Tolkewitz
Der Stadtteil Tolkewitz befindet sich linkselbisch zwischen Laubegast und Blasewitz und dem Stadtteil Seidnitz begrenzt. Der ehemalige Dorfkern Alttolkewitz wird indes dem Stadtteil Laubegast (Ortsamtsbereich Leuben) zugerechnet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte[1]
- 1349: Tolkewitz wird im Lehnbuch Friedrich d. Strengen erstmals urkundlich erwähnt. Die Tolkewitzer Herren sind Wigandus Nurenberg und Ludwig von Kürbitz.
- 1561: Die Rügen und Artikel (Bestimmungen) von Tolkewitz legen Gewohnheitsrechte, Wege und Grenzen fest.
- 1674: Auspfarrung aus der Frauenkirche, Einpfarrung nach Leuben
- 1688: brennt Tolkewitz ab.
- 1705: Christian Gärtner, der „Sterngucker von Tolkewitz“ wird am 6. Mai geboren (gestorben am 31.Dezember 1782).
- 1749: Tolkewitz führt ein Gemeindewappen – drei Bäume.
- 1765: brennt Tolkewitz zum zweiten Mal ab.
- 1802: Die gesamte kursächsische Armee mit 30 000 Mann versammelt sich im Lager von Tolkewitz.
- 1873: brennt Tolkewitz zum dritten Mal ab, Neutolkewitz entsteht.
- 1881: Die Stadt legt den Johannisfriedhof an. Die erste Gärtnerei (Böhme) siedelt sich an.
- 1893: Paul Hauber gründet seine Baumschule.
- 1898: Das Wasserwerk wird in Betrieb genommen.
- 1899: Der Straßenbahnhof wird gebaut.
- 1902: Tolkewitz erhält eine eigene Schule.
- 1911: Das Krematorium wird errichtet.
- 1912: Am 1. Juli wird Tolkewitz nach Dresden eingemeindet.
- 1927: Beginn des Siedlungsbaus an der Marienberger- und Toeplerstraße. Der Niedersedlitzer Flutgraben wird begradigt.
- 1945: Zerstörung von Straßenbahnhof, Gärtnereien und Wohnhäusern während der Angriffe am 13. u. 14. Februar
- 1947: Wiederaufbau des Straßenbahnhofs abgeschlossen
- 1951: Weihe der Ev.-Luth. Bethlehemkirche am 16. Dezember
- 1957: Wiederaufbau der zerstörten Siedlungshäuser abgeschlossen
- 1960: bis 1963 wird an der Knappe-, Wilisch- und Nagelstraße ein neues Wohngebiet errichtet.
- 1990: ab 1990 verstärkte Wohnungsbautätigkeit
- 2002: Das Jahrhunderthochwasser der Elbe überschwemmt Alttolkewitz und Teile von Neutolkewitz.
[Bearbeiten] Siedlung der Wohnungsbaugenossenschaft für Handwerk, Handel und Gewerbe in Dresden und Umgebung e.G.m.b.H.
Während des 1. Weltkrieges und der Inflationszeit wurde in Tolkewitz nicht gebaut. Die Bevölkerungszahl stieg aber bis 1925 auf 2458 Einwohner an, und es herrschte Wohnungsnot. Paul Hauber und andere Grundeigner verkauften Land an Baugenossenschaften. Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Laubegast e.G.m.b.H. baute mit finanzieller Unterstützung der Polizeibehörde und des Finanzministeriums die Wohnhäuser entlang der Marienberger Straße. Die Wohnungsbaugenossenschaft für Handwerk, Handel und Gewerbe in Dresden und Umgebung e.G.m.b.H. errichtete ab 1927 in zwei Bauabschnitten das Gebiet Nagelstraße, Lewickistraße, Toeplerstraße, Theodorstraße, Schulze-Delitzsch-Straße und Knappestraße. Den Genossenschaftsgründer Baurat Martin William Axt und den Architekt Otto Reinhardt verewigte man als Figuren über den Hoftoren Toeplerstraße Ecke Theodorstraße, bzw. Lewickistraße Ecke Theodorstraße. Ein Teil der Gebäude wurde 1945 zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte bis 1957. Um 1930 legte man auch den Toeplerpark an. 1960 bis 1963 baute man auf der Knappe-, Wilisch- und Nagelstraße 520 Wohnungen. Die „Neubaugebiete“ an der Schlottwitzer Straße (um 1970) und an der Löwenhainer Straße (um 1980) befinden sich auf Seidnitzer Flur.
