Karl Meltzer
Karl Gustav Meltzer, anfangs auch Carl Gustav Melzer (* 5. Januar 1828 in Dorfchemnitz/Sachsen; † 13. August 1876 in Frankenberg/Sachsen) war ein sächsischer Jurist, Rechtsanwalt und langjähriger Bürgermeister von Frankenberg. Er war dort fast 20 Jahre im Amt als oberster Ratsherr.
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[Bearbeiten] Familie
Karl Gustav Meltzer entstammte der der sächsischen Familie Meltzer/Melzer, die ursprünglich aus dem Erzgebirge stammt. Spitzenahn ist sein Urgroßvater Gottlob Melzer, dessen Hochzeit 1721 in Drebach bei Wolkenstein stattfand. Meltzers Urgroßvater war Karl Gottlieb Melzer (1758–1810). Karl Meltzer war der Sohn des königlich-sächsischen Ökonomie-Ablösungskommissar Carl Gottlieb Traugott Melzer (* 22. März 1799 in Berthelsdorf bei Glauchau; † 25. Dezember 1860 in Pirna) und dessen 1827 geheirateter Ehefrau Christiane Eleonore geb. Schöder * 24. September 1801 in Lauenstein/Sachsen; † 13. April 1883 in Pirna), Tochter des Tischlermeisters Karl Gottlob Schöder (1766–1837) und dessen Ehefrau Johanne Gottliebe geb. Schiffel (1776–1851). Meltzer hatte neun Geschwister, won denen drei jung starben. Die anderen waren:
- Paul Meltzer (1829–1908), Betriebssekretär der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, Inhaber des königlich-sächsischen Verdienstkreuzes und des Erinnerungskreuzes für 1849, dessen Tochter war die Lehrerin Anna Meltzer (1873–1945).
- Ernst Meltzer (1833–1896), evengelisch-lutherischer Pfarrer, Superintendent zu Auerbach/Vogtland.
- Franz Meltzer (1835–1885), Zimmerer- und Baumeister in Pirna. Dessen Sohn Konrad Karl Meltzer (1876–1965 war Stadtrechtsrat und Stadtdirektor in Leipzig.
- Karoline Elisabeth Meltzer (1837–1919), lebte als Privata in Pirna.[1]
- Martha Elisabeth Meltzer (1838–1915) ⚭ Friedrich Georg Rehn (1838–1900), Steinbruchpächter in Pirna.[2]
- Otto Meltzer (1846–1909), Lehrer, Historiker, Gymnasiallehrer an der Kreuzschule und Direktor des Wettiner Gymnasiums in Dresden. Dessen Ehefrau Louise Meltzer (1852–1941) war ebenfalls 1919 als eine der 59 Frauen Mitglied im Verein für Geschichte Dresdens.
Karl Meltzer heiratete am 17. Mai 1857 in Frankenberg Anna Sidonie Charlotte geb. Enzmann (* 16. November 1831 in Leipzig; † 24. Dezember 1893 in Dresden), einzige Tochter des Goldschmiedes und vereidigten Rats- und Leihhaustaxators[3] der Stadt Leipzig Gottlob Enzmann (1805–1869) und dessen Ehefrau Julia Charlotte geb. Sieg (1811–1839). Das Ehepaar Meltzer hatte elf Kinder, von denen aber nur vier das Erwachsenenalter erreichten:
- Konrad Heinrich Meltzer (* 23. April 1859 in Frankenberg; † 28. Februar 1927 in Leipzig), königlicher Bezirks-Brandversicherungs-Inspektor und Hochbausachverständiger,[4] zuletzt sächsischer Regierungsbaurat.[5]
- Helene Ottilie Meltzer (* 17. Dezember 1866 in Frankenberg; † 12. November 1944 in Leipzig), Privata, blieb unverheiratet.
- Konrad Otto Meltzer (* 26. August 1869 in Frankenberg; † 29. Oktober 1895 in Dresden), Bankangestellter.
- Konrad Helmut Meltzer (* 4. Oktober 1870 in Frankenberg; † 5. Juli 1941 in Eckhardtsheim bei Bielefeld), Büroangestellter.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Karl Meltzer erhielt seine höhere Schulbildung an der Landes- und Fürstenschule St. Afra in Meißen, in die er zu Ostern, am 24. April 1843 als Schüler eintrat. Er blieb am Meißner Gymnasium bis Michaelis 1848, d.h. bis zum 21. September 1848, an dem er auch sein Reifezeugnis ablegte. Anschließend nahm Meltzer ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität in Leipzig auf.
