Nachtlaternen

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Nachtlaternen (anfangs auch Gassenlaternen) als Straßenbeleuchtung wurden in Dresden am 10. November 1705, auf der Augustusbrücke am 26. März 1706 und in Altendresden (ab 1732 die „Neue Stadt bey Dresden“) am 11. Januar 1728 eingeführt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte des Gassenbeleuchtung in Europa von 1667 bis 1687: von Paris bis Wien

Eine erste flächendeckende Beleuchtung städtischer Gassen war mit Verordnung ab dem 2. September 1667 aus reiner polizeilicher Veranlassung in Paris geschaffen worden, um die Stadt nachts sicherer zu machen. Diese Verordnung stammte als eine seiner ersten Amtshandlungen von Gabriel Nicolas de la Reynie (* 1625 in Limoges; † 14. Juni 1709 in Paris), dem ersten Generalleutnant der französischen Polizei. Gabriel Nicolas de la Reynie ließ in der Folge die Elendsviertel von Paris, die sogenannten "Cours des miracles", niederreißen, weil er sie für nicht kontrollierbar und einer Beleuchtung für unwürdig hielt.[1]

Dem französischen Vorbild von 1667 folgten London 1668, Amsterdam 1669, Hamburg 1675, Den Haag 1678 und Berlin 1679.

In Wien wurde am 24. Februar 1687 durch Johann Quentin von Jörger (* 1624; † 17. Februar 1705 in Wien) die erste Verordnung zur "Illuminierung" von Straßen und Plätzen erlassen.[2] Johann Quentin von Jörger war seit 1687 Statthalter von Österreich unter der Enns. Eine erste Probebeleuchtung erfolgte am 9. November 1687 durch 17 Laternen mit Talglichtern[3] in der Dorotheergasse.[4] Ein Jahr später wurde die gesamte Innenstadt mit etwa 2.000 Lampen ausgestattet. Da die Beleuchtung der Innenstadt auch ein wesentlicher Beitrag für die Sicherheit der Bürger war, wurde die Beschädigung von Laternen streng bestraft. Die Übeltäter riskierten damals die Abhackung der rechten Hand.

[Bearbeiten] Erfolgloses kurfürstliches Reskript vom 9. Februar 1677

[Bearbeiten] Polizeisache von 1693 bis 1695

Eine "Aufhängung der Nachtlaternen auf den Gassen" wurde als "Polizeisache" bereits in den Jahren 1693 bis 1695 in Erwägung gezogen. Mitten in diesen Überlegungen verstarb am 27. April 1694 Kurfürst Johann Georg IV., und sein Bruder August der Starke folgte ihm nach. Dieser verfolgte zunächst größere Ambitionen als eine Straßenbeleuchtung in seiner Residenz.

[Bearbeiten] 10. November 1705: Einführung in Dresden

[Bearbeiten] Initiator August der Starke als Landesherr für seine Residenz

August der Starke konvertierte heimlich am 1. Juni 1697 in der katholischen Hofkapelle zu Baden bei Wien und am 27. Juli 1697 öffentlich in Deutsch-Piekar zum katholischen Glauben. Er schuf dadurch nicht nur die Voraussetzung für die Übernahme der polnischen Krone, sondern rückt auch bewußt in die Nähe des kaiserlichen Hofes in Wien.[6]

August der Starke übernahm auch nach dem Wiener Vorbild eine Stadtbeleuchtung für seine kursächsische Residenz Dresden.

[Bearbeiten] Ernsthafte Pläne ab 1703

Erst ab 1703 wurde die "Einrichtung der Laternen bei hiesiger Residenzstadt und Anschaffung des Geleuchtes in dieselben" wieder ernsthaft verfolgt.

[Bearbeiten] Einführung ab 1705

Nachtlaternen wurden in Dresden am 10. November 1705 eingeführt, auf der Augustusbrücke am 26. März 1706 und in Altendresden erst am 11. Januar 1728.


[Bearbeiten] Situation in Dresden bis 1730

Es gab zunächst 12 Lampenputzer. Als erster wurde Jean Lapin angestellt. Zuständig war die Laterneninspektion.

Nach Paul Jacob Marperger gab es (vor 1730) in Dresden 860 Gassenlaternen (wahrscheinlich mit den 1729 auf der Augustusbrücke neu installierten Nachtlaternen). Zu dieser Zeit gab es auch schon in der Messestadt Leipzig (seit 1702 und damit drei Jahre früher als in Dresden[7]), in der Messestadt Frankfurt am Main, in Basel (ab 1721) und in Göttingen (mit 400 Gassenlaternen) städtische Beleuchtungen.

[Bearbeiten] Beschreibung

Die Dresdner Nachtlaternen waren "ovalrunde" Öllampen aus Glas mit einer Öffnung von unten, um das tägliche Anzünden zu erleichtern. Das Beschädigen einer solchen war mit harten Strafen belegt.

[Bearbeiten] 30. August 1729: neue Nachtlaternen oben mit dem polnischen Adler und der Krone auf der Elbbrücke

Am 11. April 1729 wurde auf der Elbbrücke damit begonnen, ein eisernes, 1,25 Ellen hohes Geländer und Lehnwerk an Stelle der früheren Zinnenmauer aufzusetzen, und am 30. August 1729 wurden auf der rechten, vollendeten Seite der Brücke die neuen, zwischen den Pfeilern auf dem eisernen Geländer stehenden ovalen, oben mit dem polnischen Adler und der Krone verzierten Laternen angezündet.

