Paul Ferdinand Wiesand
Paul Ferdinand Wiesand (* 3. April 1878 in Leipzig; † 1. März 1947 in Dresden) war ein sächsischer Jurist, Verwaltungsbeamter und Eisenbahner, zuletzt als Vizepräsident der Reichsbahndirektion Dresden im Rang eines Reichsbahn-Direktors. Er war Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Reichsbahn.
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[Bearbeiten] Familie
Paul Ferdinand Wiesand entstammte der ursprünglich aus der Oberpfalz stammenden sächsischen Familie Wiesand, die viele namhafte Juristen in verschiedenen Jahrhunderten hervor brachte. Spitzenahn ist der Pfarrer zu Vohenstrauß, Johann Jacob Wiesand. Wiesands Ur-Urgoßvater väterlicherseits war der Wittenberger Rektor Georg Stephan Wiesand (1736–1821), sein Urgroßvater der sächsische Landtagsabgeordnete Georg Friedrich Wiesand (1777–1842), sein Großvater der fürstlich-reußische Kammerrat und Rittergutsbesitzer auf Jeßnitz, Gustav Adolph Wiesand (1804–?).[1]
Paul Ferdinand Wiesand war der Sohn des Reichsgerichtsrates Paul Alfred Wiesand (* 6. Oktober 1836 in Jeßnitz bei Bautzen; † 6. Juni 1901 in Marienbad/Böhmen, heute Tschechische Republik) und dessen 1867 in der Dresdner Kreuzkirche geheirateter Ehefrau Emmy Alma Jenny geb. Sieland (* 20. August 1846 in Leipzig; † 4. Mai 1932 in Dresden). Wiesand hatte noch zwei ältere Schwestern:
- Emmy Louise Wiesand (1868–?) und
- Alma Marie Wiesand (1871–1956) ⚭ Richard William Klippgen (1864–1945), Kaufmann und königlich-schwedischer Konsul, Inhaber der Dresdner Papiergroßhandlung „Richard Klippgen & Co.“ in der Moritzstraße 12.[2] Er starb an den Folgen der Luftangriffe am 13. Februar 1945 auf Dresden.
Ferdinand Wiesand heiratete am 22. August 1908 in Dresden There Franziska Charlotte geb. Bonitz (* 3. März 1885 in Zwickau; † 12. Juni 1971 in Mutlangen), Tochter des Dr. jur. Emil August Egmont Bonitz (1844–1926), Jurist, Amtshauptmann in Zwickau und königlich-sächsischer Geheimer Regierungsrat.

[Bearbeiten] Leben und Wirken
Ferdinand Wiesand erhielt seine höhere Schulbildung am königlichen Gymnasium in Dresden-Neustadt, wo er 1892 in der 1. Abteilung (Klasse) der Untertertia (heutige Klassenstufe 8) verzeichnet ist.[3] 1896/97 besuchte Wiesand die Unterprima (12. Klassenstufe) des Königlichen Gymnasiums in Plauen im Vogtland,[4] wo sein Vater zwischenzeitlich beruflich tätig war. Nach seiner 1898 abgelegten Reifeprüfung schrieb er sich an der Universität in Leipzig ein, wo er wie sein Vater Rechtswissenschaften studierte. Nach dem Staatsexamen und einem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger in der königlich-sächsischen Armee ging Wiesand als Referendar unter anderem zu den Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen nach Dresden, hatte aber bereits während seiner Studienzeit seinen Vater verloren.
