Marienkapelle am Queckborn
Die Marienkapelle, auch Marienkapelle am Queckborn oder genauer die Kapelle zu unsrer lieben Frauen Queckborn, war eine vielbesuchte Wallfahrtskapelle auf der Viehweide (heute Schützenplatz) in der Gerbergemeinde, einer Gemeinde der Wilsdruffer Vorstadt. Zeitgenössisch wurde sie die nawe Capell zu unser lieben Frawen Quegeborn genannt.
Sie ging auf eine Erlaubnis vom 8. September 1512[1] des Meißner Bischofs Johann VI. zurück. Der 8. September ist das Marienfest Mariä Geburt, das in dieser Zeit starker Marienfrömmigkeit einen ganz besonderen Stellenwert genoß.
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[Bearbeiten] Vorgeschichte
[Bearbeiten] Altsorbische Zeit
Das Wasser des Queckborns sollte Frauen den Kinderwunsch erfüllen. Vor allem die einfache Bevölkerung nutzte diese Volkswallfahrt vor den Toren Dresdens seit altsorbischer Zeit.
Der Queckborn wurde schon von den Sorben als wunderheilend angesehen. Wasser galt den Sorben als heiliges Element und hatte offenbar eine zentrale Bedeutung. Die Sorben siedelten immer sehr in der Nähe von Gewässern, vor allem Fließgewässer. Die Hauptheiligtümer der Elbsorben waren von Fließgewässern gespeiste Seen, so der See Glomaci der Glomaci (ahd. Daleminci) und der Nisani der Nisaner. Auch der Queckborn speiste in altsorbischer Zeit einen See, den Porogi (auch: Pologi) oder Geburtssee. Ein Bad in diesem See sollte die Fruchtbarkeit der Frauen erhöhen. Auch das Trinken des Wassers wurde als fruchtbar und heilsam angesehen.[2]
Nach der altsorbischen Hagiographie war Nisani der Name des Heiligen Sees in Mockritz, was auf ein Hauptheiligtum der Nisaner schließen läßt. Für gleich mehrere Lokalheilige war der Nisani, an dem die Nisaner Idole ihrer Götter aufstellten, ein Ort der Abgötterei und wurde mit den Höhen der Bibel verglichen. Ähnlich verhielt es sich im benachbarten sorbischen Gau Glomaci (laut Thietmar von Merseburg (975 bis 1018): Daleminzier nach Dalmatien, wo ähnlich sprechende Südslawen zur Zeit Thietmars lebten), dessen sakrales Zentrum der See Glomaci war. Der Heilige See Nisani in Mockritz war sakraler Bereich der Nisaner und wurde bereits im 13. Jahrhundert durch Verfüllen und das Fällen der Fünf Heiligen Linden im Auftrag des Bischofs von Meißen (vermutlich Bruno II., reg. 1209 bis 1228) zerstört und entweiht. (Johann Georg Theodor Grässe ging fehl mit der Annahme, daß dieser See mit dem erst 1621 angelegten Münzteich identisch sein sollte. Die Lage des altsorbischen Heiligen Sees Nisani ist nur noch ungefähr zu bestimmen.
Der Porogi (auch: Pologi) oder Geburtssee lag in einem Gebiet des Urstromtals der Elbe mit in frühgeschichtlich sehr vielen Seen. Einzig die Gelände um die Frauenkirche und Jüdenhoff und des Taschenberges mit Teilen des Schlossareals waren real hochwasserfrei, weswegen sowohl um die Frauenkirche als auch am Taschenberg altsorbische Siedlungsreste gefunden wurden. Das Gebiet südlich und südwestlich der deutschen Stadtgründung Newen-Dresden (in Abgrenzung zu Altendresden, der heutigen Inneren Neustadt) war von Seen bestimmt, die auch dem Seetor und der Seevorstadt den Namen gaben, genauso wie Straßennamen wie Am See. Auch das Gebiet der späteren Viehweide war frühgeschichtlich nicht besiedelbar und deswegen zur Weidewirtschaft benutzt worden. An Stelle der Viehweide (heute Schützenplatz) befand sich zu altsorbischer Zeit der Geburtssee (altsorbisch Porogi oder auch Pologi).
