Anton von Holleben-Normann
Ludwig Leopold Anton von Holleben, ab 1897 mit dem Zusatznamen genannt von Normann, oft auch vereinfacht Anton von Holleben-Normann (* 7. Oktober 1854 in Leipzig; † 2. Juni 1926 in Dresden) war ein königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt als Kommandeur eines sächsischen Großverbandes der Infanterie im Rang eines Generalleutnants. Von Holleben, genannt von Normann war der 4. Fideikommissherr auf Köditz sowie Mitbesitzer und Verwalter der Fideikomissgüter Wildenspring und Luisengrün. Er war Vorsitzender des Familienrates des Familienverbandes von Holleben.
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[Bearbeiten] Familie
Ludwig Leopold Anton von Holleben entstammte der sächsischen Uradelsfamilie von Holleben/Holleben-Normann. Er entstammte der zweiten Linie der Familie mit dem Stifter Anton von Holleben (1711–1782), Herr auf Wildenspring und Herschdorf, fürstlich-Schwarzburgischer Oberjägermeister. Nach dem Tod von dessen Ehefrau, Margarete geb. von Normann erfolgte eine Namensvereinigung mit dem der von Normann, aber nur für den jeweiligen Fideikommissherren auf Köditz lt. deren testamentarischer Bestimmung. Im Besitz dieser Linie der Familie waren folgende Rittergüter:
- das 1792 gestiftete Fideikomiss (Majorat) Köditz mit Fröbitz (265 Hektar) im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt,
- das 1887 gestiftete Fideikommiss (Kondominat) Wildenspring (220 Hektar) im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, das seit 1459 im Familienbesitz war und
- Luisengrün (260 Hektar) im Herzogtum Sachsen-Meiningen.
Von Hollebens Großeltern väterlicherseits waren Anton von Holleben genannt von Normann (1786–1849), fürstlich-Schwarzburgischer Oberjägermeister und dessen Ehefrau Ida geb. Schönberg (1803–1867). Sein Onkel war der fürstlich-Schwarzburgische Wirkliche Geheime Rat und Geheime Staatsrat Albert von Holleben (1825–1902). Dessen Söhne, der sächsische Generalmajor Kurt von Holleben (1862–1941) und der kaiserliche Videadmiral Franz von Holleben (1863–1938) war Antons Neffe.
Anton von Holleben war das zweite Kind und der älteste Sohn des königlich-sächsischen Generals der Infanterie Karl Ludwig Friedrich Bernhard von Holleben, genannt von Normann (* 30. Juli 1824 in Unter-Kröditz; † 11. Oktober 1897 in Dresden) und dessen 1850 geheirateter Ehefrau Henriette Johanne Clementine geb. von der Becke (* 28. Februar 1832 in Ammelshain; † 7. August 1908 in Hosterwitz bei Dresden), Tochter des Gerichtsherren und Rittergutsbesitzers zu Ammelshain, Friedrich Leopold von der Becke (1802–1859). Antons Schwester war Clara von Trützschler (1852–1921), Mitglied im Verein für Geschichte Dresdens.
Anton von Holleben heiratete am 19. September 1889 in Dresden Helene Eleonore („Ella“) Luise geb. von Rex (* 19. September 1861 in Dresden; † 8. Januar 1940 ebenda), Tochter des sächsischen Generalleutnants Hermann Ernst von Rex (1821–1901) und dessen Ehefrau Clothilde geb. Edle von der Planitz (1826–1902). Das Ehepaar von Holleben hatte zwei Kinder, wovon der Sohn bereits im frühen Kindesalter starb:
- Helene Clothilde Thekla von Holleben (* 29. Juni 1890 in Dresden) ⚭ 1911 Hans Christoph Willy Freiherr von Schaumberg (1876–1934), 1912 Hauptmann und Kompaniechef im Schützenregiment Nr. 108, nach dem Weltkrieg als Major a.D. (außer Dienst) pensioniert, wohnte zuletzt in der Keppgrundstraße 18,[1] wo seine Witwe noch 1943/44 wohnte.[2]
- Bernhard Ludwig Hermann von Holleben (* 12. Juli 1891 in Dresden; † 20. Juni 1896 ebenda).
