Hermann Tillmanns

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Prof. Dr. med. Robert Hermann Tillmanns (* 4. Oktober 1844 in Elberfeld-Wolfshahn, heute Wuppertal; † 5. November 1927 in Leipzig)[1] war ein deutscher Arzt und Mediziner, viele Jahre auch als Militärarzt in der sächsischen Armee, zuletzt im Rang eines Obergeneralarztes. Er war Initiator, Leiter und Oberarzt des Leipziger Kinderkrankenhauses, Leiter einer Privatklinik und Professor für Chirurgie an der Universität Leipzig. Tillmanns gilt als einer der Pioniere der Kinderchirurgie in Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Robert Hermann Tillmanns entstammte einer angesehenen Kaufmannsfamilie, die sich auch nach Sachsen ausbreitete. Tillmanns war das fünfte von acht Kindern des Kaufmanns Johann Abraham Tillmanns (* 15. September 1809 in Cronenberg; † 10. Dezember 1872 in Leipzig) und dessen Ehefrau Charlotte Amalie geb. Rubens (* 7. März 1808 in Dohr bei Cronenberg; † 16. Juni 1888 in Cronenberg-Cronenfeld), Tochter des reichen Eisen- und Exportskaufmanns Johann Isaak Rubens (17731860). Tillmanns Vater war Mitbesitzer der Firma "Tillmanns & Rubens", Eisen- und Stahlwaren in Cronenberg. Seine Mutter war Prokuristin und Mitinhaberin der Firma deren Vaters. Tillmanns hatte fünf Brüder, davon drei ältere, die alle später als Kaufleute arbeiteten, vornehmlich im Stahl- und Eisenwarenhandel sowie zwei Schwestern:

Hermann Tillmanns heiratete am 27. Oktober 1872 in der Leipziger Thomaskirche Clementine geb. Steckner (* 17. Januar 1851 in Leipzig; † 26. Januar 1917 ebenda), ältere Tochter des Leipziger Kauf- und Handelsherrn Friedrich Gustav Steckner. Sein Schwiegervater war königlich-sächsischer Hoflieferant, Mitglied der Handelskammer und Hausbesitzer in Leipzig. Das Ehepaar Tillmanns war bereits seit Sommer 1871 verlobt und hatte vier Töchter sowie einen Sohn:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Hermann Tillmanns erhielt von 1856 bis 1865 seine höhere Schulbildung am Gymnasium in Elberfeld, wo er im Abschlussjahr die Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte er ab dem Herbstsemester 1865 Medizin an den Universitäten in Bonn, ab 1867 bis 1868 in Würzburg, danach in Prag, Halle und Leipzig, wo er 1869 zum Doktor der Medizin (Dr. med.) promovierte. Tillmanns war der einzige Akademiker seiner Familie.

Am 1. März 1870 trat Tillmanns als Einjährig-Freiwilliger Unterarzt in das 8. sächsische Infanterieregiment Nr. 107 ein und wurde anschließend zuerst an die chirurgische Station des Leipziger Militärhositals kommandiert. In der gleichen Zeit arbeitete er auch im pathologischen, anatomischen und physiologischen Institut in Leipzig und an der chirurgischen Klinik. Mit Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges nahm Tillmanns am Feldzug gegen Frankreich teil und arbeitete im Feldlazarett des XII. (1. königlich-sächsischen) Armeekorps.

Tillmanns kehrte 1872 zurück nach Leipzig, wo er erstmals 1873 im Leipziger Adressbuch verzeichnet ist und sich anfangs als praktischer Arzt in der dortigen Marienstraße 3 (heitige Chopinstraße) niederließ.[9] Noch im gleichen Jahr wurde Tillmanns Assistent am chirurgisch-poliklinischen Institut der Universität Leipzig,[10] 1874 dann dort Dozent für Chirurgie, wo er sich im Wintersemster 1874/75 habilierte.[11] Von 1874 bis 1879 war Tillmanns Mitherausgeber des Zentralblatts für Chirurgie. 1877 zog er in die Leipziger Querstraße 21-23 und arbeitete zudem in der chirurgischen Privatklinik in der Kreuzstraße 26.[12] Am 1. April 1885 zog er in die Salomonstraße 1 in Leipzig.[13]

1887 wurde Tillmanns zum Direktor der Leipziger chirurgischen Distrikts-Poliklinik in der Kreuzstraße 6 ernannt.[14] Diese Funktion übte er bis zur 1910 erfolgten Schließung des dortigen Klinikbetriebes aus. Am 12. November 1889 wurde er vom sächsischen Kultusminister Carl Friedrich Wilhelm von Gerber zum außerordentlichen Professor für Chirurgie an der Universität Leipzig.[15] 1891 wurde Tillmanns zum Oberarzt des von ihm initiierten Kinderkrankenhauses in Leipzig berufen.[16] Seit 1891 war Tillmanns zudem Mitglied, Schriftführer und ab 1913 stellvertretender Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung des Kinderkrankenhauses in Leipzig.

