Georg von Schimpff
Hans Georg August von Schimpff, teilweise auch Georg Hans August von Schimpff (* 2. April 1843 in Leipzig; † 17. Oktober 1913 in Langebrück) war ein königlich-sächsischer Offizier, u.a. als langjähriger Flügeladjutant des sächsischen Königs Albert, zuletzt als Regimentskommandeur im Rang als Oberst. Er wirkte nach seiner Armeezeit als Militärschriftsteller, königlich-sächsischer Kämmerer der Könige Albert, Georg und Friedrich August III. sowie als Erzieher.
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[Bearbeiten] Familie
Hans Georg August von Schimpff entstammte der ursprünglich bürgerlichen Familie Schimpf/Schimpff aus dem thüringischen Saalkreis. Die Ahnlinie geht zurück auf Hans Schimpf († 1643) aus Klein-Gräfendorf. Von Schimpffs Urgroßvater väterlicherseits war Carl Gottlob Schimpf (1734–1797), kursächsischer Floßkommissar und Floßmeister der Elster-Flöße im vogtländischen Oelsnitz. Von Schimpffs Großonkel 2. Grades war Christoph Friedrich Freiherr von Schimpf (1744–1808), kaiserlich-österreichischer Oberst und Artillerie-Distriktskommandeur. Von Schimpffs Onkel 2. Grades war der sächsische Generalmajor Hans Otto von Schimpff (1822–1891). Sein Onkel war Bruno von Schimpff (1807–1871), königlich-sächsischer Geheimer Rat und Abteilungsdirektor im sächsischen Finanzministerium. Die Familie erhielt für die Brüder Otto August von Schimpff (1782–1859), Hofrat, Rittergutsbesitzer und von Schimpffs Großvater sowie für Franz Ludwig von Schimpf (1785–1837), Kommandeur der Dresdner Militärstrafanstalt, am 20. Oktober 1810 zu Rudolstadt den Schwarzburg-Rudolstädtischen erblichen Adelstand, der auch im Königreich Sachsen anerkannt wurde.
Georg von Schimpff war der älteste Sohn des königlich-sächsischen Generals der Infanterie Bernhard von Schimpff (* 20. Juli 1809 in Neunhofen bei Neustadt an der Orla; † 3. Oktober 1884 in Dresden) und dessen 1842 geheirateter Ehefrau Lony Karoline Amalie Henriette geb. Gräfin von Kospoth (* 9. August 1811 in Tschirne/Schlesien; † 2. Februar 1899 in Langebrück), Tochter des Majoratsherren auf Briese, Hönigern, Kritschen mit Grünhof, Krompusch, Zantoch und Mittel-Mühlatschütz, August Wilhelm Christoph Graf von Kospoth (1777–1834) und dessen Ehefrau Dorothea Julie Henriette Marianne geb. von Poser und Groß-Naedlitz (1784–1871). Von Schimpff hatte noch einen Bruder, der frühzeitig als Kind starb.
Georg von Schimpff heiratete am 2. Oktober 1871 in Dresden Marie Gottfrieda Anna geb. von Müller (* 23. April 1852 in Pegau; † 10. März 1921 in Langebrück),[1] Das Ehepaar von Schimpff hatte vier Kinder:
- Luise ("Lili") von Schimpff (* 14. Juli 1872 in Dresden; † 23. August 1951 in Hörne) ⚭ 1891 Alexander Julius Friedrich von der Decken (1866–1953), Herr auf Hörne bei Stade/Niedersachsen, königlich-sächsischer Rittmeister, Landschaftsrat, eine Tochter.
- Bernhard von Schimpff (* 11. Mai 1874 in Dresden; †/⚔ 30. September 1914 in Auberive/Frankreich), königlich-sächsischer Hauptmann und Kompaniechef im Jägerbataillon Nr. 12.
- Frieda von Schimpff (* 28. September 1878 in Dresden; † 7. Dezember 1962 auf Burg Guttenberg) ⚭ 1903 Benno Dietrich Georg von Polenz (1867–1934), königlich-sächsischer Amtshauptmann in Löbau, vier KInder.
