Hans Richter

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Richters Geburtshaus in Kralovstvi (Böhmen)
Wohnkomplex Kopernikusstraße in Trachau
Wohnblock der Gewobag, Rehefelder Straße
Wasserturm in Hellerau

Der Architekt Hans Richter war einer der bedeutendsten Vertreter der „Neuen Sachlichkeit“ in der Dresdner Architektur.

Als Sohn eines Webers am 14. April 1882 im böhmischen Königswalde (Kralovstvi) geboren, absolvierte er nach einer Maurerlehre in Rumburg (Rumburk), dem Besuch der Staatsgewerbeschule in Reichenberg (Liberec) und der Arbeit als Techniker in Aussig (Usti nad Labem) ein Studium an der Dresdner Kunstakademie (19101915). Zu seinen Lehrern gehörten u. a. Paul Wallot (18411912), German Bestelmeyer (18741942) und Cornelius Gurlitt (18501938).

Bevor sich Hans Richter 1929 als freischaffender Architekt in Dresden (Sedanstraße 24) niederließ, fand er zunächst in der Bauverwaltung des Sächsischen Finanzministeriums unter Oskar Kramer (18711946) eine Anstellung. (Nach Entwürfen Kramers war in den Jahren 1903 bis 1907 das Amts- und Landgericht mit Untersuchungsgefängnis am Münchner Platz erbaut worden.)

Im Laufe seines langen Berufslebens nahm der 1929 vom Sächsischen Kultusministerium in den Akademischen Rat berufene Architekt Hans Richter an zahlreichen Wettbewerben für Wohn- und Industriebauten teil. Einige seiner mit Preisen bedachten Entwürfe wurden angekauft und realisiert.

Auch wurden „... mehrere große Wettbewerbserfolge, darunter 1931 ein Auftrag für ein Hochhaus am Pirnaischen Platz in Dresden, seine Erweiterung der Innenstadt in Teplitz-Schönau und schließlich die mit dem Dresdner Stadtbaurat Paul Wolf (18791957) gemeinsam entworfene Magistrale für den Wettbewerb Stockholm in der Zeit der Weltwirtschaftskrise von ihm errungen.“[1]

Für die Sechste Jahresschau Deutscher Arbeit zum Thema „Das Papier“ (1927) konzipierte er die Ausstellungshalle 18 für Papierveredelung (Süd) und das Papier im Verkehr (Nord) mit einem Musterpostamt der Reichspost sowie die Halle 28 „Papier im täglichen Leben, Dekoration und Theater“[2]. Auch für die Zweite Internationale Hygieneausstellung 1930 entwarf er Hallen, die sich durch Einfachheit und Heiterkeit zugleich auszeichneten[1].

Mit dem Wasserturm (1925) in Hellerau, den ehemaligen „Hille-Werken“ in Reick (1927), dem Wohnblock mit Läden, Fernheizwerk und Zentralwäscherei der Gemeinnützigen Wohnungsbau-Aktiengesellschaft Dresden (Gewobag) in Pieschen (19261928) und der damals modernsten Dresdner Wohnsiedlung in Trachau (19281938) setzte Hans Richter neuzeitliche Akzente, an deren innovativer Gestaltung sich die Traditionalisten des Bauens, aber auch die reaktionären politischen Kräfte rieben. Die Großsiedlung Dresden-Trachau, an deren Erbauung bis 1933 mehrere Gesellschaften und als Architekten neben Hans Richter auch Hans Waloschek (18991985) und die Dresdner Architektenfirma Rudolf Schilling & Julius Gräbner beteiligt waren, ist das bekannteste Beispiel des „Neuen Bauens“ in Dresden.

Weil aber „der Nachwelt nicht bezeugt werden soll, dass der verbildete oder verwilderte Geschmack des einzelnen Volksgenossen (also auch der des Hans Richter KB) sich im neuen Deutschland ungehindert austoben durfte, und wenn schon die bisherigen Bausünden nicht ohne weiteres getilgt werden können, so sind wenigstens neue Einbrüche in die vorhandene Schönheit und Ausgeglichenheit der Ortsbilder in öffentlichem Interesse zu verhindern.“[3]

Demzufolge waren durch den NS-Staat auch alle Arbeiten in der Trachauer Großsiedlung gestoppt und die beiden maßgeblichenen Architekten, Hans Richter und Hans Waloschek, entlassen worden. Erst 1934/35 konnten nach Überarbeitung der Bauunterlagen durch andere Architekten weitere Häuser errichtet werden.

Hans Richters Gesamtwerk – er wohnte seit 1936 auf der Semperstraße 15 – wurde während der Bombenangriffe im Februar 1945 vollständig vernichtet. Nach kurzem Aufenthalt in seinem Geburtsort bezog er 1946 eine Wohnung auf der Heynahtsstraße 9 in Dresden.

Dort entstanden u. a. Entwürfe für einen Pionierpalast (1951), den Wiederaufbau der Pfarrkirche St. Franziskus Xaverius in Dresden-Neustadt (1952), für ein Theater der Jungen Generation (undatiert) und für die Katholische Pfarrkirche Dresden-Strehlen (1952).

Nach Hans Richters Entwürfen wurden in den Jahren 1950 bis 1954 die Innenräume der 1913/14 errichteten und 1945 ausgebrannten Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin wieder aufgebaut.

Am 10. Dezember 1971 starb mit Baurat a.D. Hans Richter einer der bedeutendsten Vertreter der „Neuen Sachlichkeit“ in der Dresdner Architektur. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz. Das Urnengrab ist nicht mehr vorhanden.

[Bearbeiten] Quellen

  1. a b aus: Rothstein, F.: Zum 76. Geburtstag von Hans Richter, Dresden in: Deutsche Architektur 1958, S. 279
  2. Sechste Jahresschau Deutscher Arbeit Dresden 1927: „Das Papier“, amtlicher Führer S. 134, Plan 4
  3. aus: Erlaß des Ministeriums des Innern, betr. Heimatschutz im Bauwesen vom 10. August 1934

[Bearbeiten] Weblinks

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