Wiesand ist erstmals 1904 im Dresdner Adressbuch als Referendar verzeichnet und wohnte anfangs in der elterlichen Wohnung in der Lüttichaustraße 5 im zweiten Obergeschoss.[5] Noch im gleichen Jahr zog er in eine eigene Wohnung in die Albrechtstraße 32.[6] 1905 promovierte Wiesand zum Doktor der Rechtswissenschaften (Dr. jur.) und kehrte danach als Referendar nach Dresden zurück, zog diesmal allerdings an den Sachsenplatz 5.[7] 1907 weiter an den Holbeinplatz 6.[8]
1908 wurde Wiesand als Mitglied und als Assessor in die Generaldirektion der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, unter dem damaligen Generaldirektor der sächsischen Staatsbahnen, Hans Friedrich Karl von Kirchbach, berufen. Damit bezog er eine Erdgeschosswohnung am Münchner Platz 16.[9] Ab 1909 durfte er den Amtsnamen eines Finanzassessors bei der Generaldirektion der sächsischen Staatsbahnen führen.[10] Diese Amtsbezeichnung war verbunden mit seiner zusätzlichen Tätigkeit bei der Eisenbahn-Betriebsdirektion Dresden-Altstadt.[11] 1911 zog er in die Hübnerstraße 18.[12] 1913 wurde Wiesand in den Rang eines Finanzamtmannes erhoben.[13] Im Ersten Weltkrieg nahm Wiesand als Offizier der königlich-sächsischen Armee teil. Im Krieg wurde er sowohl mit dem Eisernen Kreuz als auch mit mehreren Stufen des königlich-sächsischen Albrechtsordens ausgezeichnet und erreichte den Rang eines königlich-sächsischen Rittmeisters der Reserve, der in der Infanterie dem eines Hauptmannes entsprach.
1918 erhielt Wiesand noch vom letzten sächsischen König Friedrich August III. den Rang und den Titel eines königlich-sächsischen Finanzrates. Nach der Abdankung des sächsischen Königs wurde der Titel ab 1919 als sächsischer Finanzrat weitergeführt. Nach der Novemberrevolution in Deutschland zog Wiesand, zusammen mit seiner Mutter in die Radeberger Straße 47,[14] die ab jenem Jahr Eigentümerin des Hauses wurde.[15] Nach dem Tod seiner Mutter erbte Wiesand das Haus und war ab diesem Zeitpunkt bis zu seinem Tod Eigentümer der Villa.[16]
1921 wurde Wiesand von der von Wilhelm Buck geführten SPD- und USPD-Regierung zum sächsischen Regierungsrat in der Eisenbahn-Generaldirektion Dresden ernannt, nachdem die Bestimmungen der Weimarer Verfassung verfügte, dass die früheren Länderbahnen Eigentum des neuen deutschen Reiches werden sollte. Erster Präsident der neuen Reichsbahndirektion Dresden wurde Richard Kurt Mettig. Die ehemaligen Länderbahnen firmierten zunächst als Deutsche Reichseisenbahnen; erst ab 1921 wurde die später gebräuchliche Bezeichnung, Deutsche Reichsbahn eingeführt. Anfang Oktober 1922 informierte Wiesand im Auftrag der Reichsbahndirektion Dresden den Stadtrat von Dippoldiswalde über Fahrplaneinschränkungen im Winterfahrplan auf der Schmalspurbahnstrecke zwischen Dresden und Kipsdorf.[17]
1925, nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten der Reichsbahndirektion Dresden, Karl Richard Kluge, erhielt Wiesand den Rang eines Reichsbahn-Oberrates.[18] Zu dieser Zeit war Wiesand Leiter des Dezernats 4 „Dienststraf- und Beschwerdesachen“ in der Abteilung I (Allgemeine Verwaltungsabteilung) und damit einer von mehreren Dezernenten der Reichsbahndirektion.[19] 1927 war Wiesand als Vertreter der Reichsbahndirektion (Rbd) Dresden auch Mitglied der Prüfungskommission an der Deutschen Verkehrs-Realschule in Altenberg im Osterzgebirge.[20]
1934 wurde Wiesand in den Rang eines Reichsbahn-Direktors befördert,[21] Als solcher war er Abteilungsvorstand der Abteilung I, „Allgemeine Verwaltungsabteilung“ unter dem damaligen Präsidenten der Reichsbahndirektion Dresden in der Wiener Straße 4, Karl Hermann Domsch.[22] Ab 1935 war Wiesand Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Reichsbahn in Berlin.[23] 1938, zwei Jahre nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten der Rbd Dresden, Walter Schmidt erhielt Wiesand die Amtsbezeichnung Abteilungspräsident,[24] weiter als Leiter der Abteilung I und des Dezernats 1 (Finanzwesen).[25] Nach dem Ende 1940 erfolgten Tod des bisherigen Vizepräsidenten der Rbd Dresden, Arthur Flachs,[26] wurde Wiesand zu dieser Zeit zum neuen Vizepräsidenten der Reichsbahndirektion Dresden berufen. Dieses Amt übte er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus.
