Heinrich Moritz Birnbaum
Heinrich Moritz Birnbaum, selten auch Heinrich Moriz Birnbaum (* 13. Dezember 1784 in Freiberg; † 24. September 1852 auf der Festung Königstein)[1] war ein königlich-sächsischer Offizier und General, u.a. als Kommandeur des sächsischen Artilleriekorps, zuletzt als Festungskommandant der Festung Königstein im Rang eines Generalleutnants.
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[Bearbeiten] Familie
Heinrich Moritz Birnbaum entstammte der weit verzweigten sächsischen, bürgerlichen Familie Birnbaum, zu dem auch der kursächsische Leibarzt Abraham Birnbaum (1612–1695) gehörte. Dieser hinterließ 83 Kinder, Enkel und Urenkel, u.a. der in Dresden geborene Leipziger Stadtrichter Dr. jur. Johann Siegmund Birnbaum (1671–1722).[2] Birnbaum entstammte dem Ast, der einige Offiziere der sächsischen Armee hervorbrachte. Bereits sein Großvater Siegmund Birnbaum ist 1740 als Artillerieleutnant im Dresdner Adressbuch verzeichnet.[3] Heinrich Moritz Birnbaum war der jüngere Sohn des königlich sächsischen Obersts und Kommandeurs des Feld-Artilleriekorps, Carl Julius Birnbaum (* 1745 in Dresden; † 22. April 1810 ebenda), der seit 1803 erst interimistisch, ab 1805 etatmäßig das sächsische Artilleriekorps in den Napoleonischen Kriegen führte. Er wurde am 25. Februar 1810, knapp zwei Monate vor seinem Tod nach 55 Dienstjahren in der sächsischen Armee pensioniert und wohnte zuletzt in Dresden in einer Dienstwohnung in den Neustädter Kasernen.[4] Danach übernahm ein Vetter des Vaters das Artilleriekorps:
- Johann Anton Friedrich Birnbaum (* 1746 in Dippoldiswalde; † 9. November 1830 in Dresden)[5] bis 1815 Kommandeur des Artilleriekorps, ebenfalls zuletzt im Dienstrang als Oberst (ab 1810). Er begann 1753 seine Karriere als Kadett bei der sächsischen Armee.[6] Dessen Sohn, Anton Moritz Theodor Birnbaum war ab 1837 Leutnant im Artilleriekorps.
Birnbaum hatte noch einen älteren Bruder:
- Carl Moritz Birnbaum (* 1778 in Freiberg; † 4. Januar 1831 in Radeburg), 1789 Kadett, 1793 Unteroffizier, 1794 Artilleriestückjunker,[7] 1800 Sous-Lieutenant, 1807 Premier-Lieutenant, 1810 Capitain, 1815 Major, 1829 Oberstleutnant und Brigadekommandeur der reitenden Artillerie.[8][9] Er diente anfangs auch im Fuß-Artillerie-Regiment, ⚭ 1820 Eleonora Johanne Wilhelmine geb. Franckens (1794–1866).[10] Aus dessen erster Ehe stammte sein Sohn Julius Moritz Birnbaum (1814–1874), 1831 Portepeejunker und im gleichen Jahr Leutnant in der sächsischen Infanterie,[11], zuletzt Oberstleutnant und Bezirkskommandeur des Landwehrbataillons Plauen/Vogtland.
Heinrich Birnbaum hatte aus seiner ersten Ehe folgende Kinder:
- Johann Heinrich Camillo Birnbaum (* 1816; † 11. Oktober 1816 in Dresden)
- Emma Rosalie Birnbaum (~ 22. Oktober 1823 in Dresden; † 25. Oktober 1823 ebenda),
- Antonie Jenni Birnbaum (* 1824; † 9. September 1824 in Dresden),
- Anna Juliane Birnbaum (~ 10. Dezember 1826 in Dresden).