Meltzer ist erstmals 1854 im Staatshandbuch für das Königreich Sachsen als Aktuar am Justizamt Frankenberg mit Sachsenburg verzeichnet.[6] Bereits drei Jahre später ist Karl Meltzer Bürgermeister der Stadt Frankenberg.[7] Ab spätestens 1862 erhielt Meltzer auch seine Zulassung als Advokat (Rechtsanwalt), blieb aber weiterhin im Amt als Bürgermeister in Frankenberg.[8] Nach dem Deutschen Krieg 1866 wurde Meltzer als Abgeordneter des 9. Wahlbezirkes des Königreiches Sachsen Mitglied der Ständeversammlung. Er war damit Landtagsabgeordneter des 12. Ordentlichen Landtages in einer Wahlperiode von 1866 bis 1868. Meltzers Stellvertreter als Abgeordneter war der Fabrikbesitzer und Ratsmann zu Hainichen, Friedrich August Flatter.[9]
Im „Frankenberger Nachrichtenblatt und Bezirksanzeiger“ vom 25. September 1869 sowie vom 22. Januar 1870 veröffentlichte Meltzer zwei Denkschriften zur Begründung und über die Einrichtung des ersten Frankenberger Kindergartens, damals noch „Kinderbewahranstalt“ genannt. Meltzer berief sich auf die Grundsätze von Fröbel und ließ eine Frankenberger Kindergärtnerin auf Schloss Marienthal bei Bad Liebenstein/Thüringen ausbilden. Meltzer schrieb:
„... Der Kindergarten, eine Anstalt zur erziehlichen Pflege kleiner Kinder vor ihrem Eintritte in die Volksschule, ist ein Erzeugnis unseres Jahrhunderts, hervorgerufen durch die veränderten Lebensverhältnisse des weiblichen Geschlechts. Der Frau gehört naturgemäß die erste Erziehung des Kindes: Mutterschooß und Mutterauge und Mutterhand sind die erste und beste Erziehungsanstalt für das frühe Kindesalter, bis dann die Schule dem Elternhaus helfend zur Seite tritt. Aber wieviele Mütter sind behindert, diese hochwichtige und heilige Pflicht der sorgfältigen Bewahrung des Kindes vor bösen Einflüssen, der treuen Pflege seines Leibes, der allmählichen Erschließung und Ausbildung seines Inneren zu erfüllen! Manche Mutter läßt die Kleinen als Waisen zurück; unzählige andere sind durch die gegenwärtigen Verhältnisse gezwungen, ihre ganze Zeit und Kraft auf den Erwerb zu verwenden, da es dem Manne allein nicht mehr gelingen will, den Unterhalt für seine Familie durch seiner Hände Arbeit zu erschwingen. ... “[10]
Nach zirka 20 Jahren als Ratsherr und Bürgermeister schied Meltzer zeitig, im 49. Lebensjahr durch seinen Tod aus dem Amt und aus dem Leben.
[Bearbeiten] Quellen
- August Hermann Kreyssig: Verzeichniss sämmtlicher Schüler der Königlichen Landesschule zu Meissen von 1543 bis 1875, 8422 an der Zahl, Meißen 1876, Digitalisat der SLUB, S. 500
- Hermann Peter: Jahresbericht über die Fürsten- und Landesschule Meissen..., Meißen 1877, Digitalisat auf Google Books, S. 44
- Paul Hermann Kreyssig: I. Nachtrag zu Dr. A.H. Kreyssigs Afraner-Album, Crimmitschau 1893, Digitalisat der SLUB, S. 44
- Genealogische Daten aus My Heritage und Ancestry, Familienstammbaum Stolzenberger, Anmeldung erforderlich
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Pirna 1914, S. 259, SLUB
- ↑ Adressbuch Pirna 1895, S. 174, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1869, S. 129, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1919, S. 579, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1927, S. 701, SLUB
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1854, Digitalisat auf Google Books, S. 79
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1857, Digitalisat auf Google Books, S. 277
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1863, Digitalisat auf Google Books, S. 364
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1867, Digitalisat auf Google Books, S. 113, 139, 375, 557
- ↑ Vor 145 Jahren - In der Stadt Frankenberg... in: Frankenberger Amtsblatt, Nr. 11, Jahrgang 23, Freitag, 12. Juni 2015, Onlineversion auf docplayer.org, S. 12
[Bearbeiten] Weblinks
- Karl Meltzer, Datensatz in den historischen Protokollen des Sächsischen Landtages