Heinrich August von Lessing

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Heinrich August von Lessing

Heinrich August Lessing, ab 1826 von Lessing (* 18. April 1761 in Hoyerswerda; † 23. August 1851 in Lübben) war ein anfangs kurfürstlich-sächsischer, später königlich-sächsischer Offizier, zuletzt als Kommandeur einer sächsischen Reiterbrigade im Rang als Generalmajor der Kavallerie (Reiterei). Er war Rittergutsbesitzer auf Steinkirchen bei Lübben.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Heinrich August Lessing entstammte der sächsischen Familie Lessing, deren Vorfahren aus dem Erzgebirge stammen. Er war ein Großneffe des Dichters und Schriftstellers Gotthold Ephraim Lessing (17291781). Sein Urgroßvater war der Kamenzer Bürgermeister, Theophilus Lessing (16471735), sein Großvater der kursächsische Justizamtmann zu Hoyerswerda, Theophilus Lessing (der Ältere, 16971748).

Theophilus Lessing (17281798)
Wappen des geadelten Astes der Familie Lessing

Lessing war das vierte Kind und der zweitälteste Sohn des kursächsischen Justiz- und Domänenamtmannes zu Hoyerswerda, Johann Theophilus Lessing (der Jüngere, * 15. Februar 1728 in Hoyerswerda; † 6. Oktober 1798 ebenda) und dessen 1751 geheirateter Ehefrau Rahel Christine geb. Weidlich (* 1733; † 4. Oktober 1808). Lessings Vater ging zusammen mit dem fast gleichaltrigen Gotthold Ephraim Lessing, mit dem er eng befreundet war, auf die Kamenzer Stadtschule und studierte später Jura an der Universität in Leipzig. Lessing hatte noch neun Geschwister, u.a.:

Heinrich August Lessing heiratete Ende 1808 in Jethe in der Lausitz Karoline Henriette geb. von Monro (* 17. Juli 1781 in Jethe; † 4. Oktober 1840 in Lübben).

Seine Ehefrau war die Enkelin des Regimentskommandeurs der Chevaux-Legers, des königlich-polnischen und kursächsischen Generalmajors Johann von Monro († Dezember 1763 in Warschau),[1] und Tochter des verstorbenen Regimentskommandeurs, Oberst Christian Wilhelm von Monro (* 1746) und dessen 1776 geheirateter Ehefrau Caroline geb. von Unruhe. Lessing war bereits seit Anfang 1808 mit seiner späteren Ehefrau verlobt. Die Familie Monro/ Monroe stammte ursprünglich aus Schottland und ist auch verwandt mit der amerikanischen Linie der Familie. Das Ehepaar Lessing hatte drei Söhne:

Amtshaus in Hoyerswerda
Grabsäule seines Vaters
Sächsische Kavallerie: Chevauxlegers in roter Uniform, schwere Kavallerie in weiß
Schattenriss von Heinrich August Lessing

[Bearbeiten] Leben und Wirken

August Lessing, im Amtshaus zu Hoyerswerda geboren, sollte nach dem Willen seines Vaters ursprünglich Kaufmann werden, gab aber die bereits angetretene Stelle einer kaufmännischen Lehre mangels Interesse wieder auf. Er trat 1777, als 16-Jähriger als Regimentskadett (entspricht einem Unteroffiziersrang) in das kursächsische Prinz Albrecht Chevauxlegers-Regiment, ein Truppenteil der leichten Kavallerie, ein, das in Lübben stationiert war. Die damalige Kleinstadt musste damit Einquartierungen von etwa 700 Soldaten bewältigen. 1778 nahm er an seinem ersten von mehreren Kriegen teil, dem bayrischen Erbfolgekrieg, in dem sich Sachsen mit Preußen verbündet hatte.

Drei Jahre nach seinem Eintritt in das Kavallerieregiment erhielt Lessing am 17. Dezember 1780 sein Offizierspatent für den ersten Leutnantsdienstgrad, als Sous-Lieutenant. Anfangs diente er in der 1. Kompanie der 1. Eskadron. Am 24. März 1790 wurde Lessing zum Premierleutnant befördert und gleichzeitiig in die 2. Kompanie der 3. Eskadron nach Lübbenau versetzt. Von 1794 bis 1796, während des Ersten Koalitionskrieges der Napoleonischen Kriege nahm er am Feldzug gegen Frankreich teil. Zurück in der sächsischen Heimat, starb 1798 sein Vater. Am 23. August 1799 wurde Lessing zum Kapitän befördert, was in der Kavallerie vergleichbar mit dem Hauptmann in der Infanterie war. Als Chef einer Eskadron mit Kapitänspatent musste er die Offiziere und Soldaten seiner Einheit besolden, für Speisen und Getränke aufkommen sowie auch die Pferde versorgen. Der Rest war sein Gewinn. Im folgenden Jahr, 1800 kaufte Lessing das Gut Steinkirchen bei Lübben.