Von Hollebens Witwe Helene wohnte nach seinem Tod anfangs weiter im Haus in der Jägerstraße 19,[3] zog aber 1932 in das „Ruheheim Bühlau“ in der Hegereiterstraße 6 in Bühlau,[4] wo sie bis zu ihrem Tod wohnte.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Anton von Holleben erhielt seine höhere Schulbildung auf dem Vitzthumschen Gymnasium in Dresden, wo er am 13. März 1873 seine Reifeprüfung in den Kenntnissen mit der Note 3, im Betragen mit der Note 1b abschloss.[5] Er entschied sich wie viele Familienmitglieder für eine militärische Karriere und trat am 1. Januar 1874 als Kadett in die sächsische Armee ein. Bereits im Sommer desgleichen Jahres wurde er zum Unteroffizier im Kadettenkorps ernannt und erhielt am 1. Oktober 1874 die Ernennung zum Portepee-Fähnrich und damit zum Offiziersanwärter, mit gleichzeitiger Versetzung in das Schützen-(Füsilier-)Regiment Nr. 108 in der neuen Schützenkaserne am Alaunplatz.
Am 8. September 1875 erhielt von Holleben sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad als Secondé-Lieutenant, weiterhin im Schützen-(Füsilier-)Regiment Nr. 108 dienend. Er ist erstmals 1876 im Dresdner Adressbuch in einer Offiziersstube in der Schützenkaserne verzeichnet.[6] 1879 wurde er für etwa dreieinhalb Jahre Adjutant im 3. Bataillons seines Regiments. Am 24. März 1882 wurde von Holleben zum Premier-Lieutenant befördert. 1884 erfolgte seine Kommandierung, erst zur Schießschule nach Berlin-Spandau,[7] später zur Kriegsakademie in Berlin, wo er bis 1887 ausgebildet wurde. Im gleichen Jahr kehrte von Holleben in das Schützenregiment zurück. Privat zog er in eine Wohnung in der Jordanstraße 26.[8]
Am 22. Juni 1888 erhielt von Holleben seine Beförderung zum Hauptmann (2. Klasse) á la suite des Schützen-(Füsilier-)Regiment Nr. 108. Gleichzeitig wurde er als Brigadeadjutant zur 2. Infanterie-Brigade Nr. 46 mit dem Stabssitz in Dresden kommandiert und zog in die Jordanstraße 10,[9] im Folgejahr in die Radeberger Straße 8,[10] einer Villa des Bankiers Georg Dinger.[11] In der Dienststellung als Adjutant diente von Holleben bis 1892. Im gleichen Jahr zum Hauptmann 1. Klasse erhoben und zum Kompaniechef im Schützen-(Füsilier-)Regiment Nr. 108 ernannt. 1894 zog er in die Jägerstraße 1.[12]
Am 17. April 1898 erhielt von Holleben-Normann seine Beförderung zum Major mit gleichzeitiger Versetzung zum 13. Infanterie-Regiment Nr. 178 nach Kamenz, wo er anfangs als aggregierter (überzähliger) Stabsoffizier diente. Noch im gleichen Jahr übernahm von Holleben-Normann von Major Richard Theodor von Hennig das 1. Bataillon des Regiments als Bataillonskommandeur. In Kamenz zog er an den dortigen Albertplatz 5.[13]
Am 26. Juli 1902 wurde von Holleben-Normann zum Oberstleutnant befördert und zum etatmäßigen Stabsoffizier im 1. (Leib-)Grenadier-Regiment Nr. 100 in Dresden ernannt, wo er damit Vorgesetzer seines Cousins Kurt wurde. Er zog wieder in die Jägerstraße, diesmal in die Hausnummer 19.[14] Am 22. April 1905 erhielt von Holleben-Normann unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst die Ernennung zum neuen Kommandeur des 4. Infanterie-Regiments Nr. 103 in Bautzen. Dort blieb er knapp vier Jahre und wohnte in der Bautzner Töpferstraße 35.[15][16]
Mit Wirkung vom 17. März 1909 übernahme von Holleben-Normann - zu dieser Zeit noch im Rang als Oberst - die Dienststellung als Kommandeur der 4. Infanterie-Brigade Nr. 48 mit dem Stabssitz in Leipzig. Mit diesem Großverband der sächsischen Armee befehligte von Holleben-Normann:
- das 7. Infanterie-Regiment „König Georg“ Nr. 106,
- das 8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg“ Nr. 107 und
- das Bezirkskommando der Landwehr von Borna und Glauchau.