[Bearbeiten] 1734: Nachtlaternen bei Zedler

1734 endet der Artikel "Dreßden" in Johann Heinrich Zedlers Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste mit einer Bemerkung über die damals relativ neuen und zahlreichen "gläsernen Laternen".

[Bearbeiten] 1783: Nachtlaternen bei Hasche

Johann Christian Hasche bemerkte 1783 zu den Nachtlaternen:

Die ersten wurden 1705. 10. November

auf der Schloßgasse angebrant, 1706. 26. Merz 46. St.

auf der Bruͤcke, und 1728. 11. Januar die er=

sten zu Neustadt. Es sind ovalrunde Glaͤser,

(Diese Form ist zur Verstaͤrkung eines groͤßern

Scheins besser als die 3 und 4 eckigte Gestalt.)

oben zur Ausdampfung mit blechern Hauben be=

deckt, haben unten eine Oefnung, zu welcher der

Anzuͤnder gleich, ohne Anlegung einer Leiter mit

seinem Licht hinein fahren und sie anzuͤnden kann *.

Die darinne befindlichen Lampen werden des Ta=

ges uͤber mit Oel versehen und auf die Nacht zu=

bereitet. Zu ihrer Bedienung sind 12 Lampen=

putzer ** angeordnet, zu deren und der Lampen Un=

[S. 765.]

terhalt jeder eingehende Scheffel Weitzen 2 gr.

Korn 1 gr. jedes Faß Bier auch 1 gr. dazu abgiebt.

An ihnen zu freveln ist unter Bau = Zuchthauß

und Prangerstrafe verboten. Wer eine zerschlaͤgt und

sich selbst darzu meldet giebt ein neu Schock Strafe.

Die Laterneninspection besteht aus 1 Direcktor

dem geh. Finanzrathe Vieth, 1 geh. Sekret. Mat=

haͤi, welcher die Rechnung fuͤhrt, Anschaffen des

Oels und den Unterhalt der Laternen besorgt. Sie

ist ein Zweig der Generalhauptkasse. Die Unter=

haltungskosten belaufen sich jaͤhrl. auf 5000 Thlr.

[Bearbeiten] Ab 1828: Ersetzung durch Gaslaternen

Die Nachtlaternen wurden ab 1828 langsam von den Gaslaternen ersetzt, von denen im Jahr 1837 in der Altstadt 538 Stück und in der Neustadt 129 Stück brannten.

[Bearbeiten] Ansichten

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Nikolaus Heinrich Schilling (* 12. August 1826 am Neuendeich, heute Blomesche Wildnis im Holsteinischen; † 12. August 1894 in München): "Handbuch für Steinkohlengas-Beleuchtung". Mit einer Geschichte der Gasbeleuchtung von Prof. Dr. Friedrich Ludwig Knapp (* 22. Februar 1814 in Michelstadt; † 8. Juni 1904 in Braunschweig, gilt als Altmeister der chemischen Technologie), 2. umgearbeitete und vermehrte Auflage, Verlag von Rudolph Oldenbourg, München 1866, S. 7. Schilling gab das "Journal für Gasbeleuchtung und verwandte Beleuchtungsarten" heraus, dessen Schriftleiter er war und das ab 1858 das erste Produkt des Oldenbourg-Verlags darstellte.
  2. Als eine der nützlichsten Einrichtungen von Johann Quentin von Jörger galt die Einführung der Beleuchtung der Wiener Straßen bei Nacht, womit er den Kaiser am 26. Januar 1688 überraschte.
  3. Talg wurde seit dem Mittelalter von den Bergleuten als Brennstoff für ihre Grubenlampen benutzt. Ungereinigter Rindertalg, sogenannter Unschlitt, wurde für Unschlittkerzen bzw. Unschlittlampen wie Öllampen im Alltag verwendet, er erhellte beispielsweise die Lichtstuben.
  4. Das ehemalige Nonnenkloster zu St.Maria, Königin der Engel. Nach der in Herzogs Cosmographia Franzciscana enthaltenen Vogelperspective vom Jahr 1740. Mit einer frühen Nachtlaterne neben dem Eingang und einer weiteren Nachtlaterne hoch an einer Straßenecke.
  5. Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat), Bd. I, S. 497f.
  6. August der Starke, in Personalunion sächsischer Kurfürst und polnischer König, suchte Maria Josepha von Österreich, als sie noch ein kleines Mädchen war, als künftige Ehefrau für seinen Sohn Friedrich August zu gewinnen. Sein Motiv für dieses Heiratsprojekt war neben der Aussicht, dadurch Sachsen gegen das immer stärker werdende Preußen besser behaupten zu können, auch die Hoffnung, im Fall eines Aussterbens der männlichen Linie des Hauses Habsburg seinem Sohn gute Chancen zur Erlangung der Kaiserwürde zu verschaffen.
  7. Nachrichten von den öffentlichen oder Gemein-Latzernen in Leipzig. (ab 1702). Stadtarchiv Dresden. Signatur: 2.1.5-F.XII.7.
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