Karl Louis Wehinger
Karl Louis Wehinger, auch Carl Louis Wehinger (* 13. Dezember 1825 in Bischofswerda; † 23. Januar 1904 in Dresden) war ein deutscher Politiker, Jurist und Richter, zuletzt als Landgerichtspräsident im Rang und mit Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Justizrates.
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[Bearbeiten] Familie
Karl Louis Wehinger entstammte der ursprünglich württembergischen Familie Wehinger. Sein Großvater war der Zeugmacher Jakob Wehinger. Wehinger war der Sohn des Tuchscherers Johann Adam Wehinger (* 21. Dezember 1788 in Ebingen, Württemberg; † 8. April 1850 in Bischofswerda) und dessen 1814 in Görlitz geheirateter Ehefrau Johanna Christiana geb. Krantz (* 12. März 1792 in Görlitz; † 25. Mai 1871 in Bischofswerda), Tochter des Görlitzer Bürgers Johann Gottlob Krantz, einem Sohn des Görlitzer Amtsadvokaten Gottlob Krantz.
Karl Louis Wehinger heiratete am 29. Juni 1851 in Bischofswerda Clara Marianne geb. Hellner (* 4. Mai 1825 in Bischofswerda; † 13. Oktober 1899 in Dresden), Tochter des Rektors der Bischofswerdaer Stadtschule, Johann Samuel Hellner (1800–1861) und dessen Ehefrau Johanna Dorothea Renata geb. Frisch (1802–1853). Das Ehepaar Wehinger hatte folgende Kinder:
- Johanna Wehinger (* 5. Juni 1852 in Bischofswerda; † 2. Februar 1933 in Dresden), lebte zuletzt als Privatier in Strehlen in der Sedlitzer Straße 9,[1] dort gemeinsam mit ihrer Schwester Elisabeth.
- Marie Wehinger (* 24. November 1853 in Bischofswerda; † 22. März 1879 in Dresden) ⚭ 1878 Ernst Friedrich Ehnick (1838–1883),[2] Jurist, Appellationsrat, Oberlandesgerichtsrat, [3] ein Sohn: Ernst Ehnick jr. (1879–1946).
- Wolfgang Wehinger (* 18. August 1855 in Bischofswerda;[4] † 9. September 1924 in Zwickau), lernte 1874 bis 1875 am Königlichen Gymnasium zu Dresden-Neustadt,[5] studierte ebenfalls Rechtswissenschaften und ist erstmals 1880 im Adressbuch von Dresden als Landgerichts-Referendar verzeichnet, zu dieser Zeit in der elterlichen Wohnung in der Kaulbachstraße 1. 1887 Referendar am Oberlandesgericht und Amtsgericht in Dresden,[6][7] 1891 staatsanwältlicher Assessor in Zwickau,[8] ab 1893 Rechtsanwalt mit einem Büro in der Bahnhofstraße.[9]
- Elisabeth Wehinger (* 4. Dezember 1859 in Löbau; † 26. Februar 1946 in Freiberg) ⚭ 1881 in Dresden Dr. jur. Otto Förster (1852–1912), königlich-sächsischer Landgerichts- und Oberjustizrat, Ritter des Albrechtsordens, vier Söhne: Ministerialrat Hans Förster (* 1882), Finanzamtmann Fritz Förster (1883–1916), Apotheker Werner Förster (1888–1946), Professor Dr. jur. habil. Karl Wilhelm Förster (* 1898), Hochschullehrer an der Bergakademie in Freiberg.[10]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Karl Louis Wehinger erhielt seine höhere Schulbildung an der königlichen Landes- und Fürstenschule in Grimma, in die er von der Stadtschule in Bischofswerda zu Michaelis 1840 eintrat. Wehinger lernte bis 1845 am Gymnasium in Grimma, das er am 15. September 1845 mit einem „ehrenvollen Abgang“ und seinem bestandenen Reifezeugnis verließ.[11] Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Universität in Leipzig. Nach bestandenem Staatsexamen war er anfangs, um 1850 als „Candidat juris“ als Notar in Bischofswerda.[12]
