Friedrich August Eduard von Wolf
Friedrich August Eduard von Wolf, geboren als Friedrich August Eduard Wolf (* 4. September 1790 in Meißen; † 25. November 1874 in Großenhain)[1] war ein sächsischer Jurist und Beamter, zuletzt als Amtshauptmann in Großenhain im Rang und mit Titel eines königlich-sächsischen Kammerrates.
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[Bearbeiten] Familie
Friedrich August Eduard von Wolf entstammte der sächsischen, ursprünglich bürgerlichen Familie Wolf/Wolff. Ein Großteil der Söhne schlug eine militärische Laufbahn ein, viele Töchter waren mit Offizieren verheiratet.
Von Wolfs Großvater war der kursächsische Steuereinnehmer Thomas August Wolff († vor 1763) in Freyburg an der Unstrut im Thüringischen Kreis des Kurfürstentums Sachsens. Dessen Ehefrau Rosina Sophia geb. Hahn (* um 1735), Tochter des Oberkämmerers zu Freyburg, fürstlich-sächsischen Gebietseinnehmers und Kaufmanns Caspar Heinrich Hahn (1697–1750) und dessen Ehefrau Eva Elisabeth geb. Zeitschel (1702–1744),[2] heiratete in zweiter Ehe den kursächsischen Hof- und Kommissionsrat zu Freyburg an der Unstrut sowie Hauptsalzeinnehmer der Thüringischen Salinen, Levin August von Lindemann (1722–1803), den Vater von Ferdinand Levin von Lindemann (1765–1842).
Der Halbbruder von diesem war von Wolfs Vater Christian Wilhelm August von Wolf (* 19. April 1755 in Freyburg an der Unstrut; † 24. Dezember 1826 in Meißen).[3] Er wurde am 25. September 1790 im sächsischen Reichsvikariat als Sous-Lieutenant des sächsischen Artilleriekorps in den Reichsadelsstand erhoben. Zuletzt hatte dieser den Rang eines königlich-sächsischen Hauptmannes (v.d.A., für "von der Armee") inne und war seit 1806 mit Josepha Friederika Amalie geb. Freiin von Berlepsch a.d.H. Niederpolenz (1772–1851) verheiratet. Von Wolfs Mutter, als erste Ehefrau seit 1789 in Meißen mit Christian von Wolf verheiratet, war Rahel Henriette Friederike geb. Schumann (* 8. September 1769 in Meißen; † 13. August 1794 ebenda), Tochter des Friedrich Wilhelm Schumann († 1816) und dessen Ehefrau Friederike Eleonora geb. Benchel.[4] Von Wolf hatte noch einen Bruder, nach dessen Geburt seine Mutter starb:
- Karl Heinrich August von Wolf (1794–1873), königlich-sächsischer Oberstleutnant. Dessen Söhne waren u.a. Karl Otto von Wolf (1836–1911), Landgerichtsdirektor und Geheimer Justizrat in Freiberg und Ernst Hugo von Wolf (1838–1913), königlich-sächsischer Generalmajor der Artillerie.
Eduard von Wolf heiratete am 22. Oktober 1820 Therese Edle von Ehrenthal (* 3. Februar 1803; † 9. Dezember 1848 in Großenhain). Das Ehepaar von Wolf hatte vier Kinder:
- August Otto von Wolf (* 24. Juli 1821 in Dresden; † 4. Februar 1846 in Großenhain), 1833 bis 1839 an der St. Afra, studierte Jura, promovierte zum Dr. jur., starb frühzeitig als Rechtskandidat in Großenhain.
- Erdmuthe Therese von Wolf (* 29. Dezember 1822 in Großenhain; † 10. März 1889 in Weimar) ⚭ 1847 Wolfgang Freiherr von Herder (1810–1853), königlich-sächsischer Oberbergamtsassessor, Sohn von August von Herder und Enkel von Johann Gottfried Herder,[5] drei Töchter.
- Anna Amalie von Wolf (* 28. April 1824 in Großenhain; † 17. März 1909 ebenda) ⚭ Eduard Eckhardt († 12. März 1894 in Dresden), Fabrikbesitzer.
- Tochter: N. von Wolf (* 10. September 1827 in Großenhain; † 16. September 1827 ebenda).
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Eduard von Wolf erhielt nach dem Besuch der Stadtschule in Meißen seine höhere Schulbildung an der Landes- und Fürstenschule St. Afra, in die er am 19. März 1804 als Schüler eintrat. Er blieb am Meißner Gymnasium, in dem er auch sein Reifezeugnis erhielt, bis 1809. Danach studierte von Wolf an der Universitätin Leipzig Rechtswissenschaften.