[Bearbeiten] Marienikone
Die Herkunft der Marienikone der Frauenkirche, welche die dortige Wallfahrt begründete, wurde mit einem Wunder erklärt: die Ikone wäre gegen den Elbstrom schwimmend genau an der Stelle am Elbufer gelandet, wo sich die Frauenkirche befand (nach anderer Version: wo die Frauenkirche gebaut werden sollte).
Die Herkunft der Marienikone am Queckborn wird hingegen im Deutschen gar nicht tradiert.
Hier gibt die altsorbische Hagiographie Auskunft. Sowohl die ungewöhnlich große, im Laufe der Jahrhunderte geschwärzte Madonna der Frauenkirche als auch die noch größere ebenfalls im Laufe der Jahrhunderte geschwärzte Madonna des Queckborns hatten ihren Ursprung in der Ikonenschule Nisan, die sich bis 1169 in der Nähe der Furt Dresden (heute Münzgasse) und bis 1212 in Kaditz befand. Auch nach deren Auflösung durch den Bischof von Meißen wurden noch bis weit in das 13. Jahrhundert hinein Ikonen für den Frömmigkeitsbedarf produziert.
Der Stil der sehr großen Dresdner Marienikonen war byzantinisch und ging auf die orthodoxen Wurzeln der Ikonenschule Nisan zurück. Dies war der Grund, weswegen das altsorbische Volk sie für Wunderwerke hielt - ähnlich wie die Schwarze Madonna von Tschenstochau, die heiligste Reliquie Polens, die dort als Nationalsymbol gilt. Diese muss irgendwann zwischen dem 6. und 14. Jahrhundert im Stil der Enkaustik (Wachsmalerei) gemalt worden sein. Sie wurde auf einer Holztafel aus Lindenholz gemalt und ist 122,2 × 82,2 × 3,5 cm groß. Ähnliche Ausmaße werden die beiden Dresdner Marienikonen gehabt haben.
Bei den Marienikonen von Dresden läßt sich die Entstehung auf Ende des 10. Jahrhunderts bis in das frühe 13. Jahrhundert eingrenzen. Es waren ebenfalls Wachsmalereien im byzantinischen Stil.
Zeittypisch wird die verehrungswürdige Madonna in einem kleinen Holzbau in der altsorbischen Architektur untergebracht worden sein. Durch die Marienfrömmigkeit wurde der heidnische Brauch an diesem Ort orthodox überschrieben.
[Bearbeiten] Marienwallfahrt um 1500
Der Rat zu Dresden und der Plebanus (Pfarrer) berichteten dem Bischof von Meißen:
- wie das Volk in Menge mit Werken der Liebe aus besonderer Verehrung gegen die glorreiche und keuscheste Jungfrau Maria tagtäglich zu dem Bilde derselben an dem vor der Stadt Dresden gelegenen Queckborn ströme
Außerdem
- scheint es, daß das Marienbild bereits eine Art Kapelle, wenn auch nur in der gebräuchlichen Gestalt eines das Gnadenbild schützendes Obdach gehabt habe. Bekanntlich verdankte der Queckborn den gläubigen Zuspruch, der ihn in Ruf brachte, hauptsächlich der Meinung, daß sein Wasser die Kraft besitze, die Unfruchtbaren, die davon tränken, "zu fröhlichen Kindermüttern zu machen."
[Bearbeiten] Johann VI. von Saalhausen
Johann VI. von Saalhausen erneuerte das wirtschaftlich heruntergekommene Bistum mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen, auch der Gründung fünf neuer Dörfer. Außerdem versuchte er mit allen Mitteln, das kirchliche Leben zu intensivieren, um höhere Pfründen zu erzielen. So genehmigte er zeittypisch jede Menge Ablässe und eine Prozession zum Fest Kreuzerfindung im sorbischen Kamenz, welche dort schon seit langer Zeit insgeheim statt fand. Er legte den Inhabern einiger Oberlausitzer Pfarreien die Pflicht auf, einen der sorbischen Sprache mächtigen Hilfsgeistlichen zu halten, um noch mehr Sorben in seinem Einzugsgebiet zu erreichen.
