Paul von Hingst
Johann Paul Friedrich Hingst, ab 1908 von Hingst (* 23. Dezember 1846 in Machern bei Wurzen; † 16. September 1919 in Dresden) war ein königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt im Rang eines Generals der Infanterie. Er war Generaladjutant des sächsischen Königs Albert sowie königlich-sächsischer Intendanturrat.
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[Bearbeiten] Familie
Johann Paul Friedrich Hingst entstammte der sächsischen Familie Hingst. Er war der Sohn des Pfarrers zu Machern bei Leipzig, Friedrich August Hingst (* 16. März 1812 in Tragnitz; † 24. Mai 1848 in Machern) und dessen Ehefrau Ottilie, geborene Koch.[1]
Hingst heiratete am 20. November 1873 Auguste Louise Eveline von Abendroth (* 15. Juni 1850 in Dresden; † nach 1943/44),[2][3] die Tochter des sächsischen Generalleutnants und Militärschiftstellers, Heinrich von Abendroth (1819–1880) und dessen Ehefrau Ida Freiin von Lichtenstein. Das Ehepaar von Hingst hatte vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter:
- Heinrich Paul Günther Hingst (* 1875 in Dresden; † 1929 ebenda).[4] königlich-sächsischer Offizier, zuletzt im Rang eines Majors, ab 1920 Oberst bei der sächsischen Landessicherheitspolizei und Stellvertreter des Chefs der Landessicherheitspolizei.[5]
- Bernhard Walther Hingst (* 7. Juli 1876 in Dresden; † 1930 ebenda).[6], königlich-sächsischer Offizier. Begann am 26. Oktober 1895 als Fähnrich seinen Militärdienst. 29. Juli 1896 Ernennung zum Leutnant, 1897 – wie sein älterer Bruder Günther – als Sekondé-Lieutenant im 1. Leib-Grenadier-Regiment 100,[7] ab 1900 Adjutant im Bezirkskommando Dresden,[8] ab 1902 Lehrer in der Kadettenanstalt,[9] 1905 Oberleutnant,[10] 1911 Hauptmann und Kompaniechef,[11] 1917 Major,[12] ab 1920 pensioniert. Er heiratete am 17. Juli 1918 in Dresden Agnes Luise Emilie Baroness von Schwartzenberg (* 10. Januar 1892; † nach 1943/44).[13]
- Emilie Elisabeth Hingst (* 17. Juli 1879 in Dresden; †)
- Albert Wilhelm Werner Hingst (* 24. November 1888 in Berlin; † 8. September 1914 in der Dresdner Albertstadt). Er begann am 19. November 1907 seinen Militärdienst als Fähnrich, wurde am 14. August 1908 zum Leutnant ernannt und ist erstmals 1909 als solcher im 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 im Dresdner Adressbuch verzeichnet.[14] Schon zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er schwer verwundet, zurück in die Heimat verlegt, wo er seinen Verletzungen im Alter von 25 Jahren erlag.[15]
Nach der Erhebung in den Adelsstand am 22. Mai 1908 durch den sächsischen König Friedrich August III. führten die Familienmitglieder den Nachnamen „von Hingst“.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
1863 trat Paul Hingst als Kadett in die königlich-sächsische Armee ein und kam damit erstmals nach Dresden, wo er im Kadettenhaus ausgebildet wurde. Am 1. April 1864 wurde Hingst zum Fähnrich und am 1. April 1865 zum Leutnant ernannt. Hingst ist erstmals 1867 im Dresdner Adressbuch als Offizier im 16. Infanterie-Bataillon verzeichnet und wohnte zu dieser Zeit Im Erdgeschoss in der Struvestraße 28.[16] Im gleichen Jahr kam er zum 2. Grenadier-Regiment.
