Luise Diez
Luise („Lise“) Diez, teilweise auch Louise Diez, geboren als Luise Calberla (* 10. Dezember 1852 in Dresden; † 4. März 1935 in Dresden-Loschwitz)[1] war eine sächsische Frau. Sie war Sach- und Hausverwalterin der umfangreichen Calberla-Besitzungen in Dresden und Loschwitz sowie seit 1918 selbst Hauseigentümerin der drei Calberla-Villen in der Calberlastraße. Diez ist 1919 als Mitglied und damit als eine von 59 Frauen im Verein für Geschichte Dresdens verzeichnet.[2]
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[Bearbeiten] Familie
Luise Diez entstammte der ursprünglich aus denm Kurfürstentum Hannover stammenden Familie Calberla. Ihr Urgroßvater war Ernst Wilhelm Calberla, Stiftsvogt in Walle bei Braunschweig. Ihr Großvater Heinrich Calberla (1774–1836) kam 1796 in seinen Wanderjahren nach Dresden und machte sich hier als Kunstdrechsler, Kaufmann und Zuckerfabrikant einen Namen.[3]
Luise Diez war die Tochter des Dresdner Zuckerfabrikanten, Hausbesitzers, Stifters und zuletzt als Privatier lebenden Kaufmanns Gustav Moritz Calberla (* 30. November 1809 in Dresden; † 3. Dezember 1906 in Loschwitz) und dessen 1843 geheirateter Ehefrau Luise geb. Roegner (* 10. Juni 1820; † 20. April 1898 in Loschwitz. Luise hatte noch vier Geschwister, u.a.:
- Georg Moritz Calberla (1845–1904), studierte in Göttingen Rechtswissenschaften und Nationalökonomie, promovierte zum Dr. phil., Landwirt, Ökonom, Dozent und Publizist. Er stand 1877 in Briefkontakt mit Karl Marx (1818–1883), ⚭ Marie geb. Hauschild (1850–1919),[4] Schwester des Architekten Alfred Moritz Hauschild (1841–1929), einem Freund von Robert Diez.[5]
Luise Diez heiratete am 19. November 1895 in Dresden ihren langjährigen Jugendfreund, den Bildhauer und Professor an der Dresdner Kunstakademie, Robert Diez (* 20. April 1844 in Pößneck; † 7. Oktober 1922 in Loschwitz), Sohn des von 1839 bis 1870 amtierenden Pößnecker Bürgermeisters Emil Diez (1806–1876). Den Titel Geheimer Rat hatt Diez' Ehemann 1912 vom letzten sächsischen König Friedrich August III. erhalten. 1915 erhielt dieser auch die Ehrendoktorwürde der Tierärztlichen Hochschule Dresden. Das Ehepaar Diez hatte keine Kinder.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Nach ihrer 1895 erfolgten Hochzeit mit Robert Diez wohnte Luise Diez mit ihrem Ehemann ab 1898 in Loschwitz in dem ebenfalls als „Villa Calberla“ bezeichneten Haus in der Calberlastraße 7.[6] Noch zu Lebzeiten ihres Vaters war Luise Diez Sachwalterin der umfangreichen Calberla-Besitzungen, das heißt:
- der vier Häuser in Loschwitz in der Calberlastraße 3, 5, 7 (Kataster 266 bis 268) und 18 (Kataster 263) sowie des Grundstücks 263C,
- das 1873 von ihrem Vater von dem Arzt Carl August Reichel (1811–1892) gekaufte Reichelsche Weingut,
- das Haus im Josef-Hegenbarth-Weg 18,
- die „Villa Fallnichtein“ in der heutigen Robert-Diez-Straße 2,
- mehrere unbebaute Grund- und Flurstücke von der Pillnitzer Landstraße bis hoch zur „Schönen Aussicht“ und
- die „Calberla-Stiftung“ mit ursprünglich 1.000 Mark, deren Zinsen alljährlich an einen in Loschwitz bedürftigen und würdigen Einwohner zu vergben waren.
Da Diez' Vater Ende 1906 starb, ist er noch 1907 im Dresdner Adressbuch als Eigentümer vermerkt.[7] Das Vermögen von Luises Vater wurde bei seinem Tod auf 481.000 Mark beziffert. Dies entsprach nach heutigem Wert einer Kaufkraft von etwa 2,5 Millionen Euro. Diez ist erstmals als Verwalterin im Adressbuch von 1908 verzeichnet, zu dieser Zeit als Geheime Hofrats und Professors Gattin,[8] ab 1919 dann als Hauseigentümerin der Calberla*schen Häuser als Geheime Rats und Professors Ehefrau.[9]
Luise Diez ist 1919 als Mitglied im Verein für Geschichte Dresdens („Frau Geheime Rat, Loschwitz“) verzeichnet, wo sie sich als Unterstützerin des Vereins betätigte. Um 1920 verkaufte Luise Diez das ehemalige Calberla'sche Weingut. Hausbesitzerin blieb sie bis zu ihrem Tod.[10]
Luise Diez wurde zusammen mit ihrem Ehemann im Familiengrab der Familie Calberla auf dem Inneren Neustädter Friedhof beigesetzt. Nach ihrem Tod blieben die Calberla'schen Häuser im Besitz der „Diez' Erben“ bis 1937. Danach wurden sie an andere Eigentümer verkauft - mit Ausnahme des Hauses in der Calberlastraße 7, dessen neue Besitzerin Gertrud Maria Harlan geb. Calberla (1873–1942)[11] wurde, wie Witwe des [12] Kaufmanns, Konsuls und Miilionärs Erich Harlan (1871–1936), Sohn von Bertha Harlan geb. Bienert.
[Bearbeiten] Quellen
- Genealogische Daten aus Ancestry
- Matthias Griebel: Gustav Moritz Calberla im Elbhangkurier, pdf-Download, Webcache
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Datensätze auf Ancestry
- ↑ Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919, Wikisource
- ↑ Gudrun Eigenwill: Heinrich Calberla, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Online-Ausgabe
- ↑ Datensatz auf Familysearch
- ↑ Ernst-Günter Knüppel/Robert Diez: Robert Diez, Bildhauerkunst zwischen Romantik und Jugendstil, 2009, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 67, 147
- ↑ Adressbuch Dresden 1899, S. 2002, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1907, S. 2649, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1908, S. 2714, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1919, S. 1510, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1935, S. 1472, SLUB
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Adressbuch Dresden 1938, S. 1488, SLUB
[Bearbeiten] Weblinks
- Büste Louise Diez, geb. Calberla, Deutsche Fotothek, Hans Reinecke 1991
- Büste Louise Diez, geb. Calberla, Deutsche Fotothek, Hans Reinecke 1991
- Luise Calberla auf Find a Grave
- Luise Diez, Datensatz auf Ancestry