Paul Christian Schröter

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Wappen der Familie Schröter, 1769, in der Dorfkirche zu Walda

Paul Christian Schröter, auch Schröder (* 1687 in Wittenberg; † 9. Juni 1745 in Walda bei Großenhain) war ein deutscher Jurist, u. a. als Stadtsyndikus von Dresden und zuletzt im Rang und mit Titel eines königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Appellations- und Oberkonsistorialrates. Er war außerdem Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Kaitz und Walda.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Paul Christian Schröter entstammte der thüringisch-sächsischen Gelehrtenfamilie Schröter/ Schröder, deren Stammlinie bis zum Weimarer Bürgermeister Peter Schröter bekannt ist, der zwischen 1523 und 1563 in Weimar erwähnt wurde. Dessen Sohn Prof. Dr. phil. et med. Johannes Schröter (15131593), kaiserlicher Leibarzt des Kaisers Ferdinand I. und Leibarzt des Kurfürsten Johann Friedrich I. und dessen Sohnes, dem Herzog Johann Friedrich II. wurde am 6. Dezember 1557 in den Adelsstand erhoben und war der Ur-Ur-Urgroßvater von Paul Christian Schröter.

Paul Christian Schröter war der Sohn des königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Appellationsrates und Stadtsyndikus zu Wittenberg, Johann Paul Schröter (* 9. Februar 1663 in Torgau; † 9. November 1729 in Wittenberg) und dessen 1685 geheirateter Ehefrau Anna Maria geb. Wendler, Tochter des Theologen und Professors an der Universität Wittenberg Michael Wendler (16101671).

Paul Christians Großeltern waren der Torgauer Stadtphysikus und dortige Bürgermeister Paul Schröter (16141679) und dessen Ehefrau Elisabeth geb. Meißner, Tochter des Archidiakons zu Torgau, Christian Meißner († 1657). Sein Urgroßvater war Dr. med. Mauritius Schröter (15781615), Medikus der Fürstenschule in Grimma.[1]

Paul Christian Schröter hatte noch mindestens zwei Geschwister:

Paul Christian Schröter heiratete am 12. Juni 1714 Euphrosina geb. Strauch (* 1. Juni 1698 in Stockholm; † 9. November 1737),[3] Tochter des evangelisch-lutherischen Pastors der deutschen Gemeinde St. Gertrud in Stockholm, Aegidius Strauch (16471709) und dessen Ehefrau Elisabeth geb. Bezelius (16581709)[4] sowie jüngere Schwester des Dresdner Mühlenbesitzers, Ratsherrn und Bürgermeisters Carl Gustav Strauch (16921760). Das Paar hatte einen bekannten Sohn:

Aus einer vermutlich ersten Ehe hatte Schröter noch eine Tochter:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Paul Christian Schröter studierte wie sein Vater Rechtswissenschaften an der Universität Wittenberg. Schröter wurde am 21. April 1704 an der juristischen Fakultät der Universität immatrikuliert, dissertierte am 17. Dezember 1712 zum Lizenziat der Rechte (Lic. jur.) und promovierte schließlich am 23. Mai 1713 zum Doktor der Rechtswissenschaften (Dr. jur.) im damals noch sächsischen Wittenberg.[6] Anschließend wirkte Schröter weiter an der dortigen Universität als Beistzer der Juristenfakultät, bevor er nach Dresden umzog.

Im April 1723 wurde Schröter als Ratsmitglied in das Oberkonsistorium zu Dresden berufen.[7] Damit erhielt Schröter vom sächsischen Kurfürsten und polnischen König August dem Starken auch den Rang und den Titel eines außerordentlichen Oberkonsistorialrates. Hieronymus Gottfried Behrisch, der bereits 1721 im Alter von 76 Jahren den Dresdner Rat um seine Demissionierung (Rücktritt) gebten hatte, ersuchte den Rat als 80-Jähriger aufgrund seiner Fortsetzung der Amtsgeschäfte um einen Gehilfen. Am 15. Februar 1725 erhielt Schröter diese neue Stellung als Vizesyndikus im Dresdner Ratskollegium mit der Anwartschaft auf das Syndikat. Dieses Amt fiel ihm dann bereits ein Jahr später, nach dem 10. April 1726, mit dem Tod von Behrisch zu.

Als sogenannter "Officiant" des Magistrats vertrat Schröter die Stadt Dresden in allen Fragen des damals geltenden Römischen Rechts. 1726 ist er somit in einer Auflistung des damaligen Bürgermeisters Johann Christian Schwarzbach über die Mitglieder des Stadtrats-Kollegiums als Oberkonsistorialrat und Syndikus enthalten.[8] Am 26. August 1726, bei der Grundsteinlegung der neuen Frauenkirche, hielt Schröter als Stadtsyndikus eine Rede,[9] wonach der damalige Appellations- und Oberkonsistorialpräsident Gottlob Hieronymus von Leipziger (16761737)[10] "dreimal Kalk unter den Grundstein warf und dann das kupferne, von einem irdenen Gehäus umschlossene Kästchen, worauf die Augsburgische Konfession, eine von dem Stempelschneider Johann Wilhelm Höckner geprägte Gedächtnismünze und allerlei damals gangbare Münzsorten sich befanden, in die Vertiefung des Steins legte und dann dreimal mit einem Hammer auf den die Öffnung verschließenden Spund schlug."[11] Schröter arbeitete auch als Stadtschreiber und schrieb zu seiner Amtszeit als Syndikus auch den größten Teil der Protokolle der Ratssitzungen.[12] 1728 erhielt Schröter auch den Rang und den Titel eines kursächsischen und königlich-polnischen Appellationsrates.[13]