Am 22. Mai 1909 wurde von Holleben-Normann vom sächsischen König Friedrich August III. zum Generalmajor ernannt. In Leipzig zog von Holleben-Normann in die Marbachstraße 2 im Stadteil Gohlis, unweit der dortigen Infanteriekaserne.[17]
Er führte Großverband zweieinhalb Jahre. Am 23. September 1911 wurde von Holleben-Normann unter gleichzeitiger Verleihung des Charakters als Generalleutnant z.D. (zur Disposition), mit der Zahlung der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis des Tragens der Generalsuniform in der Öffentlichkeit in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Aufgrund seiner Rangerhöhung zum Generalleutnant durften er uns seine Frau den Ehrentitel „Exzellenz“ führen. Er übergab das Kommando als Brigadekommandeur an den späteren General der Infanterie Otto von Tettenborn (1856–1919).
Von Holleben-Normann kehrte nach seiner Pensionierung nach Dresden zurück, wo er in die Semperstraße 7 zog.[18] Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde von Holleben-Normann wieder als General für einen Reserveverband aktiviert. In diesem Krieg erhielt von Holleben-Normann noch das Eiserne Kreuz in beiden Stufen und das Komturkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens. Nach der Auflösung der sächsischen Armee nach dem Krieg wurde von Holleben-Normann 1921 als Generalleutnant a.D. (außer Dienst) in den endgültigen Ruhestand versetzt und zog in eine Wohnung im ersten Obergeschoss in der Jägerstraße 19 in der Dresdner Antonstraße,[19] wo er bis zu seinem Tod wohnte.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1896: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1899: Königlich-sächsisches Dienstauszeichnungskreuz für 25 Berufsjahre in der sächsischen Armee
- 1902: Fürstlich-Schwarzburgisches Ehrenkreuz 2. Klasse
- 1903: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1906: Offizierskreuz des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1908: Kommandeurskreuz 2. KLasse des großherzoglich-badischen Ordens vom Zähringer Löwen
- 1909: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1911: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1911: Großkomturkreuz des großherzoglich-mecklenburgischen Greifenordens
- 1911: Fürstlich-Schwarzburgisches Ehrenkreuz 1. Klasse
- 1915: Eisernes Kreuz 1. und 2. Klasse
- 1915: Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens mit Schwertern
[Bearbeiten] Quellen
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1850 bis 1914, Digitalisierte Bände der SLUB
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Deutscher Uradel, 6. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1905, Digitalisat der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, S. 814(828)ff.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Deutscher Uradel 23. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1921, Digitalisat im Internet Archive, S. 351f.
- Wilhelm von Holleben: Beiträge zur Geschichte der Familie von Holleben, rambow.de
- Genealogische Daten aus MyHeritage, Anmeldung erforderlich
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Dresden 1934, S. 833, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1943/44, S. 849, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1927/28, S. 429, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1933, S. 367, SLUB
- ↑ Ernst Ziel (Hrsg.): XII. Programm des Vitzthumschen Gymnasiums, Dresden 1873, Digitalisat auf Google Books, S. 109
- ↑ Adressbuch Dresden 1876, S. 174, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1884, S. 199, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1888, S. 253, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1889, S. 261, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1890, S. 276, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1892, S. 305, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1895, S. 357, SLUB
- ↑ Adressbuch Kamenz 1901/02, S. 34, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1903, S. 411, SLUB
- ↑ Adressbuch Bautzen 1905, S. 84, SLUB
- ↑ Adressbuch Bautzen 1907/08, S. 86, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1910, S. 360, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1913, S. 508, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1922/23, S. 1563, SLUB