Am 3. Mai 1851 wurde Wehinger in Bischofswerda als Stellvertreter des Justiziars der Gerichte zu Rammenau ernannt.[13] 1852, mittlerweile Advokat (Rechtsanwalt) in Bischofswerda wurde Wehinger zum Jusiziar der Gerichte in Nieder-Burkau ernannt.[14] 1854 arbeitete er als Aktuar am Stadtgericht in Bischofswerda.[15] Ab 1856 wirkte Wehinger als einer von vier Gerichtsräten am Bezirksgericht in Löbau, wo der Justizrat Julius Wilhelm Winzer als Direktor sein Vorgesetzter war.[16] Von dort wurde er 1860 Bezirksgericht nach Chemnitz versetzt, ebenfalls im Rang eines Gerichtsrates.[17] In Chemnitz wirkte Wehinger auch am königlichen Handelsgericht.[18] 1863 wurde er zur Dienstleistung als Gerichtsrat an das königliche Appellationsgericht versetzt. Er wohnte zu dieser Zeit in der Messestadt in der Blumengasse 7.[19]
Wehinger wurde 1864 nach Oschatz versetzt, wo er zum Direktor des dortigen Bezirksgerichts ernannt wurde. Damit war er im Amt Oschatz damals für über 116.000 Einwohner in acht Städten und 211 Landgemeinden bei jusitischen Streitigkeiten oberster Richter.[20] Nach dem Deutschen Krieg wurde Wehinger als einer von fünf Appellationsräten wieder zurück an das Appellationsgericht nach Leipzig versetzt,[21] wo er bis 1870 blieb. In dieser Zeit wohnte er erst in der Mühlgasse 2,[22] ab 1869 in der Weststraße 63.[23] 1870 wurde Wehinger an das Appellationsgericht nach Zwickau versetzt, wo er zum Gerichts-Vizepräsidenten ernannt wurde. Dort erhielt er 1872 für seine Verdienste im Amt das Ritterkreuz des sächsischen Verdienstordens.[24]
Wehinger kam 1873 nach Dresden, wo er erstmals 1874 im Adressbuch als Direktor beim königlichen Bezirksgericht im Rang eines Geheimen Justizrates verzeichnet ist. Er wohnte zu dieser Zeit in der Kleinen Schießgasse 11.[25] Mit Wirkung vom 1. Januar 1874 wurde Wehinger zudem zum Präsidenten des Geschworenengerichts zu Dresden ernannt.[26] Er war weiterhin stellvertretender Vorsitzender von Heinrich Bethmann Klemm der Disziplinarkammer am Disziplinargericht Dresden.[27]
Nach der Reformation des sächsischen Justizwesens wurde Karl Louis Wehinger ab 1879 erster Präsident des Königlichen Landgerichts zu Dresden.[28] Dieses Amt übte er 15 Jahre lang, bis 1894 aus.[29] Wehinger unterstanden als Landgerichtspräsident insgesamt 14 Amtsgerichte in Altenberg, Döhlen, Dresden, Großenhain, Königstein, Lauenstein, Lommatzsch, Meißen, Pirna, Radeberg, Radeburg, Riesa, Schandau und Wilsdruff.[30] Sitz des Landgerichts war ab 1879 das Landgerichtsgebäude Pillnitzer Straße in der Pirnaischen Vorstadt, an das sich unmittelbar die Haftanstalt Mathildenstraße anschloss.[31]
Wehinger wurde 1894 unter Fortzahlung der gesetzlichen Beamtenpension, der Beibehaltung seiner Titel als Landgerichtspräsident und Geheimer Jusizrat in den Ruhestand versetzt und ist ab 1895 als Landgerichtspräsident a.D. (außer Dienst) verzeichnet. Zum Abschied aus dem Berufsleben erhielt er für seine Verdienste mit dem Komturkreuz des Albrechtsordens eine der höchsten Ordensstufen des Königsreiches Sachsen.