In der Bischofsresidenz Wurzen baute er nicht nur das Schloß neu (1491 bis 1497), sondern errichtete gleichzeitig auch eine neue Kapelle mit zwei Altären (zu Ehren der heiligen Anna und Maria und zu Ehren der Heiligen Johannes und Donatus) sowie drei steinerne Statuen, zwei von den Stiftsheiligen, dem Evangelisten Johannes und dem Bischof Donatus, und eine von Kaiser Otto III.
Auch auf Dresden richtete sich sein Augenmerk, der Residenz seines Landesherrn Georg der Bärtige, bei dem er 1490 im herzoglichen Schloss gastierte.[3] Hier engagierte er sich insbesondere für den Wiederaufbau der am 15. Juni 1491 beim großen Stadtbrand zerstörten Kreuzkirche.
[Bearbeiten] Die Marienkapelle
Am 8. September 1512 gestattete Bischof Johann VI. durch eine in seiner Bischofsresidenz Stolpen ausgestellten Urkunde den Bau einer Marienwallfahrtskapelle oder eines kleinen Bethauses (sacellum) dem als wundertätig geltenden Queckborn vor dem Wilsdruffer Tor in Dresden. Tatsächlich wurde die wundertätige Quelle laut einer Inschrift im Jahr 1514 neu gefaßt und dabei überbaut.
Mit dieser Maßnahme wurde eine alte römisch-katholische Tradition fortgeschrieben, bei der wundertätige insbesondere sogenannte heidnische Heiligtümer überbaut und damit römisch-katholisch werden. In diesem Falle sollte die Volksfrömmigkeit überschrieben werden. In Trachau und in Kaditz dagegen wurden altsorbische heilige Stätten überbaut, in Bresnice (Briesnitz) sogar übernommen.
Nach zweijähriger Bauzeit konnte die Kapelle in der Form eines Chores geweiht werden. Es war ein viereckiger Steinbau mit einem stumpfen Dach und einem fliegenden Storch als Wetterfahne, der ein Kind trug.[4]
Diese Wallfahrtskapelle wurde direkt über dem wundertätigen Queckbrunnen erbaut, der 1461 erstmals erwähnt der Trinkwasserversorgung der Gerbergemeinde, aber auch des Viehs diente. Queck ist ein altdeutsches Wort für Vieh. Der Brunnen wurde bei dieser Baumaßnahme verändert und renoviert.
Die Wallfahrt wurde Opfer ihres eigenen Erfolges. Sie zog so viele Menschen an, daß sie die Einkünfte der Kreuzkirche deutlich schmälerte. Beschwerden des Brückenmeisters fruchteten zunächst nichts. Herzog Georg der Bärtige versuchte über einen Gesandten in Rom eine Incorporation der Marienkapelle in die Kreuzkirche. Dem entsprach der Papst nicht, weil dadurch noch mehr Opfergaben an das Dresdener Brückenamt gegangen wären, ohne daß die Geistlichkeit etwas davon hätte. Erst als die Wallfahrt ihren Fürsprecher, den Bischof von Meißen, durch dessen Tod am 10. April 1518 in seiner bischöflichen Residenz in Stolpen verloren hatte, wurde die Wallfahrt 1521 von Papst Leo X. in dessen Todesjahr (er starb am 1. Dezember 1521) cassirt (wieder verboten). Möglicherweise bedeutet diese Angabe 1521 aber spätestens 1521, weil in dem Jahr Leo X. in Rom starb, so daß auch die Jahre 1519 oder 1520 in Frage kämen. Urkundlich ist die Marienkapelle nach dem Almosenstreit, der Bischof, Kurfürst und sogar den Papst beschäftigte, nicht wieder erwähnt worden.
Die neue Marienkapelle blieb weiterhin bestehen, in der Hoffnung, daß die Wallfahrt wieder einsetzen würde.
Als am 17. April 1539 der erzkatholische Herzog Georg der Bärtige starb und gleichen Tages sein Bruder Heinrich der Fromme aus Freiberg in Dresden einzog, wurde schon am 23. April 1539 die Reformation im Herzogtum Sachsen und Dresden eingeführt. Daraufhin wurde die seit 18 Jahren offiziell unbenutzte Marienkapelle als ein Monument des Katholizismus noch im gleichen Jahr abgerissen (nach Gurlitt).
