Moritz Oskar Freiherr von Biedermann
Moritz Oskar Freiherr von Biedermann, anfangs Moritz Oscar Freiherr von Biedermann (* 26. November 1818 in Marienberg; † 15. Mai 1899 in Böhla bei Ortrand) war ein königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt als Kommandeur eines sächsischen Kavallerie-Großverbandes im Rang eines Generalmajors. Von Biedermann war Mitbesitzer des Rittergutes Nieder-Forchheim im Erzgebirge.
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[Bearbeiten] Familie
Moritz Oskar Freiherr von Biedermann entstammte der ursprünglich bürgerlichen Patrizierfamilie Biedermann aus Chemnitz. Erstmals 1432 urkundlich erwähnt mit dem Chemnitzer Bürger Peter Bidermann, beginnt die sichere Stammreihe mit dem 1538 urkundlich erwähnten Bäckermeister Blasius Bidermann († 1568), ein Sohn des Chemnitzer Bäckermeisters und seit 1502 tätigen Ratsherren Matthias Bidermann († 1536). Die kursächsische Anerkennung des Reichsadel- und Freiherrenstandes erfolgte am 21. August 1802 für von Biedermanns Großvater, dem kurfürstlich-sächsischen Geheimen Rat und Präsident des Geheimen Finanzkollegiums Dr. Traugott Andreas Biedermann (1743–1814), Sohn des kursächsischen General-Akziseinspektors, Syndikus und Ratsherren Johann August Biedermann (1701–1762) in Annaberg.[1] Moritz' Tante war Cäcilie Elisabeth Freiin von Biedermann (1790–1867), Ehefrau des königlich-sächsischen Obersteuereinnehmers Friedrich August von Oppen (1764–1839), Herr auf Sandberg, Mügeln und Jüterichau.
Moritz Freiherr von Biedermann war der zweite Sohn des königlich-sächsischen Amtshauptmannes und Herrn auf Nieder-Forchheim im Erzgebirge, Gustav Heinrich Freiherr von Biedermann (* 17. Februar 1789 in Dresden; † 29. Juni 1862 in Nieder-Forchheim) und dessen 1815 geheirateter Ehefrau Caroline Dorothea geb. Tost (* 1. November 1787 in Marienberg; † 14. Dezember 1868 in Nieder-Forchheim), Tochter des Magisters Karl Gottlieb Tost und dessen Ehefrau Johanna geb. Bergert. Moritz' Geschwister waren:
- Gustav Woldemar Freiherr von Biedermann (1817–1903), Dr. phil. h.c., Eisenbahndirektor, königlich-sächsischer Geheimer Rat, Literaturforscher und Schriftsteller.
- Cäcilie Clementine Freiin von Biedermann (* 1820),
- Detlev Willibald Freiherr von Biedermann (1823–1896), Beamter im kaiserlich-statistischen Amt in Berlin. Dessen Enkel Wolf Freiherr von Biedermann (1890–1964) war Generalmajor der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.
Moritz Freiherr von Biedermann heiratete am 11. Oktober 1847 in Dresden Johanne Marie Adelaide geb. von Seelhorst (* 23. März 1822 in Rochlitz; † 10. Oktober 1874 in Nieder-Forchheim), Tochter des königlich-sächsischen Rittmeisters Ernst von Seelhorst und dessen Ehefrau Adelaide geb. von Carlowitz. Das Ehepaar von Biedermann hatte zwei Söhne:
- Edgar Ernst Moritz Freiherr von Biedermann (* 18. Januar 1849 in Dresden; † 2. November 1914 in Naundorf bei Kötzschenbroda), eingetragen in das königlich-sächsische Adelsbuch 1908 mit Nr. 259. Dessen Sohn aus erster Ehe war der königlich-sächsische Geheime Legationsrat und Rechtsritter des Johanniterordens, Erich Freiherr von Biedermann (1874–1931), Herr auf Thürmsdorf bei Königstein.
- Christoph Gustav Moritz Freiherr von Biedermann (* 17. Oktober 1862 in Grimma; † 5. Februar 1913 in Dresden), königlich-sächsischer Leutnant.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Moritz Freiherr von Biedermann entschied sich für eine militärische Karriere und trat im Lauf des Jahres 1832 als Kadett in das sächsische Kadettenkorps, anfangs in die V. Division (unterste Klasse) der Kadettenschule im alten Kadettenhaus in der Dresdner Neustadt ein. Am 1. Januar 1837 wurde von Bidermann zum Portepee-Fähnrich und damit zum Offiziersanwärter ernannt. Gleichzeitig erfolgte seine Versetzung zum 2. Leichten Reiter-Regiment „Prinz Johann“ mit dem Stab in Grimma.