- Georg-Albert von Schimpff (* 8. Oktober 1888 in Dresden; †/⚔ 30. August 1914 in Rethel/Frankreich), königlich-sächsischer Leutnant des Leibgrenadierregiments Nr. 100.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Georg von Schimpff erhielt seine höhere Schulbildung im Kadettenhaus zu Dresden. Er begann seine militärische Laufbahn am 1. April 1858 als Kadett im adeligen Kadettenkorps, dort anfangs in der 3. Division der Schule. 1860 wurde er an der Militärschule zum Kadett-Gefreiten befördert. Am 1. April 1861 wurde von Schimpff zum Portepee-Junker und Offiziersanwärter beim 3. sächsischen Reiterregiment ernannt. Der Stab, die 1. und 4. Schwadron des Regiments waren in Borna untergebracht, die 2. Schwadron in Geithain, die 5. dagegen im sächsischen Pegau.
Am 30. Juni 1861 erhielt von Schimpff sein Offizierspatent als Leutnant und blieb zum 3. Reiterregiment. In diesem Dienstgrad nahm er auch am Deutschen Krieg teil. Noch vor dem Krieg wurde er als 2. Adjutant zum Armeekorps-Kommando wieder nach Dresden versetzt. Kommandeur des sächsischen Armeekorps war Kronprinz Albert. Er ist erstmals 1866 im Dresdner Adressbuch verzeichnet, zu dieser Zeit in der elterlichen Wohnung in der Leipziger Straße 7c wohnend,[2] ab 1867 dann im Oberen Kreuzweg 3.[3] In der Dienststellung als Korpsadjutant blieb von Schimpff bis 1867.
Am 14. Februar 1867 wurde von Schimpff unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberleutnant zum sächsischen Generalstab versetzt. Der damalige Chef war Oberstleutnant von Carlowitz. Im Generalstab war von Schimpff Offizier der tatktischen Abteilung. Er diente dort bis März 1869. Danach wurde von Schimpff offziell zum Gardereiterregiment versetzt, verblieb aber dennoch bis zum Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges im Generalstab. Weiterhin dort als Adjutant dienend, wurde er noch 1870, während des Kriegs von König Johann mit dem höchsten militärischen Orden des Königreiches Sachsen, dem Militär-St.-Heinrichs-Orden ausgezeichnet.[4] Im gleichen Jahr wechselte er tatsächlich zum Gardereiterregiment, wo wieder von Carlowitz sein Regimentschef war. Dabei waren die ersten drei Schwadronen in Friedenszeiten in Dresden disloziert, die beiden anderen in Pirna. Von Schimpff wurde anfangs zweiter Offizier und stellvertretender Chef der 2. Schwadron, wechselte aber schon 1871 zur 3. Schwadron. Im gleichen Jahr zog er in die Wiesenthorstraße 9.[5]
Am 21. Juni 1872 wurde von Schimpff unter gleichzeitiger Beförderung zum Rittmeister zum Chef der 1. Schwadron des Gardereiterregiments ernannt. Diese Anteilung führte er aber nur bis Ende 1873. Danach wurde von Schimpff wieder der taktischen Abteilung des sächsischen Generalstabes zugeteilt, gleichzeitig aber zum königlich-preußischen Großen Generalstab nach Berlin kommandiert, wo er bis 1875 blieb. Danach wurde er vom sächsischen Generalstab zur sächsischen Kavalleriedivision, in den dortigen Stab kommandiert. Dort diente er bis 1877. In dieser Zeit wohnte er ab 1875 zuerst in der Antonstraße 4,[6] ab 1879 in der Carlstraße 2a.[7]
Nach dem Tod des bisherigen königlichen Flügeladjutanten und früheren Kommandeurs der sächsischen Kadettenanstalt, Oberst Robert Freiherr von Welck (1828–1880)[8] ernannte der sächsische König Albert von Schimpff am 1. April 1881 unter gleichzeitiger Beförderung zum Major der Kavallerie zu seinem neuen zweiten königlichen Flügeladjutanten. In dieser Dienststellung blieb er bis 1889. Dabei begleitete er vor allem ab 1882 den sächsischen König auf vielen von dessen Reisen, wobei er neben Albert auch selbst mit hohen in- und ausländischen Orden ausgezeichnet wurde. Am 1. April 1887 wurde von Schimpff in seiner Dienststellung als königlicher Flügeladjutant zum Oberstleutnant befördert. Im Folgejahr, 1888 wurde er zum 1. Flügeladjutanten des Königs erhoben, was er bis 1889 blieb.