[Bearbeiten] Quellen
- Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Stadt Dresden (Bd. 21 bis Bd. 23), Dresden 1900 bis 1903, S. 176f.
- Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, S. 55.
- Julius Leopold Pasig: Johannes VI. Bischof von Meissen: ein Beitrag zur sächsischen Kirchen- und Landesgeschichte, insbesondere zur Geschichte des Hochstifts Meissen. Leipzig: J. C. Hinrichs, 1867.
- Eduard Machatschek: Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge: Zugleich en Beitrag zur Culturgeschichte der Mark Meissen und des Herzog und Kurfürstenthums Sachsens. Nach dem Codex diplomaticus Saxoniae regiae, anderen glaubwürdigen Quellen und bewährten Geschichtswerken bearbeitet. Dresden: C.C. Meinhold, 1884.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ anno domini millesimo quingentesimo duodecimo, die vero mensis Septembris octavo.
- ↑ Johann Georg Theodor Grässe ( * 31. Januar 1814 in Grimma; † 27. August 1885 in Niederlößnitz) schreibt in der Sage Der Wundersee zu Lommatsch: Etwas über eine Meile von der Elbe und eine halbe Stunde von der Stadt Lommatsch befand sich früher ein Brunnen, der durch seinen Abfluß eine Art Teich bildete und Glomuczi oder Glomaci genannt ward und mit dem jetzigen Poltzschner See identisch sein soll. Bei diesem versammelten [84] sich in den Zeiten des Heidenthums die Bewohner jenes Theils des heutigen Sachsens, die Daleminzier, jedes Jahr und faßten hier ihre politischen Beschlüsse, stellten hier auch ihre Gottheiten auf, und so kam es, daß häufig zur Verehrung derselben hierher gewallfahrt ward. Man hatte nämlich bemerkt, daß, wenn Friede im Lande und ein fruchtbares Jahr bevorstehe, auf der Oberfläche des See’s Weitzen, Hafer und Eicheln herumschwammen, wenn aber ein Krieg im Anzuge war, dann zeigte sich statt desselben Blut und Asche. Noch lange Zeit aber nach Einführung des Christenthums sollen die Bauern in der Umgegend diesem See mehr Glauben geschenkt haben, als einem christlichen Gebete in der Kirche. Von diesem Teiche sollen aber die Brunnen von Altlommatsch ihr Wasser und die Stadt selbst (früher Glomaci genannt) ihren Namen erhalten haben, und sonderbar ist es allerdings, daß derselbe weder Zu- noch Abfluß hat, und er bei anhaltenden Regen eher kleiner als größer wird, wogegen er bei großer Trockenheit desto mehr Wasser hat und die nahe gelegenen Felder überschwemmt. Des Nachts schwärmen in seiner Nähe viele Irrwische herum, und es soll überhaupt nicht recht geheuer da sein. (Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 83-84.) Desweiteren führte er aus: Aehnlich war der heilige See zu Mockritz bei Dresden, der jetzige Mühlteich, den die slavischen Priester ebenfalls zu Orakeln benutzten. Ein ähnliches Wunder erzählt übrigens schon Aristoteles (Mirab. Auscult. p. 541) von dem Bacchustempel im Lande der Bisalten.
- ↑ Der Bischof von Meißen stellte 1490 in Dresden einen Lehnbrief für Siegmund von Maltitz auf Reichstädt und Wendischbora aus, wobei der Herzog Georg der Bärtige als Lehnzeuge auftrat.