Am 7. April 1868 wurde Hingst nach Berlin versetzt, wo er in den Militärlisten bis zum 1871 verzeichnet ist. Hingst nahm am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil und wurde dafür mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 1871 kehrte er, mittlerweile im Rang eines Premierlieutenants nach Dresden zurück, wo er ins königlich-sächsische Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100 versetzt wurde. Gleichzeitig zog er in die Große Meißner Straße 5.[17] 1872 wurde Hingst Brigadeadjutant im königlichen Leibregiment und zog in eine Erdgeschosswohnung in der Birkengasse 6a.[18]
Am 30. Mai 1873 wurde Hingst zum Hauptmann befördert. Im gleichen Jahr zog er in die Theresienstraße 10.[19] Ostern 1875 zog er in die Weintraubenstraße 1.[20] Im gleichen Jahr wurde Hingst zur königlichen Intendantur im sächsischen Kriegsministerium versetzt und dort in den Rang eines Intendanturrates erhoben.[21] Im Kriegsministerium blieb er bis 1884. 1879 zog er in die Antonstraße 16.[22]
Am 17. September 1882 wurde Hingst zum Major befördert.[23] Ab 1886, mittlerweile als Stabsoffizier in den königlichen Generalstab versetzt, wohnte er in der Königsbrücker Straße 27.[24] Nach einem weiteren Aufenthalt in Berlin, ging Hingst wieder zurück nach Dresden, wurde am 22. Juni 1888 zum Oberstleutnant befördert und diente als Bataillonskommandeur im 1. königlich-sächsische Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100. 1889 zog er in die Jägerstraße 6.[25] Mit Beginn des Jahres 1892 wurde Paul Hingst zum Kommandeur des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 ernannt. In dieser Dienststellung erfolgte am 24. Januar 1892 seine Beförderung zum Oberst. Im gleichen Jahr zog er in die Schillerstraße 39.[26]
Am 30. März 1896 wurde Paul Hingst zum Generalmajor ernannt und à la suite des sächsischen Königs Albert gestellt. 1897 zog er in die Albrechtstraße 9.[27] Ab 1899 war Hingst Generaladjutant des sächsischen Königs. In diesem Amt wurde er am 18. April 1899 zum Generalleutnant befördert. Damit durften er und seine Ehefrau den Ehrentitel „Exzellenz“ tragen. Außerdem zog er in die Arndtstraße 3.[28]
Am 29. März 1900 übernahm Paul Hingst die Führung der 3. königlich-sächsischen Division Nr. 32 von seinem Vorgänger Max Freiherr von Hausen (1846–1922), dem späteren sächsischen Kriegsminister und Vorsitzendem des Gesamtministeriums. Hingst blieb Kommandeur dieses sächsischen Großverbandes bis April 1903 und übergab am 17. April das Kommando an Georg von Stieglitz (1848–1912).[29]
Am 17. April 1903 wurde Paul Hingst pensioniert und im Rang eines Generals der Infanterie z.D. (zur Disposition) in den vorläufigen Ruhestand versetzt. Außerdem zog er in die Königstraße 23,[30] wo sich damals das Johannesbad des Badebesitzers Carl Hermann Häcker befand und auch seine Schwiegermutter Ida von Abendroth – wie Hingst selbst – im zweiten Obergeschoss wohnte.[31] Im gleichen Jahr erhielt er noch am am 11. September 1903 die Beförderung zum General der Infanterie a.D. (außer Dienst). 1908 wohnte er in die Elisenstraße 9, wo er mit seiner Ehefrau bis zuletzt wohnte.[32]
Am 12. Dezember 1914 erhielt von Hingst noch einen Brief von Paul von Hindenburg (1847–1934)[33] Von Hingst starb im Alter von 72 Jahren.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1871: Eisernes Kreuz 2. Klasse
- 1879: fürstlich-reußisches Zivil-Ehrenkreuz 2. Klasse
- 1886: Ritterkreuz 1. Klasse des herzoglich-Sachsen-Ernestinischen Hausordens
- 1888: königlich-sächsisches Dienstauszeichnungskreuz