Am 8. Januar 1838 erhielt von Biedermann sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad als Secondé-Lieutenant mit gleichzeitiger Anstellung in der 2. Schwadron des Gardereiterregiments in Dresden. Er ist erstmals im gleichen Jahr im Dresdner Adressbuch verzeichnet, zu dieser Zeit in einem Dienstzimmer in der Dresdner Reiterkaserne.[2] 1841 wurde er zur 5. Schwadron nach Pirna versetzt, kam aber 1843 wieder kurzzeitig zurück nach Dresden.[3] Im gleichen Jahr, am 2. Juni 1843 erhielt von Biedermann seine Beförderung zum Premier-Lieutenant mit gleichzeitiger Anstellung im 1. Leichten Reiter-Regiment „Prinz Ernst“. Dort kam er zur 6. Schwadron nach Marienberg. 1845, kurzzeitig zur 1. Schwadron nach Freiberg versetzt kehrte er 1846 zurück nach Marienberg. 1847 wurde von Biedermann zur 1. Schwadron des Gardereiterregiments nach Dresden versetzt, 1848 dann dort in die 4. Schwadron. Er wohnte zu dieser Zeit in der Georgenstraße 6.[4] 1849 wurde von Biedermann zum Generalstab der sächsischen Armee in Dresden versetzt, wo er als Offizier der Reiterei in der taktischen Abteilung arbeitete. Am 13. Dezember 1849 wurde er in dieser Dienststellung zum Rittmeister (3. Klasse) befördert und kämpfte in jenem Jahr im Krieg gegen das Königreich Dänemark an der Seite von Preußen, wofür er mit dem preußischen Roten-Adler-Orden ausgezeichnet wurde.
1850 übernahm von Biedermann als Kommandeur die 3. Schwadron des 2. Reiterregiments in Grimma. 1855 wurde er dort zum Rittmeister 2. Klasse erhoben. 1857 ernannte man ihn zum Kommandeur der 2. Schwadron in Rochlitz. In dieser Dienststellung erhielt er 1858 den Rang als Rittmeister 1. Klasse. Am 5. April 1860 zum aggregierten (überzähligen) Major befördert, damit weiter formell Schwadronskommandeur im 2. Reiterregiment, wurde er als zweiter Stabsoffiziers zum Stab des Regiments nach Grimma versetzt. Von 1862 bis 1865 arbeitete er als etatmäßiger Stabsoffizier im Stab des sächsischen Reiterregiments. Als solcher erhielt er am 29. Mai 1865 seine Beförderung zum Oberstleutnant.
Am 19. August 1865 wurde von Biedermann unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst neuer Kommandeur des 1. Reiter-Regiments „Kronprinz“ mit dem Stab in Großenhain. Chef dieses Regiments war zu dieser Zeit Kronprinz Albert. Von Biedermann übernahm das Kommando dieses Regiments von Oberst Ottomar von Paszkowski-Plomienczek. Er blieb in der sächsischen Kleinstadt aber nur wenige Monate, da er bereits am 12. April 1866 zum Generalmajor und zum Kommandeur der 2. Kavallerie-Brigade Nr. 24 mit dem Stab in Grimma ernannt wurde. Damit wurde er innerhalb von elf Monaten vom Major zum Generalmajor befördert, selbst für die damalige Zeit ein steiler Karrieresprung. Von Biedermann befehligte als Brigadekommandeur den sächsischen Großverband, bestehend aus:
- dem 2. Reiterregiment mit Stabssitz in Grimma,
- dem 3. Reiterregiment mit dem Stabssitz in Borna und
- dem 2. Ulanen-Regiment Nr. 18 mit dem Stabssitz in Rochlitz, jedes Regiment zu je 5 Schwadronen.
Von Biedermann übernahm das Kommando als Brigadechef von Bernhard Edler von der Planitz. Von Biedermann führte den Reitergroßverband über dreieinhalb Jahre als Kommandeur, auch während des Deutschen Krieges, in dem Sachsen an der Seite von Österreich gegen Preußen kämpfte. Am 22. November 1869 wurde Freiherr von Biedermann auf eigenes Ersuchen unter Zahlung der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis des Tragens der Generalsuniform in der Öffentlichkeit als Generalmajor z.D. (zur Disposition in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Er übergab das Kommando der Kavallerie-Brigade an den späteren Generalleutnant Adolph Senfft von Pilsach. Von Biedermann zog sich auf seinen Ruhesitz, in das Herrenhaus Böhla bei Ortrand zurück wo er bis zu seinem Tod lebte. Sein Leichnam wurde auf dem Friedhof im erzgebirgischen Nieder-Forchheim beigesetzt.[5]
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1849: Königlich-preußischer Roter-Adler-Orden 4. Klasse (Ritterkreuz)
- 1866: Kaiserlich-österreichische Eiserne Krone 2. Klasse mit Kriegsdekoration
- 1869: Königlich-sächsisches Dienstauszeichnungskreuz für 25 Berufsjahre in der sächsischen Armee
[Bearbeiten] Quellen
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1807 bis 1849, Digitalisierte Bände der SLUB
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1850 bis 1914, Digitalisierte Bände der SLUB
- Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Band 6, Gotha 1856, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, S. 59ff.
- Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Band 89, Gotha 1939, Digitalisat der DigiBib, S. 50ff.
- C.A. Starke: Genealogisches Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser B, Band III, Limburg an der Lahn 1963, S. 36ff.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Ulrike Knoll: Traugott Andreas von Biedermann, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Online-Ausgabe
- ↑ Dresdner Adreß-Kalender 1838, S. 28, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1843, S. 28, SLUB
- ↑ Adreß-Handbuch Dresden 1849, S. 20, SLUB
- ↑ Dresdner Geschichtsblätter 1899, Nr. 3, Digitalisat der SLUB
[Bearbeiten] Weblinks
- Moritz Oskar Freiherr von Biedermann auf Wikidata
- Bilder des Rittergutes Böhla bei Ortrand auf Wikimedia Commons
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