Noch im gleichen Jahr wurde von Schimpff neuer Kommandeur des 1. Ulanen-Regiments Nr. 17 in Oschatz. Er übernahm den militärischen Verband von dem bisherigen Oberst Friedrich Leopold von Polenz (1838–1907),[9] der am 31. März 1889 pensioniert wurde. Das Oschatzer Regiment bestand aus fünf Schwadronen. Der Kommandeur der 5. Schwadron war der damalige Rittmeister Alexander Prinz zu Sachsen-Weimar-Eisenach (1857–1891), ein Sohn des sächsischen Herzogs und württembergischen Generals Hermann von Sachsen-Weimar-Eisenach (1825–1901). In der Dienststellung als Regimentskommandeur wurde von Schimpff am 20. März 1890 zum Oberst befördert. Von Schimpff führte das Regiment bis 1892, nachdem er sein Rücktrittsgesuch beim sächsischen König eingereicht hatte. Von Schimpff wurde am 3. Mai 1892 unter Fortzahlung der gesetzlichen Pension, unter Beibehaltung seines Ranges als Oberst z.D. (zur Disposition) und mit der Erlaubnis zum Tragen der Armeeuniform in der Öffentlichkeit in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Zum Abschied aus dem aktiven Militärdienst in der sächsischen Armee erhielt er mit dem Komturkreuz des Albrechtsordens einen der höchsten Orden des Königreiches Sachsen. Von Schimpff übergab den Verband an den neuen Kommandeur Oberstleutnant Adolph Carl Enoch von Stieglitz (1849–1914).[10]
Nach seinem Militärdienst zog von Schimpff nach Dresden in die Lindenaustraße 1 und betätigte sich als Militärschriftsteller.[11] Bereits 1880 hatte er mit der Geschichte des königlich-sächsischen Garde-Reiter-Regiments sein erstes Buch herausgegeben. 1895 zog er in das ländliche Langebrück vor den Toren Dresdens, wo er in der Bruhmstraße 11 Eigentümer der "Villa Salve" wurde.[12] 1900 ernannte König Albert von Schimpff zu seinem persönlichen Kämmerer.[13] Auch nach dem Tod von Albert blieb von Schimpff Kämmerer unter dem Bruder des verstorbenen Königs, König Georg. 1903 erhielt er den Ehrentitel "Exzellenz".[14] Nach dem Tod von Georg blieb er Kämmerer unter dem neuen sächsischen König Friedrich August III.,[15] 1908 wurde von Schimpff in diesem Hofamt mit Vollendung des 65. Lebensjahres pensioniert.[16] Danach betätigte er sich noch bis zu seinem Tod als Erzieher.[17]
Nach seinem Tod erbte seine Witwe das Haus, die es bis zu ihrem 1921 erfolgten Tod besaß.[18] Nach deren Tod ging das Haus an die Familie von Polenz, in die seine Schwiegertochter eingeheiratet hatte.[19]
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1880: Geschichte des Kgl. Sächs. Garde-Reiter-Regiments, Im Auftrage des Regiments zusammengestellt
- 1887: Geschichte des 2 königl. sächs. Ulanen-Regiments Nr. 18 : Eigenthum d. Rgts.