Wiesand starb ungefähr einen Monat vor Vollendung seines 69. Geburtstages. Er wurde auf dem Dresdner Nordfriedhof, auch bekannt als Garnisonfriedhof beerdigt. Sein Grab mit dem Grabstein aus Sandstein ist erhalten.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
- 1905: Der Verkauf mit Rücktrittsvorbehalt für den Fall der Nichterfüllung (lex commissoria) im alten und im neuen Rechte., Inaugural-Dissertation von Paul Ferdinand Wiesand, Borna-Leipzig, Buchdruckerei R. Noske.[27]
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1915: Eisernes Kreuz 2. Klasse
- 1915: Ritterkreuz 2. Klasse mit Schwertern des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1917: Eisernes Kreuz 1. Klasse
- 1917: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1918: Krone und Schwerter zum Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
[Bearbeiten] Quellen
- Genealogische Daten aus MyHeritage, Anmeldung erforderlich und aus dem Bonitz Forum:
- Datensatz von Gustav Adolph Wiesand, FamilySearch-Stammbaum
- Datensatz von Paul Alfred Wiesand, Reuter Web Site
- Paul Ferdinand WIESAND, Datensatz und Stammbaum auf bonitz-forum.de
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Datensatz im Sächsischen Staatsarchiv
- ↑ Adressbuch Dresden 1943/44, S. 418, SLUB
- ↑ Martin Wohlrab: Programm des Königl. Gymnasiums zu Dresden-Neustadt..., Dresden 1892, Digitalisat auf Google Books, S. 64.
- ↑ Constantin Angermann: Jahresbericht des Königlichen Gymnasiums zu Plauen i.V. für das Schuljahr 1896–1897, Plauen i.V. 1897, Digitalisat auf Google Books, S. 16.
- ↑ Adressbuch Dresden 1904, S. 931, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1905, S. 966, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1907, S. 977, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1908, S. 996, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1909, S. 1013, SLUB
- ↑ Personalnachrichten in: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen, Organ des Vereins, 21. Jahrgang, Berlin 1909, Digitalisat auf Google Books, S. 341.
- ↑ Königliches Gesamtministerium (Hrsg.):Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, Dresden 1912, Digitalisat auf Google Books, S. 207.
- ↑ Adressbuch Dresden 1912, S. 1057, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1914, S. 1093, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1920, S. 868, SLUB
- ↑ Häuserbuch Dresden 1920, S. 495, SLUB
- ↑ Häuserbuch Dresden 1933, S. 564, SLUB
- ↑ Weißeritz-Zeitung, Ausgabe vom 12. Oktober 1922, Digitalisat der SLUB, Seite 1.
- ↑ Adressbuch Dresden 1925/26, S. 993, SLUB
- ↑ Helga Kuhne: Eisenbahndirektion Dresden 1869 - 1993, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 37.
- ↑ Der Bote vom Geising und Müglitztal-Zeitung, Ausgabe vom 10. März 1927, Digitalisat der SLUB, S. 1.
- ↑ Adressbuch Dresden 1935, S. 905, SLUB
- ↑ Reichs- und Preußisches Ministerium des Innern (Hrsg.): Handbuch für das Deutsche Reich, 46. Jahrgang, Berlin 1936, Digitalisat auf Google Books, S. 329.
- ↑ Adreßbuch der Direktoren und Aufsichtsräte, Berlin 1935, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 1631.
- ↑ Adressbuch Dresden 1939, S. 942, SLUB
- ↑ Deutsches Eisenbahn-Adressbuch, Band 20, 1937, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 30.
- ↑ Die Bautechnik, Fachschrift für das gesamte Bauingenieurwesen, Jahrgang 19, Heft 10/11 vom 7. März 1941, pdf-Download der TU Dresden, S. 124 in: Personalnachrichten.
- ↑ Catalogue des dissertations et écrits académiques provenant des échanges avec les universités étrangères et reçus par le Bibliothèque national, Datensatz im Internet Archive.
[Bearbeiten] Weblinks
- Grabstein für Paul Ferdinand Wiesand in der Deutschen Fotothek
- Datensatz für Paul Ferdinand Wiesand auf Ancestry.