassene Tochter im Adressbuch verzeichnet. Wohnte in einer eigenen Wohnung in der Antonstraße 11.[7]
1840 ließ sich Vollborn von seiner Ehefrau Frederike scheiden, die ab dieser Zeit getrennt, zwar weiterhin in der Dresdner Neustadt, jedoch in einer Wohnung anfangs in der Hauptstraße 31 wohnte,[8] ab 1842 in der Alaungasse 51,[9] zuletzt in der Schillerstraße 30.[10]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Vollborn schlug eine militärische Karriere ein. Er trat im April 1808 als Soldat und Grenadier ins Regiment "Prinz Xavier" ein, das wenig später von Johann Adolph von Oebschelwitz übernommen wurde. In jenem Jahr wurde das Regiment zum Reichstag von Naumburg nach Warschau in Marsch gesetzt, wo es im November 1808 ankam. Er verließ Warschau mit seiner Einheit erst wieder am 15. April des Folgejahres Richtung Niederlausitz.
Über Torgau kam Vollborn mit seinem Regiment schließlich nach Dresden, kämpfte anschließend in Wilsdruff, zogen sich bis Nossen zurück und weiter bis Leipzig. Nach dem am 22. Juni 1809 erfolgten Gefecht in Stötteritz bei Leipzig, zog sich das Regiment hinter Weißenfels zurück und verlegte das Feldhospital nach Eckartsberga. Ende August 1809 wurde Vollborn nach Meißen abkommandiert, um im Regiment von Low jungen Rekruten beim Exerzieren zu schulen, während sein Bataillon zu dieser Zeit im Feldlager bei Dresden verblieb. Anfang 1810 wurde das Regiment Oebschelwitz nach Naumburg verlegt, wo am 1. März auch Vollborn wieder in seiner Geburtsstadt einstraf. Im gleichen Jahr – nach Auflösung dieses Regiments – in das seit 1673 existierende [11] sächsische Regiment zu Fuß "Prinz Clemens". Das Regiment wurde 1810 aus Langensalza abgezogen und um Leipzig neu stationiert. 1811 wurde Vollborn in diesem Regiment zum Korporal und 1812 zum Feldwebel befördert. Als solcher nahm er am Russlandfeldzug der Grande Armée Napoleons, zu dem die sächsische Armee zu dieser Zeit zählte, teil.
Als Vollborn zusammen mit 8 Grenadieren am 8. März 1813 eine ca. drei Wochen vorher, am 13. Februar bei Kalisch durch russische Ulanen genommenen Haubitze zurück eroberte, wurde er aufgrund seiner Tapferkeit zum Offizier in den ersten Leutnantsdienstgrad, in den Rang eines Sous-Lieutenants ernannt.[12] Noch im gleichen Jahr wurde das Regiment Prinz Clemens aufgelöst und die verbliebenen Rester auf verschiedene sächsische Linienregimenter aufgeteilt.[13][14] Vollborn wurde daraufhin in das Grenadierregiment von Oberst von Steindel eingegliedert. Mit diesem Regiment nahm Vollborn an folgenden Kämpfen und Feldzügen als Kompaniechef teil:
- 1813 bei Bautzen, Großbeeren und Dennewitz
Danach in das 1. Grenadier-Bataillon versetzt, nahm Vollborn an der Parade vor Kaiser Napoleon am 9. Oktober 1813 in Kültzschau teil. Anschließend einige Zeit im Hauptquartier in Torgau beschäftigt, besetzte Vollborn mit seiner Kompanie unter mittlerweile alliertem Kommando gegen Napoleon Ende Oktober 1813 Meißen. Von November 1813 bis Februar 1814 befehligte er eine Landwehr-Kompanie. Am 16. März 1814 traf er wieder in seinem Regiment, nunmehr versetzt in das 3. Grenadier-Bataillon in Mons ein.
Von dort nahm Vollborn zusammen mit der sächsischen und preußischen Armee am Feldzug nach Jülich teil, wo im Mai und Juni 1814 die dortige Festung besetzt wurde. Ab dem 6. Juli 1814 wurde das Regiment auf den Marsch in die Eifel und nach Koblenz geschickt. Als am 22. Februar 1815 auf Befehl von General von Thielmann die sächsischen Soldaten und Offiziere aufgrund der Gebietsverluste Sachsens im Wiener Kongress enstprechend ihren Geburtsorten in preußische und sächsische Grenadiere eingeteilt werden sollten, entschied sich Vollborn trotz seiner Geburt in Thüringen für den weiteren Dienst in der sächsischen Armee. Vollborn führte dazu aus:
- ...weil ich Alles, was ich bin, Sr. Majestät dem Könige von Sachsen zu verdanken habe, werde ich auch in Allerhöchstdessen Kriegsdiensten verbleiben.
Im März 1815 besetzte Vollborn mit seinem Bataillon als Teil der sächsischen Armee im Feldzug in die französischen Niederlanden ab dem 24. März den Kanton Bedbourg, marschierte am 7. April nach Aachen, am 13. Mai nach Liége (Lüttich), wo er als Quartiermeister seines Bataillons mit seinen Einheiten bis zum 13. Mai 1815 blieb. Am 2. Mai 1815 gehörte Vollborn zu dem Teil seines Bataillons, das zur Wache eingeteilt war und somit in der in Folge der Ereignisse von Lüttich nicht entwaffnet wurde. Damit fungierten er und seine Grenadiere sogar als Leibwache des Fürsten Blücher fungieren durfte.