Aufgrund des damaligen Bündnisses mit Brandenburg-Preußen hatte das Kurfürstentum Sachsen im Vierten Koalitionskrieg zu dem preußisch-sächsischen Hohenlohischen Korps unter der Führung des Generalleutnants von Hans Gottlob von Zezschwitz ein Kontingent von 19.000 Soldaten zu stellen. Dazu gehörte auch das Chevauxlegers-Regiment, in dem Lessing diente. Lessing kämpfte am 14. Oktober 1806 in der Schlacht bei Jena mit seiner Einheit als Bestandteil der Kavalleriebrigade von Nostitz gegen Napoleon, in der die preußisch-sächsische Armee eine empfindliche Niederlage erhielt. Auf dem Rückzug unter der Führung von Oberstleutnant von Mangoldt führte er seine Einheit über Erfurt und Langensalza nach Sondershausen.

Nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt trat Sachsen dem von Napoleon geführten Rheinbund bei und wurde zum Königreich erhoben. 1807 wurde Lessing zum königlich-sächsischen Major befördert. Als Lessing 1808 heiraten wollte, benötigte er die Erlaubnis des sächsischen Königs sowie die Einverständniserklärung seines Regimentskommmandeus, dem Generalmajor Wedig Christoph von Barner, die er beide erhielt. Seine Ehefrau brachte mit der Hochzeit 5.500 Taler in die gemeinsame Familienkasse mit, die sie aufgrund des Erbes ihrer bereits verstorbenen Eltern erhalten hatte. 1809 befand sich Lessing bei den drei zum Schutz in Sachsen verbliebenen Eskadronen seines Regiments, das abermals zum Kriegsdienst, diesmal gegen Österreich verpflichtet wurde.

Mit der Neuformation des sächsischen Heeres am 1. Mai 1810 wurde Lessing, zu dieser Zeit bereits im Rang eines Oberstleutnants, mit seiner Einheit der 3. Kavalleriebrigade bei der Kavalleriedivision des Generalleutnants Christoph Sigismund Freiherr von Gutschmid zugeteilt. Am 3. Juli 1810 wurde Lessing bei gleichzeitiger Beförderung zum Oberst zum Kommandeur des Regiments „Prinz Albrecht Chevauxlegers“ ernannt. Er ist erstmals im sächsischen Staatskalender von 1811 als Kommandeur des Kavallerieregiments verzeichnet.[2]

1812 beteilgte sich Lessing mit seinem Regiment an der Seite der französischen Armee an Napoleons Russlandfeldzug. Am 28. März verließ er mit seinem Regiment, das dem 3. Reserve-Kavalleriekorps zugeteilt wurde, die Garnisonstadt Lübben. In einer der blutigsten Schlachten des Feldzuges bei Borodino am 9. September 1812 stürzte er mit seinem Pferd im russischen Kartätschenhagel, zeichnete sich durch seine Tapferkeit aus, als er sich auf ein anderes Pferd aufschwang und erfolgreich, aber unter hohen Verlusten seiner Einheit bei der Einnahme des Rajewskyschanze kämpfte. Nach dem Feldzug wurde Lessing am 3. Februar 1813 mit dem höchsten militärischen Orden des Königreiches Sachsen, dem Militär-St.-Heinrichs-Ordens dafür ausgezeichnet.[3] Der Feldzug wurde zu einem Desaster für die französische und sächsische Armee. Von Lessings 675 berittenenen Regimentsangehörigen blieben am Ende des Feldzuges nur 26 übrig: 14 Offiziere und 12 Soldaten. Beim Rückzug kämpfte er zusammen mit seinem Bruder Christian Adolph Lessing als Eskorde des Generals Johann Adolf von Thielmann und rettete seinen Bruder beim Durchschwimmen des Flusses Beresina Ende November 1812. Am 13. Dezember 1812 erreichten sie wieder deutschen Boden.