Nach seinem Stduium kam von Wolf 1818 nach Dresden, wo er erstmals 1819 im Dresdner Adress-Kalender als Akzessist der Kreishauptmannschaft des Meißnischen Kreises verzeichnet ist. Er wohnte zu dieser Zeit in der Dresdner Neustadt, im Haus 30 in der dortigen Großen Meißner Gasse.[6] Von 1818 bis 1820 führte von Wolf, zusammen mit seinem Bruder Karl von Wolf einen Rechtstreit gegen Johann Gottlieb Bärwald aus Großdobritz wegen einer Schuldforderung.[7] In Dresden wurde 1821 auch von Wolfs Sohn geboren, der wie sein Vater Jura studierte. Von Wolf blieb in Dresden bis 1822. Zuletzt war er hier als Assessor bei der königlichen Landesregierung des Königreiches Sachsen tätig und wohnte im Haus 34 am Palaisplatz.[8]
Noch im gleichen Jahr wurde von Wolf vom sächsischen Department der Justiz nach Großenhain versetzt, wo er zum Amtshauptmann ernannt wurde. Als solcher ist er erstmals 1823 im Staatshandbuch des Königreiches Sachsen verzeichnet. Von Wolf übernahm damit als Amtshauptmann des damaligen vierten Bezirkes (rechts der Elbe), der zur Kreishauptmannschaft des Meißnischen Kreises gehörte, den Vorsitz der Gendarmerieanstalt im sächsischen Erblande. Ihm unterstanden das dazugehörige Kreisamt in seinem Bezirk sowie das Prokuarturamt, das Landamt, das Schulamt und der Stift Meißen. Ihm standen zu dieser Zeit in seinem Bezirk, zu dem neben Hain (=Großenhain) auch Moritzburg und Laußnitz gehörten, ein Obergendarm, ein weiterer berittener Gendarm und drei unberittene Gendarmen zur Seite.[9] Von Wolf übernahm das Amt des vierten Bezirkes vom bisherigen Amtshauptmann und ehemaligen königlich-sächsischen Major der Infanterie, George von Charpentier auf Lauterbach bei Hain.[10] Dieser erhielt zur gleichen Zeit die Stelle als Amtshauptmann im ersten Bezirk (Dresden, Pirna, Dippoldiswalde und Grillenburg).
Laut Verordnung des sächsischen Finanzministeriums vom 22. Januar 1834 regelte von Wolf in seiner Funktion als Amsthauptmann, gemeinsam mit dem Oberlandfeldmeister Wilhelm Ernst August von Schlieben die Auflösung und Aufteilung des Kammergutes Zadel mit der Schäferei Diera. Von Wolf hatte zu dieser Zeit auch den Titel eines königlich-sächsischen Kammerrates inne.[11] Nach der Neuordnung der Amtshauptmannschaften 1838 wurde der Amtsbezirk von Großenhain und Meißen als "Zweite" Amtshauptmannschaft der Kreisdirektion Dresden betitelt.[12] Diese Amtshauptmannschaft führte von Wolf bis 1851.[13]
Von Wolf wurde auf sein Ersuchen im April 1851 vom sächsischen König Friedrich August II. nach "dessen langjähriger treuer Dienstleistung" unter Fortzahlung einer Pension sowie der Erlaubnis der Führung des Titels als Amtshauptmann a.D. (außer Dienst) in den Ruhestand versetzt.[14] Sein Amtsnachfolger als Vorstand der 2. Amtshauptmannschaft des Dresdner Kreisdirektionsbezirks wurde Christoph Holm von Egidy, der dazu mit dem Wohnsitz nach Meißen versetzt wurde.[15][16][17]
Seinen Lebensabend verbrachte von Wolf in Großenhain. Von ihm existiert eine Bleistiftzeichnung von dem Grafiker, späteren Akademieprofessor und Museumsdirektor Ludwig Sigismund Ruhl.[18]
[Bearbeiten] Quellen
- August Hermann Kreyssig: Afraner-Album, Verzeichnis sämtlicher Schüler der Königlichen Landesschule zu Meissen von 1543 bis 1875, 8422 an der Zahl, Meissen 1876, Digitalisat der SLUB, S. 416 u. 483
- Justus Perthes: Gothisches Gneealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser, Teil B: Briefadelige Häuser..., Gotha 1918, 12. Jahrgang, Digitalisat der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, S. 985f. (1041f.)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Todesnachricht in: Bernardus Dinter: Quaestiones Caesarianae, Grimma 1875, Digitalisat auf Google Books, S. 42
- ↑ Datensatz zur Schwester Friedericke Erdmuthe Hahn auf www.heidermanns.net und auf MyHeritage.
- ↑ Todesanzeige in: Leipziger Zeitung 1826, Digitalisat auf Google Books, S. 3592
- ↑ Harald N. Nestroy: Duwisib: die deutsche Ritterburg in Namibia und ihr Burgherr Hansheinrich von Wolf, Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft, 2002, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 99
- ↑ Peter von Gebhardt, Hans Schauer: Johann Gottfried Herder: Seine Vorfahren und seine Nachkommen, Zentralstelle für deutsche personen- und familiengeschichte e. v., 1930, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 87
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1819, S. 54, SLUB
- ↑ Archivalie 13469, Schulamt Meißen, im Sächsischen Staatsarchiv
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1822, S. 65, SLUB
- ↑ Staatshandbuch des Königreiches Sachsen 1823, Digitalisat der SLUB, S. 176
- ↑ Staatshandbuch des Königreiches Sachsen 1821, Digitalisat der SLUB, S. 174
- ↑ Friedmar Haufe: 800 Jahre Dorfgeschichte Diera und Ortsteile, Meißner Tagebl.-Verlag, 2005, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 150
- ↑ Staatshandbuch des Königreiches Sachsen 1839, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, S. 299
- ↑ Staatshandbuch des Königreiches Sachsen 1850, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, S. 265
- ↑ Carl Heinrich Heydenreich: Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltung, zunächst für das Königreich Sachsen, Band 41, Leipzig 1875, Digitalisat auf Google Books, S. 556
- ↑ Wochenblatt für merkwürdige Rechtsfälle in actenmäßigen Darstellungen aus dem Gebiete der Justizpflege und Verwaltung, zunächst für das Königreich Sachsen, 11. Jahrgang, Leipzig 1851, Digitalisat auf Google Books, S. 184
- ↑ Amtliche Nachrichten in: Leipziger Zeitung 1851, Digitalisat auf Google Books, S. 2141
- ↑ Staatshandbuch des Königreiches Sachsen 1854, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, S. 256
- ↑ Brigitte Rechberg-Heydegger: Ludwig Sigismund Ruhl, 1794-1887: Leben und Werk, 1973, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 127