Wasserschloss Walda bei Großenhain, Zustand vor dem Schlossbrand 1866

In seiner Dresdner Zeit, 1733 korrespondierte Schröter auch mit dem Musiker Johann Sebastian Bach.[14] Im gleichen Jahr, am 15. April 1733, hatte Schröter als Deputierter des Dresdner Ratskollegiums die Ehre, an der königlichen Tafel zu Ehren der feierlichen Krönung des neuen sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. zusammen mit dem Prinzen von Sachsen-Gotha und dem Geheimen Rat, dem Grafen Brühl sowie anderen Ministern und Räten an einer Tafel zu speisen. 1735 ist er im kurfürstlich-sächsischen Staatskalender als bürgerlicher Oberkonsistorial- und Appellationsrat mehrmals erwähnt.[15]

1731 kaufte Schröter das Rittergut Walda bei Großenhain samt dem zugehörigen Wasserschloss von den Vorbesitzern, der Adelsfamilie von Arnim ab, die es seit 1724 besaßen. Nachkommen seiner Familie nannten sich daher auch Schröter-Walda.[16] Später kaufte Schröter noch das Rittergut Kaitz bei Dresden. Als Besitzer dieser beiden Rittergüter wurde er im Europäischen Staats-Titular-Buch, das am 19. September 1736 in Leipzig erschien, erwähnt.[17] Das Rittergut Walda verkaufte die Familie Schröter 1754 an die Adelsfamilie von der Pforte.[18]

Schröter übte das Amt des Stadtsyndikus bis 1735 aus und ist 1738 und 1740 im Dresdner Adressbuch erwähnt, war Besitzer eines Hauses an der Kreuzkirche, in welchem er auch wohnte.[19][20] im April 1744 quittierte Schröter alle seine öffentlichen Ämter und zog sich auf sein Rittergut, auf das Schloss Walda zurück, wo er auch starb.

Paul Christian Schröters Name war auf einem Deckelpokal von 1729 eingraviert, der sich bis Mai 1945 im Dresdner Rathaus (Sitz des Dresdner Stadtmuseums) befand und seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verschollen ist.[21]

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Genealogie der Familie in: Wittenbergisches Wochenblatt zum Aufnehmen der Naturkunde ..., Band 8, Johann Daniel Titius, Digitalisat auf Google Books
  2. Datensatz auf Gedabas
  3. Johann Anton August Lüdeke: Denkmal der Wieder-Eröffnung der deutschen Kirche in Stockholm ..., Stockholm 1823, Digitalisat auf Google Books, S. 465
  4. Datensatz auf MyHeritage
  5. Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Amtshauptmannschaft Großenhain (Land), Dresden 1914, Digitalisat der SLUB, S. 464
  6. Jan Schröder (Hg.): Entwicklung der Methodenlehre in Rechtswissenschaft und Philosophie vom 16. bis zum 18. Jahrhundert..., Leseprobe auf Google Books, S. 65, Fußnote 2: s.a. Album Academiae Vitebergensis - Jüngere Reihe, Teil 2 (1660-1710), Halle 1952, S. 313
  7. Christian Gottlob Wabst: Historische Nachricht von des Churfürstenthums sachsen und derer dazugehörigen Lande..., Digitalisat auf Google Books, S. 152
  8. David August Taggesell: Tagebuch eines Dresdner Bürgers, oder Niederschreibung der Ereignisse eines jeden Tages..., Digitalisat auf Google Books, S. 458f.
  9. Vollständige Rede in: Johann Christian Lünig: Angenehmes Labyrinth der Staats- und gelehrten Beredsamkeit ..., Band 2, Leipzig 1750, Digitalisat auf Google Books, S. 346
  10. Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  11. LINDAU, Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt, 2. verbesserte Aufl., Dresden 1885
  12. Verzeichnis der den Bau der Frauenkirche beeinflussenden oder begleitenden Persönlichkeiten, Online-pdf auf www.matthias-lugenheim.de
  13. Otto Richter: Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden: Bd. Verfassungsgeschichte der Stadt Dresden, W. Baensch-Verlag 1885, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 382
  14. Friedemann Otterbach (Hg): Bach: Briefe der Musikerfamilie, Fischer-Verlag, Leseprobe auf Google Books
  15. Königlich Polischer und Churfürstlich-Sächsischer Hof- und Staats Kalender, auf das Jahr 1735, Digitalisat auf Google Books
  16. Heinrich Erwin Ferdinand von Feilitzsch: Zur Familiengeschichte des Deutschen insonderheit des Meissnischen Adels von 1570 bis ca. 1820, Verlag Hermann Starke 1896, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 93
  17. Des Neueröffneten Europäischen Staats-Titular-Buch Anderer Theil, Leipzig 1736, Digitalisat auf Google Books, S. 287
  18. Herrenhaus Walda auf www.alleburgen.de
  19. Adressbuch Dresden 1738, SLUB, S. 100
  20. Adressbuch Dresden 1740, SLUB, S. 251
  21. Bildnis und Beschreibung des verschollenen Deckelpokals aus dem Dresdner Stadtmuseum.
  22. Digitalisat auf Google Books

[Bearbeiten] Weblinks

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