Birnbaum heiratete am 27. November 1828 in zweiter Ehe in Dresden Ida Cecilie Ludovica von Einsiedel (* 30. August 1795 in Eilenburg), viertes Kind des sächsischen Generalmajors und Kommandanten von Dresden, Curt Hildebrand von Einsiedel (1758–1834). Auch für seine Ehefrau war es die zweite Ehe, nachdem ihr erster Ehemann Heinrich Karl Friedrich von Klotz († 1818), königlich-sächsischer Hauptmann im Regiment "Prinz Anton" in Oschatz, knapp zwei Jahre nach ihrer ersten Hochzeit verstorben war.[12] Das Ehepaar Birnbaum hatte aus dieser Ehe noch eine gemeinsame Tochter:
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Birnbaum wurde im sächsischen Freiberg geboren, wo sein Vater diente und seit 1766 die sächsische Artillerie aufgrund der von Prinz Xaver angeordneten Neuformierung zusammen gezogen war, damals (bis 1791) noch zwei Brigaden mit je sechs Artilleriekompanien. Seinen ersten Schulunterricht erhielt Birnbaum in Freiberg und später in Pirna, wohin sein Vater versetzt wurde. Danach schlug Birnbaum wie seine Vorfahren eine Karriere in der sächsischen Artillerie ein. Im Alter von 13 Jahren wurde er am 11. August 1797 Kanonier im Artilleriekorps. 1801, mit 16 Jahren zum Unteroffizier ernannt, am 10. Dezember 1802 aggregierter (überzähliger) Stückjunker im sächsischen Artilleriekorps, besuchte als höhere Schulbildung die damalige Artillerieschule in Dresden und wurde Offiziersanwärter.
Am 10. Mai 1806 erhielt Birnbaum sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad als Sous-Lieutenant im Feldartilleriekorps, wo auch sein älterer Bruder Carl Moritz Birnbaum und damit beide Söhne in der Einheit des Vaters dienten. In diesem Rang nahm er mit der sächsischen Armee an der Seite von Preußen an der Schlacht bei Jena teil, die von der französischen Armee unter Napoleon Bonaparte gewonnen wurde. Birnbaum entging nur knapp der französischen Gefangenschaft und wurde von zwei Schußwunden verletzt. Am 21. April 1810 wurde Birnbaum zum Premier-Lieutenant befördert und gleichzeitig zum Adjutanten im Fuß-Artillerieregiment ernannt. Er ist erstmals 1811 im Dresdner Adressbuch verzeichnet. Er wohnte anfangs in Dresden in der Neustadt im Haus 10A am Wiesentor, nahe der damaligen Kasernen.[14] 1812 nahm er am Russlandfeldzug mit der französischen und sächsischen Armee teil und kehrte als einer von wenigen wieder zurück in die Heimat. Im Feldzug 1813 wurde Birnbaum zum Adjutanten des sächsischen Generalleutnants Heinrich Wilhelm von Zeschau ernannt. Bei der Völkerschlacht bei Leipzig, in der der Großteil der sächsischen Armee zu den Allierten überlief, geriet Birnbaum in Gefangenschaft der russischen Kosacken, bald darauf aber wieder als Teil des sächsischen Korps der Allierten wieder in den Dienst gestellt. Danach erst zum Adjutanten des Gustav Xaver Reinhold von Ryssel bei der Blockade gegen Torgau ernannt, war er 1814/15 beim Belgien- und Frankreichfeldzug gegen Napoleon Adjutant der reitenden Artillerie.
Am 31. Juli 1815 erhielt Birnbaum seine Beförderung zum "Capitän" (Hauptmann) 2. Klasse im Artilleriekorps und übernahm damit eine Artillerie-Kompanie als Chef. Im gleichen Jahr zog er in das Haus 207 in der Breiten Gasse.[15] 1821 und 1822 wurde Birnbaum für knapp zwei Jahre Artillerie-Detachments-Kommandant auf der Festung Königstein. 1823 zurückgekehrt nach Dresden, zog er diesmal in das Haus 163 an den Neustädter Niedergraben,[16] 1825 in das Haus 144 in der Hauptstraße.[17] In Dresden befehligte er wie schon in seinen Anfangsjahren als Artillerie-Hauptmann wieder eine Kompanie im Fuß-Artillerie-Regiment.