- 1893: König Albert fünfzig Jahre Soldat, Gedenkbuch zum fünzigjährigen Dienstjubiläum Seiner Majestät des Königs
- 1893: Die ersten kursächsischen Leibwachen zu Roß und zu Fuß und Ihre Geschichte, aus dem Nachlass des Oberhofmeisters August von Minckwitz (als Herausgeber)
- 1894: 1813. Napoleon in Sachsen. Nach des Kaisers Korrespondenz
- 1895: König Albert und das edle Waidwerk
- 1898: Aus dem Leben der Königin Carola von Sachsen, Zur fünfundzwanzigjährigen Regierungs-Jubelfeier Seiner Majestät des Königs und Ihrer Majestät der Königin
- 1899: Prinz Georg von Sachsen
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1866: Kaiserlich-österreichischer Militärverdienstkreuz mit Kriegsdekoration
- 29. September 1870: Ritterkreuz des königlich-sächsischen Militär-St. Heinrichs-Ordens für "...tapferes und umsichtiges Benehmen in den Schlachten und Gefechten 1870 gegen Frankreich."
- 1871: Eisernes Kreuz 2. Klasse
- 1880: Ritterkreuz der kaiserlich-österreichischen Eisernen Krone (3. Klasse)
- 1881: Komturkreuz 2. Klasse des herzoglich-braunschweigischen Ordens Heinrich des Löwen mit Schwertern
- 1882: Ritterkreuz des königlich-preußischen Roten Adler-Ordens (3. Klasse)
- 1882: Fürstlich-schwarzburgisches Ehrenkreuz 2. Klasse
- 1883: Königlich-sächsisches Dienstauszeichnungskreuz für 25 Dienstjahre in der sächsischen Armee
- 1884: Ritterkreuz des Fürstlich-Hohenzollernschen Hausordens (3. Klasse)
- 1885: Komturkreuz der kaiserlich-österreichischen Eisernen Krone (2. Klasse)
- 1887: Komturkreuz des großherzoglich-toskanischen Militär-Verdienstordens
- 1888: Kommandeurskreuz 2. Klasse des königlich-dänischen Danebrog-Ordens
- 1888: Kommandeurskreuz 2. Klasse des königlich-schwedischen Schwertordens
- 1888: Komturkreuz des königlich-preußischen Kronenordens (2. Klasse)
- 1888: Kommandeurskreuz des königlich-bayrischen Militärverdienstordens
- 1889: Fürstlich-Reußisches Ehrenkreuz 1. Klasse
- 1892: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1892: Komturkreuz des kaiserlich-österreichischen Leopold-Ordens
[Bearbeiten] Quellen
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1850 bis 1898, Digitalisierte Bände der SLUB
- Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, 13. Jahrgang, Gotha 1919, Digitalisat ULB der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, S. 678ff.
- Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, 1. Jahrgang, Gotha 1907, Digitalisat ULB der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, S. 670ff.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Datensatz auf MyHeritage, Wettiner001 Web Site, weiterführende Links für die Kinder, Anmeldung erforderlich
- ↑ Adressbuch Dresden 1866, S. 261, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1867, S. 266, SLUB
- ↑ Oberst a.D. Georg Richter: Der Königlich Sächsische Militär-St.-Heinrichs-Orden 1736–1918, Ein Ehrenblatt der Sächsischen Armee, Göppingen 1937, S. 61f.
- ↑ Adressbuch Dresden 1872, S. 296, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1877, S. 353, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1880, S. 392, SLUB
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Welck (Adelsgeschlecht)“
- ↑ Datensatz auf Geni
- ↑ Datensatz auf Geni
- ↑ Adressbuch Dresden 1893, S. 653, SLUB
- ↑ Häuserbuch Langebrück 1900, S. 1978, SLUB
- ↑ Adressbuch Langebrück 1901, S. 2088, SLUB
- ↑ Adressbuch Langebrück 1904, S. 2630, SLUB
- ↑ Adressbuch Langebrück 1906, S. 2588, SLUB
- ↑ Adressbuch Langebrück 1909, S. 2652, SLUB
- ↑ Adressbuch Langebrück 1910, S. 2687, SLUB
- ↑ Häuserbuch Langebrück 1921, S. 2423, SLUB
- ↑ Häuserbuch Langebrück 1926/27, S. 2287, SLUB
[Bearbeiten] Weblinks
- Bruno Volger: Datensatz von Georg Hans August von Schimpff in: Sachsens Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild: nebst einem Anhang "Nichtsachsen", 1908