[Bearbeiten] Lage, Elbe, Elbwiesen, Tännicht
Die Gemarkung Tolkewitz wird von der Elbe geprägt. Der Fluss hat sich in die eiszeitlichen Ablagerungen eingegraben und schuf Auen mit tieferen und höheren Bereichen. Diese sind heute als Flusslandschaft mit den Elbwiesen und den etwas höher gelegenen Altelbarmen erlebbar. Die hochwassergeschützten Schotterterrassen tragen die Siedlungen. Noch um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert gab es ausgeprägte Dünengebiete, die so genannten Sandberge. Sie wurden zur Bausandgewinnung restlos abgebaut, zuletzt in der Schumann’schen Sandgrube Nähe der Wehlener Straße in Neutolkewitz um 1935. Das Tännicht - Reste sind im Bereich des Urnenhains noch erhalten - gehörte einst zu einem ausgedehnten Kiefern- und Birkenwaldgebiet zwischen Johannstadt und Tolkewitz. Ein ehemaliges Forsthaus existiert heute noch. Es befindet sich auf dem Terrain des Johannisfriedhofs am Ausgang zur Tolkewitzer Straße.
[Bearbeiten] Gemeindeverwaltung und Postamt
Nach der Zerstörung von Alttolkewitz beim Brand 1873 wurde das Gemeindeamt im Haus des Omnibus-Unternehmers und Millionärs Otto Jank, heute Alttolkewitz Nr. 14, eingerichtet. Der folgende rasante Aufstieg von Neutolkewitz führte auch zur Verlagerung des Gemeindeamtes, welches sich ab 1902 im Haus des Gemeindevorstehers Markus Arnold, heute Marienberger Straße 71, befand. Im Grundstück wurde auch eine Arrestzelle errichtet. Der von der Gemeinde angestellte Schutzmann Eduard Wartmann verdiente zu dieser Zeit monatlich 75 Mark. Nach 1905 baute man das Gebäude Marienberger Straße Ecke Toeplerstraße. Wegen der „runden Ecke“ und des im Hochrelief ausgeführten Mädchenreigens nannten es die Tolkewitzer „die Oper“. Hier wurde bis zur Eingemeindung nach Dresden 1912 das Gemeindeamt eingerichtet. Bis in die 1920er Jahre befanden sich im Gebäude noch Polizei, Sparkasse und das Postamt, welches zunächst ab 1905 in der Bellingrathstraße 2 untergebracht war. Das Postamt wurde bis zur Errichtung des Postamtes 21 auf der Hofmannstraße um 1927 betrieben. Erst im Dezember 1964 erhielt Tolkewitz mit dem Amt 61 wieder eine eigene Poststelle. Noch einmal bekam Tolkewitz eine Verwaltung. 1945 zog die Sowjetische Kommandantur in die Richtersche Villa, Wehlener Straße Nr. 27, ein.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Elbe, Elbwiesen, Tännicht, Niedersedlitzer Flutgraben, Alttolkewitz, Wasserwerk Tolkewitz, Johannisfriedhof, Krematorium und Urnenhain, Gemeindeverwaltung und Postamt, Schule, Bethlehemkirche, Siedlung, Toeplerpark
- ehemalige: Donath's Neue Welt, Straßenbahnhof Tolkewitz, Baumschule Hauber
[Bearbeiten] Straßengeschichte
Im Adreßbuch der Vororte Dresdens von 1897 gab es folgende Straßen in Tolkewitz:
Damalige Benennung - Jetzige Benennung
Blasewitzer Straße - Tolkewitzer Straße
Dresdner Straße - Wehlener Straße/Alttolkewitz
Seidnitzer Straße - Marienberger Straße
[Bearbeiten] Quellen
-
- ↑ Historische Ansichten von Tolkewitz, Ev.-luth. Bethlehemkirchgemeinde, Text: Martin Kaden, 2. Auflage 2004
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Tolkewitz“
- Geschichte von Tolkewitz auf dresden.de
- http://www.dresden-und-sachsen.de/dresden/tolkewitz.htm
- http://www.kirchgemeinde-dresden-blasewitz.de
- Gefallenendenkmal I. WK (Parkanlage auf der Salbachstraße)
- Tolkewitz auf www.dresdner-stadtteile.de (Archivversion)