Paul Hermann Tögel
Prof. Dr. Dr. phil. Paul Hermann Tögel (* 24. Februar 1869 in Lockwitz, † 1. September 1939 in Weixdorf bei Dresden) war sächsischer Schultheologe, Religionslehrer, Professor und Lehrerbildner in Bautzen, Dresden-Friedrichstadt, Pirna und Löbau, zuletzt mit dem Titel eines Studienrates.
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[Bearbeiten] Familie
Paul Hermann Tögel entstammte der sächsischen Familie Tögel. Sein Urgroßvater Georg Christlieb Tögel († 1811) war Gutsbesitzer und Mehlhändler in Lockwitz. Seine Großeltern väterlicherseits waren Christian Gottlob Tögel (1791–1845) und dessen Ehefrau Johanna Christiana Voigt (1800–1860). Tögel war der Sohn von Julius Hermann Tögel (*8. Januar 1822 in Lockwitz; † 12. Februar 1893 in Dresden) und dessen Ehefrau Emma Natalie Tögel geb. Bohrisch (* 18. Dezember 1839 in Lockwitz; † 3. Februar 1879 ebenda), die am 8. Mai 1862 geheiratet hatten. Paul Hermann hatte noch folgende Geschwister:
- Hedwig Tögel (* 1865 in Lockwitz; † 1919 in Großhartmannsdorf bei Freiberg), verheiratet am 2. Juni 1900 in Dresden mit dem Lehrer Karl Albrecht Emil Kunz in Wünschendorf im Flöhatal.
- Marie Martha Tögel (* 2. Februar 1863 in Lockwitz; † 9. Januar 1927 in Dresden. Martha schrieb Gedichte, die in der Zeitschrift für Schwerhörige „Das Höhrrohr“ abgedruckt wurden.
Am 21. April 1900 heiratete Hermann Tögel seine Ehefrau Anna Margarethe Tögel geb. Hörisch (* 10. März 1877 in Dresden; † 22. Februar 1965 in Schönborn), die Tochter von Ernst Herrmann Hörisch und dessen Frau Ida. Tögels Witwe wohnte noch 1943 im ehemals gemeinsamen Haus in Weixdorf.[1] Das Ehepaar Tögel hatte einen Sohn:
- Georg Nikolaus Hermann Tögel (* 9. Juni 1901 in Briesnitz bei Dresden, † 18. Juni 1986 in Weixdorf)[2], Biologielehrer, Ornithologe, Naturschützer und Heimatfreund. Nach ihm wurde der Hermann-Tögel-Weg im Weixdorfer Ortsteil Friedersdorf benannt.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Hermann Tögel wurde in der heutigen Tögelstraße 12, der ehemaligen Alten Schule in Lockwitz geboren. Seine Mutter verlor er bereits früh im Alter von knapp zehn Jahren. Nach dem ersten Privatunterricht bei seinem Vater wechselte er auf das Königliche Gymnasium zu Dresden-Neustadt, wo er 1884 als Quartaner aufgelistet wird. Ostern 1890 bestand er dort sein Reifezeugnis. Tögel entschloss sich wie sein Vater Lehrer zu werden und ging an die Universität nach Leipzig. Sein Zeugnis konnte er am 22. Dezember 1894 vor der Königlich-Pädagogischen Prüfungskommission zu Leipzig ablegen, was allerdings sein Vater nicht mehr erlebte. Am 1. April 1896 erhielt Tögel die Berufungsurkunde als Vikar bei dem „Landständischen Seminar“ zu Bautzen. Seine Dissertation zum Thema: „Die pädagogischen Anschauungen des Erasmus in ihrer psychologischen Begründung“ schrieb Tögel am 27. Mai 1896 und erhielt den Titel eines Doktors der Philosophie.
Am 16. Dezember 1896 legte Tögel nochmals ein Zeugnis vor dem evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium ab. Im Jahr darauf, am 1. April 1897 wurde er von der Seminardeputation Bautzen zum ständigen Lehrer am dortigen Seminar mit einem jährlichen Gehalt von 2.100 Reichsmark eingestellt. Seine Einstellung als Lehrer wurde am 16. August desgleichen Jahres durch ein Dekret des Ministeriums für Kultur und öffentlichen Unterrichts als ständiger Lehrer am „Landständischen Seminar“ zu Bautzen bestätigt. In Bautzen ist Tögel erstmals 1896 im Adressbuch als Vikar am landständischen Vikar verzeichnet. Er wohnte dort anfangs in der Jägerstraße 8,[3] zog aber noch im gleichen Jahr in die Äußere Lauenstraße 6.[4]
Am 16. April 1898 wurde Tögel an das Lehrerseminar nach Dresden-Friedrichstadt versetzt. Dort erhielt er zwei Jahre später, im Alter von nur 30 Jahren den Titel eines Oberlehrers vom Ministerium für Kultur und öffentlichen Unterricht per Dekret vom 10. Januar 1900 vom sächsischen Ministerialrat Max von Seydewitz (1876–1946). Als solcher ist er auch im Dresdner Adressbuch von 1901 verzeichnet.[5] Er wohnte zu dieser Zeit in Briesnitz in der Schunckstraße 4.[6]
Am 1. Dezember 1905 wurde Tögel an das Lehrerseminar nach Pirna versetzt, wo er in die dortige Bergstraße zog.[7] Am 1. April 1910 wurde Tögel wieder zurück an das Parallelseminar in Friedrichstadt versetzt, anfangs erneut mit dem Titel eines Seminaroberlehrers. Diesmal zog er in die Waltherstraße 26.[8] 1911 wurde Tögel im Rang eines Professors zum Leiter des Lehrerseminars in Dresden-Friedrichstadt ernannt.[9]
Tögel unternahm während seines Lehreramtes mehrere Reisen mit seinen Schülern, so u.a. mehrmals nach Berlin und auf die Insel Rügen (1905, 1909 und 1923) sowie nach Schlesien in das Riesengebirge (1906 und 1911). Weitere Reisen führten ihn in die Alpen (1904), ins Böhmische Mittelgebirge (1912), nach Schwaben (1923) und 1932 nach Süddeutschland, u.a. nach Karlsruhe, wo er das Grab des 1924 verstorbenen Malers Hans Thoma (1839 –1924) besuchte, mit dem er in regem Briefkontakt gestanden hatte.
