Martha Wolf
Martha Elise Wolf, geb. Bienert (* 6. Februar 1854 in Plauen bei Dresden; † 28. September 1904 in Dresden) war eine Tochter des Mühlenbesitzers Traugott Bienert und die Ehefrau des Königlich Sächsischen Justizrates Eduard Wolf.
[Bearbeiten] Familie
Martha Elise Bienert entstammte aus der gleichnamigen, traditionsreichen Müllerfamilie Bienert, die bis in das 14. Jahrhundert zurück verfolgbar ist. Erster Namensträger war Heinrich Bener, der 1360 Müller in Freitelsdorf war. Die ununterbrochene Stammfolge beginnt mit Georg Biner (auch Georg Bienert, 1510–1585), der Müller in Leppersdorf bei Radeberg war und teilt sich ab dem Ende des 16. Jahrhunderts und Anfang des 17. Jahrhunderts in vier Hauptlinien, von denen drei Linien das Müllergewerbe weiterverfolgten.
Martha wurde als zweitjüngste Tochter von Gottlieb Traugott Bienert (* 21. Juli 1813 in Eschdorf; † 22. Oktober 1894 in Dresden) und dessen Ehefrau Christiane Wilhelmine Leitholdt (* 29. Januar 1819 in Schullwitz bei Dresden; † 4. Oktober 1904 in Dresden), die Tochter des Rittergutsbesitzers und Landrichters zu Schullwitz sowie späterem Landtagsabgeordnetem Johann Gottlob Leitholdt († 1859)[1] geboren. Martha hatte noch vier Schwestern und zwei Brüder:
- Ida (1844–1918), heiratete den Königlich Sächsischen Kommerzienrat Otto Römer.
- Bertha Elisa (1846–1887), heiratete den Konsul Otto Harlan (1840–1905), Kaufmann, Bankier und Landwirt [2], der 1868 Mitinhaber des Dresdner Bankhauses „Heinrich Wilhelm Bassenge“ wurde. Ihr Sohn Walter Harlan (1867–1931) war Schriftsteller und Dramaturg, dessen Sohn Veit Harlan (1899–1964) wiederum war Schauspieler und Regisseur.
- Clara (1850–1926), heiratete den späteren Königlich Sächsischen Generalmajor Oskar von Krauß (1835–1915).
- Minna Amalia (1855–1920), heiratete den Kommerzienrat Friedrich Dierig (1845–1931) und setzte die gemeinnützige Arbeit nach dem Vorbild ihres Vaters in Schlesien fort.
- Ernst Theodor (1857–1935), später gemeinsam mit seinem Bruder Fabrikbesitzer der Bienert- und Hafenmühle, Ehrensenator der Technischen Hochschule Dresden. Er heiratete Emma A. Bertha Suckert (1868–1945), Tochter des Fabrikbesitzers Suckert aus Oberlangenbielau in Schlesien. Das Ehepaar war Mitglied des Hauptmann-Kreises in Schreiberhau und hatte fünf Kinder.
- Moritz Erwin (1859–1930), später gemeinsam mit seinem Bruder Fabrikbesitzer der Bienert- und Hafenmühle. Er heiratete Ida Suckert (1870–1965). Das Paar hatte fünf Kinder. Ihr Sohn Friedrich (1891–1969) war der letzte private Besitzer der Bienertmühle zu DDR-Zeiten.
Martha Elisa Bienert heiratete den Justizrat, Dr. jur. Gottlob Eduard Wolf (1846–1923). Das Paar hatte zwei Söhne und drei Töchter, u.a.:
- Erwin Wolf (* ca. 1884 in Dresden). Er studierte und promovierte wie sein Vater auf dem Gebiet der Rechtswissenschaften, wurde Teilhaber der väterlichen Rechtsanwaltsfirma sowie Rechtsanwalt beim Land- und Amtsgericht. Wie eng auch die berufliche Verbindung zur Familie Bienert war, zeigt sich auch darin, dass Erwin nicht nur Mitglied des Aufsichtsrates der Dresdner Baugesellschaft, sondern auch Mitglied des Aufsichtsrates der Mühlenbauanstalt war.
Der jüngere Sohn von Martha und Eduard Wolf wurde Doktor der Philosophie und wurde später Chemiker. Die älteste Tochter war mit dem Justizrat Dr. jur. Walter Römisch verheiratet, der Rechtsanwalt beim Amts- und Oberlandesgericht sowie Mitarbeiter und Partner in der Kanzlei seines Schwiegervaters war. Die zweite Tochter heiratete ebenfalls eine Juristen: Dr. jur. Arno Kopp, Besitzer des Rittergutes Stösitz bei Oschatz.[3] Die jüngste Tochter hatte Betriebswirtschaft studiert.
Über die Töchter von Traugott Bienert ist nur wenig überliefert. Sie waren - entsprechend der damaligen Einstellung zu Frau und Familie - meist „nur“ eine „gute Partie“, brachten aber für ihre Ehegatten ein nicht unbeträchtliches Vermögen mit in die gemeinsame Ehe. Das Ehepaar Wolf wohnte auf der damaligen Zellschen Straße 50, der heitigen Altenzeller Straße und zählte zu den damaligen Millionären in Sachsen. Das Vermögen ihres Ehemannes wurde 1912 mit 5 Millionen Mark und das jährliche Einkommen mit 400.000 Mark angegeben.[4] Das Paar wurde nach dem Tod im Familiengrab auf dem Alten Annenfriedhof begraben.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ In vielen Publikationen wird der Name seiner Frau und des Schwiegervaters mit Leuthold(t) angegeben. Die hier verwendete Namensform orientiert sich an dem in der Datenbank des Sächsischen Landtags verwendeten Familiennamens von Johann Gottlob Leitholdt
- ↑ Veit Harlan in der Neuen Deutschen Biographie
- ↑ Arno Kopp im Einwohnerverzeichnis von Oschatz 1922 auf Genwiki
- ↑ Zum Vergleich: Die Vermögen der beiden Söhne von Traugott Bienert, Erwin und Theodor werden zur gleichen Zeit mit 9 Millionen Mark angegeben. Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre im Königreich Sachsen, Berlin 1912, S. 14
- Die Geschichte der Familie Bienert in: Dresdner Hefte 116, Beiträge zur Kulturgeschichte, 31. Jahrgang 4/ 2013, herausgegeben vom Dresdner Geschichtsverein, Gesamtredaktion Hans-Peter Lühr, S. 37 f.: Die Töchter des Gottlieb Traugott Bienert, Christian Mögel
- Deutsches Rolandbuch für Geschlechterkunde, herausgegeben vom Rolandverein zur Förderung der Stamm-, Wappen- und Siegelkunde, 1. Band, Dresden 1918