Nach dem Ende der Besatzung wurden das Regiment auf einen insgesamt 180 Stunden dauernden Marsch nach Hause geschickt. Über Mannheim, Darmstadt, Aschaffenburg, Würzburg, Bamberg, Bayreuth und Hof erreichte das Grenadierregiment schließlich die sächsischen Heimat. Über Zwickau, Chemnitz und Freiberg ging es zuerst nach Dresden, um dort Revue vor dem König zu paradieren. Bereits an der sächsischen Grenze beschäftigten sich die Offiziere und Soldaten mit der Frage, in welcher Garnisonstadt das Regiment untergebracht wird. So traf Vollborn am 2. Januar 1816 in Bautzen ein, womit er zum 1. sächsischen Linien-Regiment versetzt wurde.
1817, zu seiner Hochzeit, war Vollborn Leutnant der Reserve, wurde aber kurze Zeit später wieder reaktiviert. Anfang der 1820er Jahre wurde Vollborn zum (2.) sächsischen Linien-Infanterie-Regiment "Prinz Maximilian" versetzt, das in Chemnitz und Freiberg stationiert war. 1824 diente er in diesem Infanterieregiment im Rang eines Premier-Lieutenants (Oberleutnant). In Freiberg blieb Vollborn bis etwa 1830.
Ab 1832 ist Vollborn im Dresdner Adressbuch verzeichnet. Zu dieser Zeit diente er weiter im Rang eines Premier-Lieutenants in der Neustädter Infanteriekaserne am rechten Elbufer und wohnte im Haus 12 in der Bautzner Straße im Neuen Anbau.[15] Im gleichen Jahr wurde er noch zum Kommandeur im Dresdner Militärhospital ernannt.[16] 1835 erfolgte seine Beförderung zum Hauptmann im Garnisonhospital.[17] 1836 zog er mit seiner Familie in das Haus 369 in der Dohnaischen Gasse.[18] Spätestens ab 1838 wurde Vollborn auch zum Kommandanten der Militär-Strafanstalt zu Dresden ernannt, was er ebenfalls bis zu seinem Tod blieb.[19][20]
1845, ein Jahr vor seinem Tod wurde Vollborn noch in den Rang eines Majors befördert. Zu dieser Zeit war er auch Bis zuletzt hatte er auch die Dienststellung als Kommandeur des Dresdner Militärhospitals inne.[21] Vollborn starb bei einem Kuraufenthalt im böhmischen Franzensbad. Er wurde am 3. Juli 1846, entsprechend seinem letzten Willen, in dem nächsten sächsischen Grenzort Schönberg bei Bad Brambach beerdigt.
Vollborn betätigte sich auch als Militärschriftsteller und hinterließ seine handschriftlichen Erinnerungen an die Feldzüge der sächsischen Armee in den Napoleonischen Kriegen, speziell in der Zeit von 1808 bis 1816. Diese erschienen in einer Neuauflage in vier Bänden. Vollborns Dokumente werden im Hauptstaatsarchiv in Dresden aufbewahrt.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
[Bearbeiten] Auszeichnungen
[Bearbeiten] Quellen
- Neuer Nekrolog der Deutschen, 24. Jahrgang 1846, 2. Teil, Weimar 1848, Digitalisat auf Google Books, S. 1076
- Jörg Titze (Hrsg.): Friedrich Vollborn - Erlebtes (I+II): vom 16.04.1808 bis mit 27.03.1813, Leseprobe auf Google Books
- Jörg Titze (Hrsg.): Friedrich Vollborn - Erlebtes (III): vom 28.03.1813 bis mit 15.03.1814, Zusammenfassung im BoD Buchshop
- Jörg Titze (Hrsg.): Friedrich Vollborn - Erlebtes (IV): vom 16.03.1814 bis mit 02.01.1816, Leseprobe auf Google Books
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Datensatz auf mv-naumburg.de
- ↑ Familiennachrichten in: Leipziger Zeitung 1817, Digitalisat auf Google Books, S. 2553
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1839, S. 278, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1914, S. 1138, SLUB
- ↑ Todesdanzeige in: Familiennachrichten, Leipziger Zeitung 1824, Digitalisat auf Google Books, S. 1496
- ↑ Adress-Handbuch Dresden 1849, S. 134, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1841, S. 282, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1843, S. 304, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1862, S. 263, SLUB
- ↑ Datensatz im Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 11340, Infanterie-Formationen
- ↑ Miszellen für die neueste Weltkunde, Volume 7, S. 448, Heinrich Zschokke, 1813 auf Google Books
- ↑ Infanterie-Regiment Sachsen-Weißenfels
- ↑ Regimentsgeschichte des Infanterieregiments Sachsen – Weißenfels auf ww.weissenfels1745.de
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1832, S. 269, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1833, S. 278, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1836, S. 268, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1837, S. 280, SLUB
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1839, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, S. 284
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1845, Digitalisat auf Google Books, S. 229
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1846, S. 254, SLUB
- ↑ Auguste Charlotte von Schönberg Kielmansegg (Gräfin von), Gertrude Kuntze-Dolton Aretz: Memoiren der Gräfin Kielmannsegge über Napoleon I, 1927, Snippet-Ansicht auf Google Books