Am 21. August 1892 erhielt Tillmanns das Patent als Oberstabsarzt 1. Klasse der sächsischen Armee und wurde ab 1896 á la suite des Sanitätskorps gestellt, dessen Leitung durch das Sanitätsamt in Dresden erfolgte. Tillmanns nahm auf einer Vielzahl medizinischer und chirurgischer Kongresse im In- und Ausland teil, oft auch als Vortragender. Er unternahm in den 1880er und 1890er Jahren mehrere wissenschaftliche und Bildungsreisen, so u.a.:

Ebenfalls in dieser Zeit schrieb Tillmanns mehrere Fachbücher zur Chirurgie. 1896 erhielt er von König Albert den Rang und den Titel eines königlich-sächsischen Medizinalrates.[17] Am 24. März 1897 wurde Tillmanns unter gleichzeitiger Beförderung zum Generaloberarzt zum Divisionsarzt á la suite des Sanitätskorps ernannt.[18] 1898 ließ Tillmanns eine zweieinhalbgeschossige Villa für seine Familie bauen. Platziert an einem herausgehobenen Ort unmittelbar neben dem ehemaligen Reichsgericht, dem jetzigen Bundesverwaltungsgericht, eine zweieinhalbgeschossige Villa in historischer Stilmischung und großbürgerlich repräsentativen Zuschnitt. 1899 zog er privat in sein neues Haus in die Wächterstraße 30.[19]Die Villa dient heute der Universität Leipzig als Gästehaus für auswärtige Wissenschaftler.[20]

Am 27. April 1900 erhielt Tillmanns vom sächsischen König seine Ernennung zum Generalarzt, weiter á la suite des Sanitätskorps.[21] 1905 erhielt Tillmanns vom letzten sächsischen König Friedrich August III. den Rang und den Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Medizinalrates.[22] Von 1911 bis 1912 war Tillmanns neben seiner Funktion als Oberarzt auch kommissarisch Leiter der Leipziger Kinderklinik. 1913 wurde er zum ordentlichen Honararprofessor an der Universität Leipzig ernannt. Aufgrund seines Alters nahm Tillmanns nicht mehr aktiv am Ersten Weltkrieg teil. Von 1914 bis 1916 leitete zusätzlich kommissarisch die chirurgische Universitätsklinik in Leipzig.

1919, nach dem Krieg zog Tillmanns in Leipzig in die Leibnitzstraße 26-28, wo er bis zu seinem Tod lebte.[23] Im gleichen Jahr zog er sich am 1. Oktober 1919 von seinen Ämtern und von seiner Arbeit im Kinderkrankenhaus und in der Universität Leipzig zurück und ging in den Ruhestand.[24] 1920, mit der Auflösung der sächsischen Armee wurde Tillmanns im Rang eines Obergeneralarztes a.D. (außer Dienst) aus dem Dienst in der Armee, unter Zahlung der gesetzlichen Pension verabschiedet.[25] 1922 bat Tillmanns in einem Schreiben an den damaligen Dekan Prof. Dr. Johann Heinrich Rille um die Ernennung zum ordentlichen Professor für Chirurgie an der Universität in Leipzig. Allerdings blieb ihm diese Ernennung verwehrt, da laut Hochschulordnung eine Person im Ruhestand keine ordentliche Professur erhalten konnte.

1924 feierte Tillmanns seinen 80. Geburtstag bei guter Gesundheit und in "erstaunlich körperlicher und geistiger Frische". Tillmanns wurde nach seinem Tod auf dem Leipziger Südfriedhof in einem Erbbegräbnis begraben, wo neben dem Ehepaar Tillmanns drei seiner Töchter, ein Schwiegersohn und drei Enkelkinder beerdigt sind.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Auszeichnungen

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Tillmanns selbst gab immer den 3. Oktober 1844 als Geburtstag an, tatsächlich ist in der Geburtsurkunde des Standesamtes Wuppertal, Nr. 1379/1844 der folgende Tag angegeben.
  2. Beschreibung des Hauses auf st.museum-digital.de
  3. Datensatz auf alte-beitel.de
  4. Sohn des königlich-preußischen Kommerzienrates und Begründer des Bankhauses Reinhold Steckner, Heinrich Reinhold Steckner (18241894), Quelle
  5. Datensatz auf alte-beitel.de
  6. Adressbuch Dresden 1943/44, S. 1897, SLUB
  7. Häuserbuch Dresden 1931, S. 1512, SLUB
  8. Datensatz auf gutsanlagen.blogspot.com
  9. Adressbuch Leipzig 1873, S. 343, SLUB
  10. Adressbuch Leipzig 1874, S. 334, SLUB
  11. Adressbuch Leipzig 1875, S. 339, SLUB
  12. Adressbuch Leipzig 1878, S. 366, SLUB
  13. Adressbuch Leipzig 1885, S. 459, SLUB
  14. Adressbuch Leipzig 1888, S. 482, SLUB
  15. Adressbuch Leipzig 1890, S. 565, SLUB
  16. Adressbuch Leipzig 1892, S. 588, SLUB
  17. Adressbuch Leipzig 1897, S. 972, SLUB
  18. Adressbuch Leipzig 1898, S. 1002, SLUB
  19. Adressbuch Leipzig 1900, S. 1083, SLUB
  20. Blick auf das Reichsgericht und Villa Tillmanns, Online auf blog.archiv.uni-leipzig.de
  21. Adressbuch Leipzig 1901, S. 1126, SLUB
  22. Adressbuch Leipzig 1906, S. 706, SLUB
  23. Adressbuch Leipzig 1927, S. 1104, SLUB
  24. Adressbuch Leipzig 1920, S. 943, SLUB
  25. Adressbuch Leipzig 1921, S. 1014, SLUB

[Bearbeiten] Weblinks

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