Karl Theodor Kunz

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Karl Theodor Kunz, geboren als Carl Friedrich Theodor Kuntze, später auch Kunze (* 27. Juli 1791 in Dresden; † 29. Dezember 1863 ebenda) war ein königlich-sächsischer Offizier, zuletzt im Rang eines Majors sowie ein Ingenieur, Eisenbahner und Beamter der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen.

[Bearbeiten] Familie

Karl Theodor Kunz wurde am 28. Juli 1791 als Carl Friedrich Theodor Kuntze in Dresden getauft. Er war der älteste Sohn des königlich-sächsischen Finanzbeamten Friedrich Gottlob Kuntze (* 1762; † 23./24. November 1829 in Dresden),[1][2] auch Kunze [3] und dessen am 2. Februar 1790 in Dresden geheirateter Ehefrau Johanna Friederica Wilhelmina geb. Michaelis, Tochter von Johann Paul Michaelis.[4] Karl Theodors Vater arbeitete bis 1812 als Registrator im sächsischen „Geheimen Finanz-Collegium“.[5] Karl Theodors Großvater väterlicherseits war der Leinweber, Häusler, königlich-sächsische Akzise-Einnehmer und Musikus Andreas Kuntze zu Dürrweitzschen bei Leipzig († nach 1811).[6] Karl Theodor hatte noch mehrere Geschwister.

Karl Theodor Kunz war ab 1828 mit Clara Constantia Kunz (* (1805; † 5. März 1896 in Dresden)[7] verheiratet. Das Paar hatte u.a. eine Tochter:

Karl Theodors Witwe wohnte direkt nach seinem Tod in der Bautzner Straße 39c,[9] zuletzt in der Holzhofgasse 5. Sie überlebte ihren Mann um mehr als 30 Jahre.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Karl Theodor Kunz wuchs als Kind in großer Armut auf und besuchte die Bürgerschule in Dresden-Neustadt. Kunz begann eine militärische Laufbahn und trat als Kadett in die unentgeltliche Bauakademie der sächsischen Armee ein. Er wurde am 17. Juni 1810 zum Offizier ernannt und ist erstmals 1811 im Dresdner Adressbuch im ersten Leutnantsdienstgrad, als „Sous-Lieutenant“ im königlich-sächsischen Artilleriekorps verzeichnet. Zu dieser Zeit wohnte er nahe der Dresdner Kasernen am Neustädter Markt 131.[10] Noch im gleichen Jahr zog er zu seinem Vater in die Rähnitzgasse 83.[11] Kunz nahm mit der sächsischen Armee an den Feldzügen unter Napoleon 1813 und 1814 teil.

1815, nach dem Ende der Napoleonische Kriege wurde Kunz nach der Regorganisation der sächsischen Armee in das Fußartillerie-Regiment versetzt und bezog ein Quartier in der Neustädter Kaserne,[12] wo er bis 1819 blieb.

1821 kehrte Kunz, mittlerweile im Rang eines Premierleutnants, zurück nach Dresden, zog in der Dresdner Neustadt an den Obergraben 84 und wurde Adjutant im Stab des Fußartillerie-Regiments.[13] 1823 zog er an den Kohlmarkt 18,[14] später in die Hausnummer 14. 1826 wechselte Kunz in die „Königliche Wasser-Bau-Direktion“, wo er als Assistent des Baudirektors Christian Friedrich Wagner wirkte.[15] Am 7. August 1827 wurde Kunz in den Rang eines Hauptmannes befördert, 1828 zog er in der Neustadt an das Wiesentor 10A.[16]

Ende 1830, nach der Pensionierung seines Amtsvorgängers Wagner, wurde Karl Theodor Kunz mit Wirkung ab Januar 1831 zum Wasserbaudirektor zu Dresden ernannt,[17] was er bis 1846 nominell blieb. Für diese Dienststellung erhielt er jährlich 1.000 Taler Gehalt.

Kunz interessierte sich jedoch bereits in den 1830er Jahren für das neue Transportmittel Eisenbahn und für die Gedanken von Friedrich List und Gustav Harkort. Nachdem sich am 3. April 1834 das Komitee zur Gründung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie (LDE) konstituierte, wurde Kunz aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen als Ingenieur zum Ehrenmitglied des Komitees der LDE berufen.

Kunz beschäftigte sich aus privatem Interesse mit einer möglichen Trassierung der geplanten Eisenbahnstrecke von Leipzig nach Dresden und legte seinen Vorschlag einer Strecke über Riesa dem Komitee vor. Da die offiziellen Vermessungsarbeiten an das „Königliche Cameral-Vermessungsamt“ übertragen worden waren, das eine Trassierung über Meißen bevorzugte, lagen mit dem Vorschlag von Kunz dem Gründungskomitee der LDE damit zwei Vorschläge zur Trassierung der ersten deutschen Ferneisenbahn vor.