Noch im gleichen Jahr wurde Wehinger zum Mitglieder der 1. Kammer der Ständeversammlung des Königreiches Sachsen ernannt.[32] Damit war er zwei Legislaturperioden, für den 26. ordentlichen Landtag 1895/96 und für den 27. ordentlichen Landtag 1897/98 Abgeordneter des Sächsischen Landtages. Wehinger wohnte zuletzt in Strehlen in der Dorotheenstraße 1 und wurde auf dem Trinitatisfriedhof beerdigt.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1872: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1881: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1894: Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
[Bearbeiten] Quellen
- Dresdner Geschichtsblätter, Band 3, 1901-1904, Onlineausgabe der SLUB Dresden, S. 286
- Genealogische Daten aus Ancestry und MyHeritage, Förster Web Site (Anmeldung erforderlich)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Dresden 1933, S. 907, SLUB
- ↑ Nekrolog in: Annalen des Königl. Sächs. Oberlandesgerichts zu Dresden, Band 4, 1883, Digitalisat auf Google Books
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1883, S. 96, SLUB
- ↑ Gymnasium zu Zwickau, Jahresbericht für das Schuljahr 1873, Onlineausgabe auf archive.org
- ↑ Königliches Gymnasium Dresden-Neustadt im Forum Ahnenforschung
- ↑ Adressbuch Dresden 1888, SLUB Dresden, S. 592
- ↑ Adressbuch Dresden 1889, SLUB Dresden, S. 621
- ↑ Adressbuch Zwickau 1892, S. 333, SLUB
- ↑ Adressbuch Zwickau 1893, S. 344, SLUB
- ↑ Adressbuch Freiberg 1940, S. 63, SLUB
- ↑ Jahresbericht über die Königliche Landesschule zu Grimma, vom September 1843–1844, 1844, [ S. XIV
- ↑ Christian Gottlob Immanuel Lorenz: Grimmenser-Album, Verzeichniss sämmtlicher Schüler der Königlichen Landesschule zu Grimma von ihrer Eröffnung bis zur dritten Jubelfeier, 1850, Digitalisat auf Google Books, S. 433
- ↑ Leipziger Zeitung, 1851, Digitalisat auf Google Books, S. 3082
- ↑ Miscellen in: Wochenblatt für merkwürdige Rechtsfälle in actenmäßigen Darstellungen aus dem Gebiete der Justizpflege und Verwaltung zunächst für das Königreich Sachsen, Band 12, 1852, Digitalisat auf Google Books, S. 248
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1854, Digitalisat auf Google Books, S. 75
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1857, Digitalisat auf Google Books, S. 97
- ↑ Miscellen in: Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltung, Zunächst für das Königreich Sachsen, Band 19, 1860, Digitalisat auf Google Books, S. 553
- ↑ Seine Bekanntmachung vom 3. März 1862 in der Leipziger Zeitung, Digitalisat auf Google Books, S. 1084
- ↑ Leipziger Adreß-Buch 1864, S. 312, SLUB
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1865/66, Digitalisat auf Google Books, S. 115
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1867, Digitalisat auf Hathi Trust, #215, S. 131
- ↑ Leipziger Adreß-Buch 1867, S. 343, SLUB
- ↑ Leipziger Adreß-Buch 1870, S. 408, SLUB
- ↑ Personalsachen des Justizdepartments in: Königlich Sächsisches Justizministerial-Blatt, 1872, Digitalisat auf Google Books, S. 105
- ↑ Adressbuch Dresden 1874, SLUB Dresden, S. 383
- ↑ Bekanntmachung des Justizministeriums in: Königlich Sächsisches Justizministerialblatt, Band 8, 1874, Digitalisat auf Google Books, S. 3
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1877, Digitalisat auf Google Books, S. 47
- ↑ Adressbuch Dresden 1880, SLUB Dresden, S. 461
- ↑ Adressbuch Dresden 1894, SLUB Dresden, S. 790
- ↑ Oberlandesgerichtsbezirk Dresden 1894, Promotion Michael Rademacher auf www.verwaltungsgeschichte.de
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Landgericht Dresden“
- ↑ Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1895, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 133
[Bearbeiten] Weblinks
- Tafel 1990, Karl Louis Wehinger, Stadtmuseum Dresden, Porträtsammlung Otto Richter
- Karl Louis Wehinger in den historischen Protokollen des Sächsischen Landtages