Tögel schrieb im Laufe seines Lebens mehrere Ausätze, hielt Vorträge, vor allem zum Religionsunterricht und schrieb mehrere wissenschaftliche Bücher, u.a. als Co-Autor. Er beteiligte sich aktiv im "Bund für Gegenwartschristentum im Freistaat Sachsen" mit Sitz in Bautzen, Görlitz und Zittau und war Mitglied des Vorstands dieses Bundes. Im Juni 1930 wurde Tögel die Ehrendoktorwürde der theologischen Fakultät der Universität Jena verliehen. Außerdem erhielt er den Titel eines Studienrates. Im gleichen Jahr ging Tögel in den Ruhestand und bezog seitdem ein „Ruhegehalt“ vom soganannten Ruhegeldamt im sächsischen Finanzministerium. 1930 kaufte seine Frau das Haus in der Bergstraße 1 in Weixdorf. Dort starb er neun Jahre später an einem Herzschlag.[10] Am 22. April 1940 erfolgte in der Trinitatisgemeinde zu Dresden zu seinen Ehren ein Gedächtnisdottesdienst.
Entsprechend dem letzten Willen von Tögel und seiner Frau wurde die zweibändige Lebensbeschreibung („Mein Leben“, Löbau 1936) und der Nachlass von Paul Hermann Tögel am 1. November 1977 an die Sächsische Landesbibliothek übergeben. In dem Nachlass von Hermann Tögel befinden sich auch knapp 1.500 Briefe und Korrespondenzen. Aus den mit ihm korrespondierten Persönlichkeiten sind u.a. zu nennen: die Theologen Heinrich Danneil, Martin Doerne, Paul Glaue, Hermann Guthe, Hermann Mulert, Martin Rade, Paul Schneider, der Berliner Schriftsteller Karl Frenzel, der Pädagoge Ernst Gehmlich, der Lockwitzer Mühlenbesitzer und Reichstagsabgeordnete Felix Oskar Hänichen, der Jurist und Präsident des evangelischen Landeskirchenamtes Sachsen Erich Kotte, der Jurist und Mitglied der Bekennenden Kirche Karl Mensing, der Buchbinder Rudolf Peter, der Architekt Emil Pohle, der Hofrat Otto Schambach, der Historiker Heinrich Spanuth, der Lungkwitzer Arzt Dr. med. Friedrich Theile, der Maler Hans Thoma in Karlsruhe (s.o.) und der Philosoph Johannes Volkelt.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- 1896: Die pädagogischen Anschauungen des Erasmus in ihrer psychologischen Begründung, Inaugural-Dissertation
- 1915: Wegweiser für die Fortbildung des Lehrers: Mit besonderer Berücksichtigung der neuen Bestimmungen für die Wahlfähigkeitsprüfung der Volksschullehrer und Volksschullehrerinnen im Königreich Sachsen
- 1921: Der Werdegang der christlichen Religion, Julius-Klinkhardt-Verlag
- 1925: Das Volk der Religion: Die Geschichte Israel, Biblisches Lesebuch, Julius-Klinkhardt-Verlag
- 1927: Bilder Deutscher Frömmigkeit, Aus zwölf Jahrhunderten deutschen Geisteslebens
- 1936: Mein Leben, 2 Bände
- 1939: Fremder Glaube: Religionen, Rassen und Landschaften
- weitere Werke in der Deutschen Nationalbibliothek
[Bearbeiten] Quellen
- Familiengrab der Familie Tögel auf dem Friedhof Lockwitz.
- Nachlass des sächsischen Schultheologen und Lehrers, Prof. Dr. Dr. phil. Paul Hermann Tögel, zusammengestellt von Ilse Langer, August 1978, in der Sächsischen Universitäts- und Landesbibliothek Dresden (SLUB)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Dresden 1943/44, S. 2575, SLUB
- ↑ Hermann Tögel im Personenwiki der SLUB Dresden
- ↑ Adressbuch Bautzen 1896, S. 90, SLUB
- ↑ Adressbuch Bautzen 1897, S. 92, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1901, S. 790, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1901, S. 1956, SLUB
- ↑ Adressbuch Pirna 1908, S. 273, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1911, S. 1074, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1912, S. 1093, SLUB
- ↑ Häuserbuch Dresden 1939, S. 2549, SLUB
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Hermann Tögel“
- Schriftlicher Nachlass Paul Hermann Tögel in der SLUB Dresden