Vom 17. Juli bis 15. August 1835 fuhr Kunz zu einer Studienreise nach Belgien und England, um Erfahrungen mit der Trassierung von Eisenbahnstrecken an der zu dieser Zeit bereits existierenden Stockton and Darlington Railway sowie an der Liverpool and Manchester Railway zu sammeln. Parallel dazu knüpfte Kunz Kontakte zu englischen Firmen für Schienen, Lokomotiven und Wagen, um diese auch nach Sachsen liefern zu lassen. Kunz wurde für seine Trasse über Riesa, die das historische Meißen abseits liegen ließ von vielen Zeitgenossen kritisiert, u.a. von List selbst. Die spätere Bauausführung seiner Trasse gab ihm aufgrund der schwierigeren geologischen Verhältnisse über Meißen aber in der Praxis im Nachhinein Recht. Am 1. November 1835 wurde Kunz schließlich ordentliches Mitglied des Bank- und Handelskomitees der LDE, das ihn auch mit der Bauleitung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn beauftragte. Als Oberingenieur war er nicht nur für die Ausführung der Trassierung, sondern auch für den Bau der Elbrücke bei Riesa und für die Fertigstellung des Oberauer Tunnels verantwortlich. Im Rahmen des Baus der Bahnstrecke von Leipzig nach Dresden setzte er erstmals in Deutschland die von dem Amerikaner Robert Livingston Stevens entwickelte Breitfußschiene ein, lagerte sie jedoch – anders als von Stevens vorgesehen – unmittelbar auf den hölzernen Querschwellen, die er mit Kleineisen befestigen ließ.

1838 zog Kunz in die Antonstadt, an den Elbwiesen 29,[18] 1839 in die zu dieser Zeit umbenannten Georgenstraße 3.[19] 1840 wurde Kunz – weiterhin offiziell im Amt als Wasserbaudirektor tätig – in den Rang eines königlich-sächsischen Majors befördert. Ab 1841 übernahm Kunz anfangs auch die Bauleitung der „Sächsisch-Baierschen Eisenbahn-Compagnie“ für die Bahnstrecke von Leipzig nach Hof. 1842 bezog er eine Wohnung in der Wasserstraße 13.[20] 1844 erhielt Kunz vom sächsischen König Friedrich August II. den Titel eines Geheimen Baurates. Im gleichen Jahr kaufte er einen Garten mit einem Gartenhaus in der Glacisstraße 2a. und zog in das dortige Erdgeschoss.[21]

Als die „Sächsisch-Bayrische Eisenbahn“ 1846 dem sächsischen Staat zur Übernahme angeboten wurde und gleichzeitig ab Dezember 1845 die ersten Bauarbeiten an der Staatseisenbahn vom böhmischen Bodenbach bis nach Dresden begannen, wechselte Kunz zuerst 1846 zur „Sächsisch-Schlesische Eisenbahn“ und im Folgejahr an die „Sächsisch-Böhmische Eisenbahn“. Er legte sein Amt als Wasserbaudirektor nieder und wirkte ab 1846 als oberster Leiter des sächsischen Eisenbahnwesens im Rang eines Geheimen Baurats im sächsischen Finanzministerium, dem die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen unterstellt waren. Kunz war auch bei der Planung der ersten Marienbrücke, einer kombinierten Straßen- und Eisenbahnbrücke mit anfangs nur zwei Gleisen mitverantwortlich.

1852 verkaufte Kunz sein Gartengrundstück in der Glacisstraße und zog in die Bautzner Straße 14.[22] 1853 wurde Kunz als Geheimrat a.D. (außer Dienst) pensioniert [23] und übergab seine Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger, Robert Wilke (18041889). Ostern 1863 zog Kunz von der Bautzner Straße 28 in die Falkenstraße 56,[24] wo er bis zu seinem Tod wohnte. Er starb einsam und wurde auf dem Inneren Neustädte Friedhof beigesetzt.[25] Zu seiner Beerdigung kamen nur sehr wenige ehemalige Weggefährten der Eisenbahn. Kunz' Grab ist nicht erhalten. Max Maria von Weber schrieb 1864 einen umfangreichen Nachruf auf Karl Theodor Kunz.

[Bearbeiten] Gedenken

Am Bahnhof Dresden-Neustadt befindet sich an der dort beginnenden Hansastraße ein Bronzerelief mit dem Portrait von Karl Theodor Kunz und der Inschrift: „DEM ANDENKEN an THEODOR KUNZ, ERBAUER der LEIPZIG-DRESDNER Eisenbahn, der SAECHS. INGENIEURVEREIN. 1869.“

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Beerdigt am 26. November 1829, Datensatz auf Ancestry
  2. Adressbuch Dresden 1811, SLUB, S. 103
  3. Datensatz auf Ancestry
  4. Datensatz von Johann Paul Michaelis auf Ancestry
  5. Friedrich Gottlob Kunze im Dresdner Adressbuch 1812, SLUB, S. 52, wohnhaft in der Dresdner Neustadt in der Rähnitzgasse 83
  6. Datensatz auf Ancestry
  7. Letztmalig im Adressbuch Dresden 1896, SLUB, S. 482
  8. Datensätze auf Ancestry
  9. Adressbuch Dresden 1865, SLUB, S. 165
  10. Adressbuch Dresden 1811, SLUB, S. 103
  11. Adressbuch Dresden 1812, SLUB, S. 101
  12. Adressbuch Dresden 1816, SLUB, S. 82
  13. Adressbuch Dresden 1822, SLUB, S. 93
  14. Adressbuch Dresden 1824, SLUB, S. 88
  15. Adressbuch Dresden 1827, SLUB, S. 58
  16. Adressbuch Dresden 1829, SLUB, S. 54
  17. Adressbuch Dresden 1831, SLUB, S. 151
  18. Adressbuch Dresden 1839, SLUB, S. 148
  19. Adressbuch Dresden 1840, SLUB, S. 146
  20. Adressbuch Dresden 1843, SLUB, S. 160
  21. Adressbuch Dresden 1845, SLUB, S. 164
  22. Adressbuch Dresden 1853, SLUB, S. 80
  23. Adressbuch Dresden 1854, SLUB, S. 86
  24. Adressbuch Dresden 1863, SLUB, S. 156
  25. Gertraude Stahl-Heimann: Dresdner Friedhöfe und ihre Besonderheiten. Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg 1996, S. 28.

[Bearbeiten] Weblinks

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