- ↑ Martin Bernhard Lindau geht in seiner Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden fehl in der Annahme, daß die Wallfahrtskapelle schon 1512 erbaut wurde. Er richtet sich dabei nach den Gestattungsurkunden des Bischofs und des Papstes. Damit wurde zunächst lediglich die schon lange stattfindende Wallfahrt zu der Quelle und zu einem heilbringenden Marienbild legalisiert. Der Bau der steinernen Kapelle zog sich allerdings noch zwei Jahre hin, bis sie geweiht werden konnte. Lindau führte aus: (S. 65) Im Jahre 1512 wurde nämlich auf Veranlassung des damaligen Plebans zu Dresden, Dr. Peter Eisenbergs, dem wundertätigen Marienbilde an dem noch heute vorhandenen Queckborn vor dem Wilsdruffer Thore mit erhaltener Erlaubniß des Papstes und des Bischofs von Meißen Johann eine Wallfahrtskapelle erbaut, von deren Einkommen an Almosen und Opfern sich der Bischof und seinen Nachfolgern den kanonischen oder dritten Theil vorbehielt, ohne daß in seiner Bestätigungsschrift eines Abfalls für die Brücke gedacht wird, während die in der Kreuzkirche eingekommenen Almosen ohne Abzug für den Bischof und den Pfarrer für die Brücke verwendet wurden. Es scheint fast, als hätte man den Ruf und den Zulauf, dessen jenes Marienbild mit seinem Gesundbrunnen sich erfreute, dazu benutzt, eine neue Almosen= und Opfergabenquelle zu gewinnen, die als rein geistliches Gut der Brücke nicht zinspflichtig war, den der Rath und der damalige Brückenmeister (Donatus Conradi) unterließen nicht, in Anbetracht der zahlreichen Wallfahrten, welche die Kapelle "zu unserer lieben Frauen [66] am Queckborn" herbeizog, und des Abbruchs, welches dadurch den Einkünften der Kreuzkirche geschah, höheren Ortes mit der Hindeutung, Beschwerde zu führen, daß es unter solchen Umständen der heiligen Kreuzkirche bald an Mittel zur Unterhaltung der steinernen Brücke fehlen würde. Herzog Georg suchte in Folge dessen durch seinen Gesandten in Rom dahin zu wirken, daß die Kapelle am Queckborn der Kreuzkirche inkorporiert und ihre Almosen zu den Almosen der Kreuzkirche zur Unterhaltung der Brücke geschlagen würden, ohne daß weder Bischof noch Pfarrer einen Antheil daran haben sollten. *) [Anm.] Georg's Instruction, auf welche wir wie auf die Queckbornkapelle und ihre Gründung zu gegebener Zeit zurückkommen werden, setzt die alten Beziehungen der Brücke zur Kreuzkirche sehr ausführlich auseinander. Vergl. Weck's Chronik, S. 280 (wo es allerdings heißt, daß um das Jahr 1514 sich eine Wallfahrt zu dem Queckborn, in deren Folge sich auf Ansuchen Eisenberger's der Bischof Johann seine Concession zur Erbauung einer Kapelle gegeben habe, während die Concession als auch die Beschwerde des Brückenmeisters und Georg's Instruction schon dem Jahre 1512 angehören), Schramm's Brückenbuch S. 10 Doc. X und XI.; Calles Ser. Episcop. S. 333; Hasche's Dipl. Gesch. II. S. 145; Urkundenbuch S. 406-409. Das Ergebnis war bald nachher eine Cassationsbulle für die Kapelle von Leo X. ... (S. 263) Charakteristischer für Dresdens kirchliches Leben in der letzten Periode vor Einführung der Reformation ist jedoch die in das Jahr 1512 fallende Entstehung der Queckbornkapelle. **) [Anm.] Vergl. S. 65 ... Die Geschichte des Ursprungs dieser Kapelle ist in der zu ihrer Herstellung vom Bischof Johann ertheilten Erlaubniß enthalten. ***) [Anm.] Das Original der bischöflichen Erlaubniß, die Weck (S. 281) und Hasche (S. 406) mittheilen befindet sich (mit wohlerhaltenem Siegel, ein Lamm mit einer Fahne und einer Umschrift "Officiolatus episcopalus curiae misnens.") im Rathsarchiv und trägt das Datum: den 