Am 3. Dezember 1825 wurde Birnbaum zum Major befördert, wobei er bis 1829 noch als aggregierter (überzähliger) Major und Stabsoffizier im Artilleriekorps diente, weiterhin auf der Planstelle als Kapitän 1. Klasse in der 3. königlich-sächsischen Fuß-Artillerie-Brigade. 1826 zog er in das Haus 97 in der Königstraße,[18] 1828 dann dort in das Haus 92b,[19] der späteren Hausnummer 6, wo er bis 1846 wohnte. 1830 ernannte man Birnbaum schließlich zum Brigedekommandeur der 2. Fußartilleriebrigade, die als Bestandteil des Fuß-Artillerieregiments zusammen mit dem Trainbataillon in Dresden stationiert war. Am 5. Januar 1836 wurde Birnbaum in der Dienststellung als Artillerie-Brigadekommendurs zum Oberstleutnant befördert und Kommandeur der 3. Fußartilleriebrigade. Bereits ein reichliches Jahr später, am 29. April 1837 wurde Birnbaum vom sächsischen König Friedrich August II. zum Oberst befördert und zum Kommandeur des Fuss-Artillerie-Regiments sowie gleichzeitig zum Kommandeur des sächsischen Artilleriekorps ernannt. In dieser Dienststellung blieb er bis Anfang 1846.
Im gleichen Jahr, am 17. Juli 1845 ernannte der sächsische König Birnbaum zum Generalmajor und Anfang 1846 zum Kommandanten der Festung Königstein. Am 11. August 1847 feierte Birnbaum sein 50-jähriges Dienstjubiläum in der sächsischen Armee. Am 11. August 1849 wurde Birnbaum in der Dienststellung als Festungskommandant vom sächsischen König zum Generalleutnant befördert. Damit durften er und seine Ehefrau den Ehrentitel "Exzellenz" tragen. Birnbaum verstarb im aktiven Dienst. Auf seiner Beerdigung sprach Oberst von Göphardt, Unterkommandant der Festung Königstein sowie der katholische Dresdner Pfarrer Vorberger und der Festungsprediger Heydemann. Birnbaums Nachlass wurde bis 1853 geregelt.[20] Im Militärhistorischen Museum in der Dresdner Albertstadt ist ein großes Ölbild von ihm erhalten.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1844: Ritterkreuz (1. Klasse) des königlich-sächsischen Verdienstordens
[Bearbeiten] Quellen
- Heinrich Moriz Birnbaum in: Neuer Nekrolog der Deutschen, 30. Jahrgang 1852, 2. Teil, Weimar 1854, Digitalisat auf Google Books, S. 655f.
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1807 bis 1849, Digitalisierte Bände der SLUB
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1850 bis 1914, Digitalisierte Bände der SLUB
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Eduard Maria Oettinger: MONITEUR DES DATES, Biographisch-genealogisch-historisches Welt-Register, enthaltend die Personal-Akten der Menschheit..., Dresden 1869, Digitalisat auf Google Books, S. 94. Mit diesen Lebensdaten hängt auch sein Bildnis im Militärhistorischen Museum in Dresden. Nach anderen Angaben (Genealogisches Handbuch des Adels) wurde Birnbaum am 21. Juni 1781 geboren. Allerdings ist auch in den Ranglisten der sächsischen Armee das Geburtsjahr 1784 vermerkt.
- ↑ F. Th. Richter: Jahrbüchlein zur Geschichte Leipzigs..., Leipzig 1863, Digitalisat auf Google Books, S. 110
- ↑ Das Jetztlebende Königliche Dreßden im Jahre 1740, S- 36, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1810, S. 107, SLUB
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ A, von Kretschmar: Geschichte der kurfürstlich und königlich Sächsischen Feld-Artillerie von 1620 - 1820, Berlin 1876, Digitalisat auf Google Books, S. 138
- ↑ Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1799, S. 78, SLUB
- ↑ Christian Daniel Beck (Hrsg.): Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur für 1831, Leipzig 1831, Digitalisat auf Google Books, S. 67
- ↑ Nachlass des Oberstleutnants und Kommandeurs der reitenden Artillerie-Brigade Carl Moritz Birnbaum, Archivale 11321 im Hauptstaatsarchiv Dresden
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Datensatz im Archivportal der Deutschen Digitalen Bibliothek
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, C.A. Starke, 1977, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 149
- ↑ Datensätze auf Ancestry
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1811, S. 101, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1816, S. 82, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1824, S. 89, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1826, S. 88, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1827, S. 96, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1829, S. 93, SLUB
- ↑ Nachlass des Festungskommandanten Generalleutnant Heinrich Moritz Birnbaum, Datensatz im Archivportal der Deutschen Digitalen Bibliothek