Karl Rüdrich
Karl Rüdrich (* 11. Mai 1899 in Gruben bei Meißen; † 10. April 1958 in Bad Elster) war ein antifaschistischer Widerstandskämpfer, Heilpraktiker und Arzt.
Rüdrich war der Sohn des Schuhmachers Bruno Rüdrich und dessen Frau Anna. Er wuchs zusammen mit seinen sechs Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf.
Nach dem Besuch der Volksschule in Constappel bei Klipphausen arbeitete er zunächst von 1913 bis 1915 in der Landwirtschaft. Anschließend war er in mehreren in Hotels in Berlin tätig, wo er sich der Freien Sozialistischen Jugend anschloss und Abendkurse einer Fachschule für Naturheilkunde besuchte. In Berlin erfolgte im Zusammenhang mit der 1.-Mai-Demonstration 1916 seine erste Verhaftung. Nach der Haftentlassung war er in verschiedenen Fabriken in Meißen und Umgebung tätig. Kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde er noch zum Militärdienst einberufen, den er beim sächsischen Gardereiterregiment in Dresden und später in der Nähe von Riga ableistete.
Im Herbst 1918 kehrte Rüdrich in seine Heimat zurück und nahm an der Novemberrevolution in Dresden und Meißen teil. Im Januar 1919 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und dem nur kurzzeitig existierenden Roten Soldatenbund bei. Nach seiner Beteiligung an Kämpfen im Zusammenhang mit dem Kapp-Putsch wurde er zu einer 14-monatigen Gefängnisstrafe verurteilt, die er aber nur zum Teil verbüßen musste. Nach der Haftentlassung war er Arbeiter in einem Eisenwerk in Cossebaude und belegte nebenbei erneut Kurse der Fachschule für Naturheilkunde in Berlin.
Ab 1924 war Rüdrich in Löbtau als Magnetopath[1][2] und homöpathischer Heilpraktiker tätig. 1926 promovierte er am College of Naturopathy in Pittsburgh (USA) zum Doktor der Naturheilkunde.
Bereits vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 war Rüdrich in der Leitung des seit 1929 verbotenen Roten Frontkämpferbundes (RFB) aktiv. In seiner Wohnung soll sich zeitweilig auch das Büro der KPD-Unterbezirksleitung Dresden befunden haben. Pfingsten 1933 traf er sich in der ČSR mit dem KPD-Funktionär Bruno Goldhammer, der ihm Instruktionen für die illegale Parteiarbeit übermittelte. Im Rahmen einer Verhaftungswelle gegen ca. 50 RFB-Mitglieder wurde auch Rüdrich am 26. Juli 1933 verhaftet. Nach langer Untersuchungshaft wurde er im Januar 1935 zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Haft verbüßte er im Zuchthaus Waldheim. Bei der Überführung von dort ins Konzentrationslager Sachsenhausen gelang ihm zunächst die Flucht, doch an der dänischen Grenze wurde er gestellt. Die folgenden Jahre verbrachte er in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Flossenbürg und Dachau.
Nach der Befreiung war Rüdrich im Mai und Juni kurzzeitig politisch in München tätig. Dann kehrte er nach Dresden zurück. Im August 1945 erfolgte seine Anstellung im Ressort Inneres und Volksbildung der Landesverwaltung Sachsen. Bereits im folgenden Monat wechselte er jedoch ins Ressort Justiz und Gesundheitswesen und wurde dort Personalreferent für das Gesundheitswesen. Im Oktober 1945 erfolgte die Ernennung zum Ministerialrat. Zeitweise war er auch stellvertretender Staatssekretär. Im Zuge der Vereinigung von KPD und SPD wurde er 1946 Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Ab Dezember 1946 war er im Ministerium für Arbeit und Sozialfürsorge der Landesregierung Sachsen tätig. Danach schied er aus der Landesverwaltung aus und studierte von 1947 bis 1950 Medizin an der Universität Leipzig. Anschließend war er als Kreisarzt in Dippoldiswalde tätig. 1952 wurde er Chefarzt der Poliklinik des Kraftwerks Hirschfelde. Doch bereits ein Jahr später erfolgte seine Invalidisierung. Nach seinem frühen Tod am 10. April 1958 während eines Kuraufenthalts in Bad Elster wurde er auf dem Heidefriedhof beigesetzt.
Im Jahr 1962 wurde die Dr.-Karl-Rüdrich-Straße nach ihm benannt (1990 umbenannt in Reitbahnstraße). Außerdem wurde am 16. April 1986 die Berufsschule in der damaligen F.-C.-Weiskopf-Straße 83 nach Rüdrich benannt.[3]
[Bearbeiten] Quellen
- Biografische Notizen zu Dresdner Straßen und Plätzen, die an Persönlichkeiten aus der Arbeiterbewegung, dem antifaschistischen Widerstandskampf und dem sozialistischen Neuaufbau erinnern. Hrsg. Museum für Geschichte der Stadt Dresden, Dr. Rudolf Förster, Dresden 1976, S. 64.
- Dr. Karl Rüdrich. Kommunist, Antifaschist, Arzt. Rat der Stadt Dresden, Abt. Berufsbildung/Berufsberatung, Dresden 1986.
- Andreas Thüsing (Hrsg.): Das Präsidium der Landesverwaltung Sachsen. Die Protokolle der Sitzungen vom 9. Juli 1945 bis 10. Dezember 1946. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, S. 535 f. (Kurzbiografie)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adreßbuch für Dresden und Vororte 1925/26, Teil I, S. 753.
- ↑ „Magnetopath: mit Magnetismus behandelnder Heilkundiger.“ In: DUDEN: Das Große Fremdwörterbuch. Dudenverlag, Mannheim u. a. 1994, S. 848.
- ↑ Die Geschichte unserer Schule, Website des Beruflichen Schulzentrums für Dienstleistung und Sozialwesen.