Gedenktafel auf der Räcknitzhöhe

Am 11. Mai 1813 kehrte Lessing mit der sächsischen Königsfamilie nach Dresden zurück. Er stand Friedrich August I. bei der Aufstellung einer sächsischen Kürassier-Brigade als Berater zur Verfügung und wurde im gleichen Jahr zum Generalmajor und Kommandeur seiner Kürassierbrigade ernannt, die vom sächsischen König und von Napoleon in der Moritzstraße vom Balkon des Schlosses abgenommen wurde. Anschließend nahm Lessing zuerst am 20. und 21. Mai an der Schlacht bei Bautzen teil, am 26. und 27. August dann an der Schlacht um Dresden auf der Räcknitzhöhe. Für das in dieser Schlacht bewiesene „Wohlverhalten“ erhielt Lessing das Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion. Bei der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 verblieb Lessing auf Befehl des sächsischen Königs bei dessem Gefolge und begab sich mit ihm, allerdings nur kurzzeitig in die Gefangenschaft. Seine Reiterbrigade wurde anschließend aufgelöst. Sie war eine der wenigen sächsischen Einheiten, die während der Völkerschlacht nicht auf die Seite der Allierten überlief.

Nach der Übertragung der Verwaltung des Königreiches Sachsen an den russischen Fürsten Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski zog sich Lessing auf sein Rittergut nach Steinkirchen zurück. Ab dem 1. Januar 1814 bezog er ein Wartegeld der Armee. Als im September 1814 Oberst Niesemeuschel seine Entlassung als Kommandeur des königlich-sächsischen 1. leichten Reiter-Regiment "Prinz Clemens", das mittlerweile mit den Alliierten am Rhein gegen die Franzosen kämpfte, erhielt, wollte man Lessing das Kommando über dieses Regiment übertragen, was dieser aber ablehnte.[4]

Somit wurde Lessing am 21. Februar 1815 unter Zahlung einer Pension in den Ruhestand versetzt, nachdem er das Angebot in die preußische Armee einzutreten abgelehnt hatte. Nach dem Wiener Kongress 1814/15 wurde das bis dahin sächsische Lübben sowie damit auch sein Rittergut dem preußischen Staat angegliedert.

Lessing beantragte in einem ausführlichen Gesuch vom 16. September 1815 beim sächsischen König die Erhebung in den erblichen Adelsstand. Nach einer langen Prüfung, die vor allem dem Umstand geschuldet war, dass Lessing nun auf preußischem Boden wohnte, wurden er und seine drei Söhne schließlich am 2. Dezember 1826 vom sächsischen König in den beantragten Adelsstand erhoben. Dabei durfte von Lessing das Wappen derer von Monro, dessen Geschlecht mit seinem Schwiegervater im Mannesstamm ausgestorben war, übernehmen. Durch die preußische Kabinettsorder vom 26. Mai 1827 gestattete dann auch der preußische König Friedrich Wilhelm III. Lessing, sich des Adelstitels in seinen Staaten zu bedienen. Sein ältester und jüngster Sohn setzten die Stammfolge des geadelten Astes der Familie Lessing fort.

Von Lessing konnte auf seinem Gut, dass er als Landwirt finanziell vorteilhaft verwaltete, noch seinen 90. Geburtstag feiern. Er starb wenige Monate später im hohen 91. Lebensjahr. Von Lessing war der Begründer des ersten Lazaretts in Lübben. Das heutige Gebäude der ehemaligen Zahnarzt-Poliklinik in der Lübbener Logenstraße, jetzt zur Landesklinik gehörend, ist erhalten geblieben. Eine 2003 eröffnete Sonderausstellung zeigte das Leben und Wirken von Lessing im Museum von Lübben.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen

[Bearbeiten] Auszeichnungen

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Fortgesetzte neue genealogisch-historische Nachrichten von den Vornehmsten Begebenheiten..., 25. Theil, Leipzig 1764, Digitalisat auf Google Books, S. 573
  2. Königlich-Sächsischer Hof- und Staats-Kalender 1811, Leipzig 1811, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, S. 273
  3. Oberst a.D. Georg Richter: Der Königlich Sächsische Militär-St.-Heinrichs-Orden 1736–1918, Ein Ehrenblatt der Sächsischen Armee, Göppingen 1937, S. 47
  4. Hans Heinrich von Oppell: Sammlung von Beiträgen zur Geschichte des Königl. Sächs. 1. leichten Reiter-Regiments vacant Prinz Clemens, 1829, Digitalisat auf Google Books, S. 93
  5. Rudolf Lehmann: Geschichte der Niederlausitz, Erster Band: Von der ältesten Zeit bis zum Übergang an Preußen 1815, Becker-Verlag, Potsdam 1963, Leseprobe auf Google Books, S. 556

[Bearbeiten] Weblinks

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