Diskothek

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[Bearbeiten] 1. Mai 1958: Beginn im Klub der Intelligenz Lingnerschloß

Die erste Dresdner Diskothek mit Schallplattenunterhaltern (SPU) entstand am 1. Mai 1958 im Tanzraum mit Bar im "Klub der Intelligenz" im Lingnerschloss.

Innerhalb des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands wurden seit 1953 in den Bezirksstädten der DDR Klubs der Intelligenz geschaffen, so auch in Dresden.

Am 23. März 1957 eröffnete Manfred von Ardenne im Lingnerschloss einen zweiten Klub der Intelligenz mit noch erheblich größerer Exklusivität, womit das Anliegen von Karl August Lingner, das Haus der gesamten Bevölkerung zugänglich zu machen, in das genaue Gegenteil verkehrt wurde. Durch die offene Grenze zur BRD sah sich die DDR zur Hochprivilegierung ihrer wichtigsten Leistungsträger genötigt.

Im Tanzraum spielten zunächst verschiedene Ensembles. Als infolge gehäufter Republikflucht im Frühjahr 1958 gleich mehrere Bands ausfielen, wurde ab Donnerstag, dem 1. Mai 1958 auch Musik von Plattenspielern gespielt. Diese Veranstaltungsform wurde bereits am Donnerstag, den 8. Mai 1958 wiederholt. Beide Tage waren damals gesetzliche Feiertage in der DDR. Der damals frisch eingerichtete "Klub der Intelligenz" im Lingnerschloss verfügte über die seinerzeit hochwertigste Phono-Technik. Tonbänder bedurften seit der "Verordnung über die Wahrung der Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte auf dem Gebiet der Musik" vom 17. März 1955 einer besonderen Lizensierung durch die Anstalt zur Wahrung der Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte auf dem Gebiet der Musik (AWA) in Ostberlin (ab 1957 in der Straße am Potsdamer Bahnhof, nach dem Mauerbau dann erzwungener Umzug in den Neuen Marstall auf dem Schloßplatz). Hierdurch kam es in der ersten Zeit nicht zum Einsatz von Tonbandgeräten.

Mit dem Begriff Tanzraum wollte sich die DDR von der Pariser La Discothèque aus den 1940er Jahren und den damaligen Platter parties der USA absetzen. Die ersten Jockey-Tanz-Bars in der BRD entstanden erst 1959 ohne jede staatliche Förderung wie in Dresden. Auch der Begriff Schallplattenunterhalter (SPU) wurde als Gegenentwurf zum westlichen Discjockey (DJ) in Dresden erstmals verwendet.

[Bearbeiten] 1973: Anordnung über Diskothekveranstaltungen

1973 wurde die Tätigkeit des SPU mit der "Anordnung über Diskothekveranstaltungen" strengstens geregelt. So wurde das Abspielen von 60 Prozent Musik aus der DDR und dem Ostblock Pflicht, außerdem gab es Schwarze Listen verbotener Titel wie von den Beatles oder den Rolling Stones ("Satisfaction") und anderen westlichen Idolen der Jugend (später die frühen Titel von AC/DC wie Highway to hell oder Kiss mit I Was Made for Lovin’ You, wobei sich die DDR besonders an der Schreibweise der beiden "s" störte). Diese Schwarzen Listen waren nicht offiziell zugänglich und manchmal nur im Black-Box-Verfahren erfahrbar, wenn der SPU einen Verweis und in der Folge einen strengen Verweis erhielt. Danach konnte ihm die Spielerlaubnis entzogen werden, in besonders schweren Fällen sogar die Fahrerlaubnis (= Führerschein), wenn er nicht sogar gleich verhaftet wurde. In jeder Diskothek waren mindestens zwei Stasi-Spitzel anwesend, die unabhängig voneinander berichteten und sich nicht kannten. Außerdem unternahm die Stasi besondere Anstrengungen, SPUs als Informanten (IMs) zu gewinnen und brachte sogar eigene Leute als Ofizier im besonderen Einsatz (OibE) an besonders exponierter Stelle im Profi-Bereich (Klasse S) der SPUs unter. Darüber hinaus galten für die Diskotheken besondere Bekleidungsvorschriften und Einlaßbedingungen. Politisch unzuverlässige "Elemente" waren von den Diskotheken, meist als FDJ-Veranstaltungen in (Bezirks-, Kreis-) Jugendklubhäusern der FDJ organisiert, durch den FDJ-Ordnungsdienst von vornherein ausgeschlossen und sammelten sich auch deswegen in Subkulturen.

[Bearbeiten] Liste von DDR-Diskotheken

Disko-Club Freital, 1976.
Klub Neue Mensa

[Bearbeiten] 1989/1990: Diskothekensterben durch die Wende und friedliche Revolution in der DDR

Durch die Wende und friedliche Revolution in der DDR änderten sich die politischen und vor allem wirtschaftlichen Verhältnisse so gravierend, daß keine einzige Diskothek aus der DDR in Dresden überlebt hat. Viele Diskotheken waren mit Jugendklubs der FDJ verbunden, die noch vor der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 verschwanden.

[Bearbeiten] Mitte Oktober 1992: Gründung des Downtowns (älteste noch existierende Diskothek)

Das Downtown in der Äußeren Neustadt auf der Katharinenstraße 11-13 ist die wahrscheinlich älteste noch existierende durchgängig betriebene Diskothek in Dresden.

Es wurde Mitte Oktober 1992 von dem Fliesenleger Andreas Voigt in einem Keller eröffnet und hat seitdem bis heute (2024) die Konkurrenz vieler Großdiskotheken überlebt, welche schon lange nicht mehr existieren.

Dazu beigetragen hat wesentlich auch die Eröffnung eines zweiten Floors und die Gründung des Lofthouse am gleichen Ort im Jahr 2003 durch die Betreiber.

[Bearbeiten] Ab 2020: Diskothekensterben durch die aktuelle wirtschaftliche Krise

Durch die Corona-Pandemie, ergänzt durch den Ukrainekrieg und den Krieg zwischen Israel und den Palästinensern, mußten in den Jahren seit 2020 etliche Diskotheken schließen. Das Phänomen wird als allgemeines Clubsterben auch von der Stadt Dresden zwar registriert, eine Trendwende konnte allerdings noch nicht eingeleitet werden. Im August 2023 starb so der 2001 gegründete Swingerclub Oase, nachdem er einen Prozeß gegen eine Räumungsklage verloren hatte. Hier fanden wöchentlich vier Veranstaltungen mit Diskothek statt. Unmittelbar nachdem der Klub seine Einrichtung geräumt hatte, wurde das Gebäude abgerissen. Die Oase war der letzte Swingerclub Dresdens von zwischzeitlich über einem Dutzend.

[Bearbeiten] Liste von Diskotheken im Raum Dresden





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