- 1892: Offizierskreuz des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1893: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1893: Königlich-preußischer Roter-Adler-Orden 3. Klasse
- 1894: Königlich-preußischer Kronenorden 3. Klasse
- 1896: Königlich-preußischer Kronenorden 2. Klasse mit dem Stern
- 1896: Großkomturkreuz des königlich-bayrischen Militär-Verdienstordens
- 1897: Komturkreuz des königlich-württembergischen Ordens der Krone
- 1898: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1899: Offizier des königlich-italienischen St.-Mauritius- und Lazarus-Ordens
- 1899: Ehrenkreuz des fürstlich-lippeschen Hausordens 1. Klasse
- 1899: Großkreuz des kaiserlich-österreichischen Franz-Josephs-Orden
- 1899: Königlich-preußischer Kronenorden 1. Klasse
- 1899: Fürstlich-schwarzburgisches Ehrenkreuz 1. Klasse
- 1899: Königlich-siamesischer Kronenorden 1. Klasse
- 1899: Großkreuz des königlich-württembergischen Friedrichs-Ordens
- 1901: Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1901: Komturkreuz 2. Klasse des fürstlich-reußischen Ehrenkreuzes
- 1902: Großoffizier des königlich-italienischen St.-Mauritius- und Lazarus-Ordens
- 1902: Großkreuz des herzoglich-Sachsen-weimarischen Hausordens vom weißen Falken
- 1903: Großkreuz des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1903: Kaiserlich-russischer St.-Stanislaus-Orden 1. Klasse
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Beilage zu Nr. 148 der Leipziger Zeitung vom 27. Mai 1848. S. 3472 (online).
- ↑ Heinrich von Abendroth, Königl. Sächs. Generallieutenant – Ein Lebens- und Charakterbild für seine Familie und seine Freunde, Gustav von Schubert, Dresden 1881, Digitalisat der SLUB Dresden
- ↑ Noch verzeichnet im Adressbuch Dresden 1943/44, SLUB, S. 435
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1929, SLUB, S. 420. Seine Witwe Elisabeth Pauline Ottilie von Hingst ist ab dem Folgejahr als Witwe verzeichnet.
- ↑ Adressbuch Dresden 1921, SLUB, S. 379
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1930, SLUB, S. 457. Seine Witwe Agnes Luise Emilie von Hingst-Lichtenstein ist ab dem Folgejahr als Witwe verzeichnet.
- ↑ Adressbuch Dresden 1897, SLUB, S. 244
- ↑ Adressbuch Dresden 1901, SLUB, S. 370
- ↑ Adressbuch Dresden 1903, SLUB, S. 398
- ↑ Adressbuch Dresden 1905, SLUB, S. 461
- ↑ Adressbuch Dresden 1912, SLUB, S. 482
- ↑ Adressbuch Dresden 1918, SLUB, S. 376
- ↑ Noch verzeichnet im Adressbuch Dresden 1943/44, SLUB, S. 435
- ↑ Adressbuch Dresden 1909, SLUB, S. 461
- ↑ genealogische Daten aus ancestry
- ↑ Adressbuch Dresden 1867, SLUB, S. 135
- ↑ Adressbuch Dresden 1872, SLUB, S. 144
- ↑ Adressbuch Dresden 1873, SLUB, S. 151
- ↑ Adressbuch Dresden 1874, SLUB, S. 157
- ↑ Adressbuch Dresden 1875, SLUB, S. 163
- ↑ Adressbuch Dresden 1876, SLUB, S. 168
- ↑ Adressbuch Dresden 1880, SLUB, S. 191
- ↑ Adressbuch Dresden 1883, SLUB, S. 184
- ↑ Adressbuch Dresden 1887, SLUB, S. 231
- ↑ Adressbuch Dresden 1890, SLUB, S. 265
- ↑ Adressbuch Dresden 1893, SLUB, S. 39
- ↑ Adressbuch Dresden 1898, SLUB, S. 275
- ↑ Adressbuch Dresden 1900, SLUB, S. 349
- ↑ 32. Division (Alte Armee) in GenWiki
- ↑ Adressbuch Dresden 1904, SLUB, S. 458
- ↑ Häuserbuch Dresden 1904, SLUB, S. 1511
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1919, SLUB, S. 363
- ↑ Datensatz im Kalliope-Verbund
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Paul von Hingst“
- Datensatz von Paul von Hingst in der Deutschen Nationalbibliothek
- Datensatz von Paul von Hingst im Kalliope-Verbund