Gustav Heinrich Rachel
Gustav Heinrich Rachel (* 8. Dezember 1815 in Dresden; † 15. Dezember 1886 ebenda) war ein sächsischer Ingenieur, viele Jahre im Rang eines königlich-sächsischen Baurats sowie Eisenbahner, zuletzt als Direktionsrat und Geheimer Finanzrat Mitglied der Generaldirektion der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen.
[Bearbeiten] Familie
Gustav Heinrich Rachel entstammte der Juristen- und Gelehrtenfamilie Rachel. Er war der Sohn des Buchhalters, Ökonoms, Stadtrats und Stadtkämmerers zu Dresden, Heinrich Wilhelm Rachel (1783–1861) und dessen Ehefrau Emilie (1788–1865).[1] Heinrich Wilhelm Rachel war Inhaber der Goldenen Medaille des königlich-sächsischen Zivil-Verdienst-Ordens, Mitglied der Ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen sowie Hausbesitzer des Hauses in der Kleinen Schießgasse 1. Gustav Heinrich hatte noch drei Geschwister:
- Julius Wilhelm Rachel (1813–1880). Er lernte wie seine Brüder auf der Dresdner Kreuzschule, studierte Rechtswissenschaften, wurde Advokat (Rechtsanwalt) und Sachversicherer, war Mitte der 1850er Jahre Dresdner Stadtverordneter und betätigte sich auch als Schriftsteller. Dessen Sohn, Prof. Dr. phil. Max Hermann Rachel (1843–1904) war ein deutscher Gymnasiallehrer, zuletzt im Rang eines Professors als Konrektor am Vitzthumschen Gymnasium.
- Hermann Moritz Rachel (1819–1842). Er starb während seines Medizinstudiums in Leipzig am Nervenfieber.
- Anna Rachel (1824–1848). Sie starb ebenfalls am Nervenfieber.
Gustav Heinrich Rachel heiratete 1843 seine Ehefrau Agnes verh. Rachel, eine Tochter eines Geistlichen der Herrnhuter Brüdergemeinde. Seine Witwe zog nach seinem Tod in die Uhlandstraße 39.[2] Das Paar hatte folgende Kinder:
- Anna Elsiabeth Rachel, Mal- und Zeichenlehrerin. Sie wohnte u.a. in der Dürerstraße 40.
- Carola Susanna Rachel, Bezirksschul-Hilfslehrerin. Sie wohnte in der Königsbrücker Straße 20.
- Dr. phil. Paul Moritz Rachel (* 28. Januar 1851 in Dresden; †) studierte klassische Philologie. Er war Lehrer an der öffentlichen Handelslehranstalt und wohnte anfangs in der Großen Plauenschen Straße 24,[3][4] später auch u.a. in der Neuen Gasse 38.[5] Er zog nach dem Tod seines Vaters ebenfalls 1887 in die Uhlandstraße.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Gustav Heinrich Rachel studierte nach seiner Schulbildung an der Technischen Bildungsanstalt und war dort der Schüler von Professor Johann Andreas Schubert (1808–1870). Außerdem war Rachel Schüler in der Kameralvermessungsanstalt zu Dresden, wo er von Wilhelm Gotthelf Lohrmann (1796–1840) betreut wurde.[6]
Nach seinem Studium wurde Rachel zuerst in der sogenannten Plankammer und von 1832 bis 1835 bei der „Königlichen Cameralvermessung“ als Feldvermesser beschäftigt. Von 1836 bis 1839 war er als Vermessungsingenieur beim Bau der Leipzig-Dresdner Eisenbahn maßgeblich beteiligt. Nach der Fertigstellung der ersten Fernbahn Deutschlands ging Rachel nach Österreich und arbeitete wiederum als Vermessungsingenieur von 1839 bis 1842 an der Südbahn Wien – Gloggnitz. Danach war er an den Vorarbeiten der Prag–Dresdner–Eisenbahn beteiligt. Als verantwortlicher Ingenieur, mittlerweile im Rang eines königlich-sächsischen Baurates übernahm er den Bau der Eisenbahnstrecke Löbau – Zittau und danach der Strecke Zittau – Reichenberg (heute Liberec/ Tschechische Republik). An dem von 1845 bis 1848 errichteten Viadukt über das Obercunnersdorfer Tal machte er sich als Brückenbauer einen Namen. Ein „R“ im Schlussstein eines Brückenbogens erinnert dabei an ihn als Erbauer.[7]
1861 trat Rachel in die Betriebsleitung der beiden sächsischen Eisenbahnlinien ein und wurde 1865 in den Rang eines königlich-sächsischen Direktionsrates erhoben. Im gleichen Jahr zog er in die sächsische Landeshauptstadt, wo er erstmals 1866 im Dresdner Adressbuch als Direktionsrat bei der Generaldirektion der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen verzeichnet ist. Er wohnte anfangs in der Antonstraße 8 im zweiten Obergeschoss,[8] zog aber noch im gleichen Jahr in die Struvestraße 7.[9] 1870 zog er in eine Wohnung direkt am damals noch vorhandenen Böhmischen Bahnhof, wo im Obergeschoss anfangs die königliche Eisenbahndirektion untergebracht war, an den Prager Platz 4,[10] der 1871 in Bismarckplatz umbenannt wurde.
1875, zum zehnjährigen Amtsjubiläum in der Generaldirektion der sächsischen Eisenbahnen wurde Rachel in den Rang eines Geheimen Finanzrats erhoben und in den Aufsichtsrat der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen im sächsischen Finanzministerium berufen.[11] Hier arbeitete er mit dem Geheimrat Claus Köpcke (1831–1911) zusammen und wurde Mitglied der Prüfungskommission für Eisenbahningenieure.
1885, aufgrund der Folgen einer schweren Erkrankung, musste Rachel schweren Herzens in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig zog er in eine Wohnung im ersten Obergeschoss in der Werderstraße 14.[12] Rachel starb Mitte Dezember 1886, weshalb er noch im Dresdner Adressbuch von 1887 verzeichnet ist. Rachel wurde am 19. Dezember 1886 beerdigt.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- vor 1865: königlich-sächsisches Zivil-Verdienstkreuz
- 1871: Ritter 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1885: Komtur 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
[Bearbeiten] Quellen
- Gustav Heinrich Rachel in: Centralblatt der Bauverwaltung vom 8. Januar 1887, Online-pdf auf opus.kobv.de, S. 16
- Altdresdner Familienleben in der Biedermeierzeit, Paul Moritz Rachel, Dresden 1915, Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1865, SLUB, S. 226
- ↑ Adressbuch Dresden 1888, SLUB, S. 454
- ↑ Studenten an der TU Dresden auf tu-dresden.de
- ↑ Adressbuch Dresden 1875, SLUB, S. 299
- ↑ Adressbuch Dresden 1880, SLUB, S. 352
- ↑ Personennachlass Wilhelm Gotthelf Lohrmann im Hauptstaatsarchiv Sachsen
- ↑ Claus Köpcke 1831-1911: Netzwerke; Biographie eines Ingenieurs, Claudia Elbert, Online-Leseprobe auf Google Books, S. 146, Fußnote 6
- ↑ Adressbuch Dresden 1866, SLUB, S. 235
- ↑ Adressbuch Dresden 1867, SLUB, S. 240
- ↑ Adressbuch Dresden 1871, SLUB, S. 257
- ↑ Dresdner Adressbuch 1876, SLUB, S. 312
- ↑ Adressbuch Dresden 1885, SLUB, S. 375