8. September 1512, das bei Weck und Hasche fehlt ("Stolpen anno domini millesimo quingentesimo duodecimo, die vero mensis Septembris octavo."). Neubert's angeführte Schrift giebt S. 173 einen vollständigen Abdruck. // Der Bichof sagt, daß ihm von S. 264 dem ehrwürdigen Plebanus (Dr. Eisenberg) und den umsichtigen Männern des Rathes zu Dresden dargelegt worden sei, wie das Volk in Menge mit Werken der Liebe aus besonderer Verehrung gegen die glorreiche und keuscheste Jungfrau Maria tagtäglich zu dem Bilde derselben an dem vor der Stadt Dresden gelegenen Queckborn ströme, und das deshalb Pleban und Rath ihm mit der demüthigen Bitte genaht wären, kraft seiner Diöcesen=Gewalt dieErbauung einer neuen Kapelle an dem bezeichneten Orte, zu Ehren der erhabenen Jungfrau Maria gestatten zu wollen, damit die zuströmende Menge die Fürbitten der heiligen Jungfrau um so andächtiger erflehen könnte.Nachdem er daher diese Bitte in reifliche Erwägung gezogen und sie für "gerecht und vernünftig" ("justam et rationabilem") gefunden hatte, gab er durch seinen Brief seine Zustimmung, an gedachtem Ort, bei dem Brunnen "dem Queckborn" von Dresden, zum Lob des allmächtigen Gottes und zu Ehren der unbefleckten Jungfrau Maria eine Kapelle oder wenn es besser schiene, ein kleines Bethaus (sacellum) zu bauen, doch sollte der gedachte Pleban und dessen Nachfolger, sowie der jedesmalige Vorsteher der Kapelle darum besorgt sein, daß dem Bischof und seinen Nachfolgern die canonische Portion oder der dritte Theil von allen bei dem erwähnten Zusammenfluß von den Andächtigen dargebrachten Opfern oder Spenden verabfolgt werde. Wann und auf welche Weise der Ruf jenes Marienbildes mit seinem wunderthätigen Einfluß auf den Gebrauch des Brunnens entstanden war, läßt sich nicht ermitteln, wenn aber der Pleban und der Rath bei dem Bischofe um die Erlaubniß nachgesucht hatten, eine neue Kapelle zu bauen, wie es aus der bischöflichen Schrift hervorgeht, so scheint es, daß das Marienbild bereits eine Art Kapelle, wenn auch nur in der gebräuchlichen Gestalt eines das Gnadenbild schützendes Obdach gehabt habe. Bekanntlich verdankte der Queckborn den gläubigen Zuspruch, der ihn in Ruf brachte, hauptsächlich der Meinung, daß sein Wasser die Kraft besitze, die Unfruchtbaren, die davon tränken, "zu fröhlichen Kindermüttern zu machen. Der Zudrang scheint sich auch nach Herstellung der Kapelle, deren Bau man nach Empfang der bischöflichen Erlaubniß "in Eil" begann (ihr Erbauer war angeblich Trost oder Reynhard) und die man "die Kapelle zu unsrer lieben Frauen Queckborn nannte, so bedeutend vermehrt zu haben, daß das Heiligtum der Kreuzkirche, das alte, aus dem 13. Jahrhundert stammende, von Kerzenrauch geschwärzte Crucifix /s. S. 56), dessen Opfereinkommen, wie schon früher erwähnt worden ist, zur Erhaltung der Brücke verwendet wurde, hinsichtlich dieses Einkommens von einem merklichen Verlust bedroht war. Der Brückenmeister *) [Anm.] Brückenmeister war um 1512 entweder noch jener mehrfach erwähnte Donatus Conradi oder schon Gregor Byner (s. S. 248). Brückenamtsrechnungen vom Jahre 1481 - 1523 sind nur lückenhaft vorhanden. Vom Jahre 1524 - 1539 führte sie Gregor Biner und von dieser Zeit an befinden sie sich fast vollständig im Rathsarchiv, vgl. Neubert a. a. O. S. 40 und 51. [Anm. Schluß] mochte daher in vollem Rechte sein, wenn er im Interesse der von den in der Kreuzkirche niedergelegten Oblationen und Almosen wesentlich abhängigen Brückenunterhaltung gegen solche Concurrenz Beschwerde erhob, der auch der Landesherr, Herzog Georg, alsbald Berücksichtigung schenkte, indem er zunächst seinen Gesandten, Dr. Nicolaus Kieseling, beauftragte, beim Papste dahin zu wirken, daß daß die Queckbornkapelle in die Kreuzkirche incorporirt werde. Das Schriftstück, das uns über diese Verhandlung Nachricht und zugleich einen S. 265 Beleg giebt von der früher (vergl. S. 65 u. a.) näher berührten, selbst von der höchsten Kirchengewalt sanctionirten engen Verbindung zwischen Brücke und Kreuzkirche, lautet folgendermaßen: "Es ist vor Zeiten in der pfarrkirchen zu Dresden ad sanctam crucem ein großer Concurß zum heiligen Creuze gewest, und viel Almus (Almosen) aldo hyn gefallen, von welchem Almus man eyne steynerne Brugken yber die Elbe, meher denn siebend halb hundert schritte lang erhaltet (erhält), derhalben und in ansehung dieses milden Wergkens auch dieselbige Kirche vormals von bebistlicher Heyligkeit befreyhet, das weder Bischof noch Pfarrer an solche Almußen nichts zu fordern hat, sondern werden zu enthalt (Unterhalt) der Brugken ganzlich versammlet und beygelegt, in Ansehunge, wun (wenn) solche Brugke nicht erholden, sondern zu ergehen (zergehen) solde, das viel Menschen des Orths, wassers halben, groß und verderblicher Schade endtstehen, auch allen diesen und umliegenden Landen eyne große Beschwerunge daraus erwachsen würde, nachdeme yber sulche Brugke eyn gemeyn große Landstraßen, und man sunst yber eyn groß wassser, die Albia genannt, auß und durch das Land zu Meißen, gegen Schlesien, Ungern und Behmen, nyrgends fuglicher kommen und reysen kann, nuhe (nun) ist fur der Stadt Dresden und in demselbigen Kirchspiele nawlicher Zeytt eyn nawe Capell und concurß auffkommen zu unser lieben Frawen Quegeborn genannt, durch denselbigen Concurß die kirchen zum heiligen Creuze die Almus den mehrenteyl entzogen und also zu besorgen, das man die Brugke nachdeme eyn groß Darleyene darauff gehet, nicht wirdet erhalten können, dodurch abereyn solch löblich Milde werk nicht zu gehen dorffe - ist meynes gnädigsten Herrn Begehr mit Rath Ehren Niclas von Schonbergs Achtunge darauf zu geben, das die Freyheit, so vormahls der kirchen zum heyl. Creuz und derselbigen Almus wie vermeldet, von bebistlicher Heyligkeyt gegeben, auff die Capelle zum Quegeborn mochte erstrecket, und die Capelle des Quegeborns der kirchen zum heyl. Creuz mit allen Freyheiten, so selbige Kirch hath, incorporirt werden, also das dieselbige Almus, so zum Quegborn gefallen (fallen), zu den Almußen zum heyl. Creuze zu unterhaltunge der Brugke geschlagen wurden, und das der Bischof auch der Pfarrer nichts dacon zu gewarten hätte. *) [Anm.] Wenn Schramm a. a. O. S. 10 Doc. XI. und Hasche, Urkundenbuch S. 408, die obiges Schriftstück mittheilen, dasselbe als einen Extract aus der vom Herzog seinen Gesandten ertheilten "Instruction" bezeichnen, so bemerkt hierzu Neubert a. a. O. S. 27, daß es seinem Zusammenhange nach vielmehr eine von dem Gesandten auf Grund seiner Instruction dem Papste vorgelegten Denkschrift zu sein scheine. Als Gesandter nennen übrigens Weck (S. 280) und Schramm (S. 11) den Dr. Kieseling, während das bei Schramm unter Nr. XI. mitgeteilte Doc. als Extract aus der dem Gesandten Dr. Hermannsdorf ertheilten Instruction bezeichnet ist. Wahrscheinlich waren beide Männer für diese Sache täthig, ersterer für die Incorporation, letzterer für die vollständige Cassation der Capelle, die schließlich auch, wie schon Seite 66 erwähnt ist, durch Papst Leo X. erfolgt ist. [Leo X. (geboren als Giovanni de’ Medici; * 11. Dezember 1475 in Florenz; † 1. Dezember 1521 in Rom) war vom 11. März 1513 bis zu seinem Tod römisch-katholischer Papst.]