Hotel Stadt Wien

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Das Hotel Stadt Wien (auch Hotel zur Stadt Wien; um 1850 bevorzugt mit der französischen Schreibweise Hôtel zur Stadt Wien) bestand spätestens im Jahr 1838 und setzte sich aus dem Gasthaus Stadt Wien (Große Klostergasse Nr. 226 und 227) und der ehemaligen Bier-Gaststätte von Johann Gottfried Unrasch (Markt-Platz Nr. 228) zusammen.[1]

Der Name Hotel Stadt Wien ahmte den Namen des 1833 auf dem Altmarkt eingerichteten Hotels Stadt Rom nach.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Bis 1841: Ferdinand Roma Hancy und Erben

Die Erweiterung des Gasthauses erfolgte durch Ferdinand Roma Hancy. Hierdurch fand das neue, nun 15-achsige Gebäude Anschluß an den Neustädter Markt.

Ferdinand Roma Hancy wird letztmalig zu 1840 in einem Dresdner Adressbuch erwähnt.[2] Im Jahr darauf gehörte das nun unter der Adresse Große Klostergasse 12 aufgeführte Hotel seinen Erben[3], dasselbe im Adressbuch von 1842[4]

[Bearbeiten] 1842-1869: Hotelier Christian Wilhelm Pietzsch

Der Hotelier Christian Wilhelm Pietzsch taucht erstmalig im Dresdner Adressbuch von 1843 auf, als Hausbesitzer des Hotels zur Stadt Wien[5]. Ausweislich des Adressbuches von 1851 wohnte er als Eigentümer im Parterre[6].

Christian Wilhelm Pietzsch ist letztmalig im Dresdner Adressbuch von 1870 als Hotelier verzeichnet[7], im Jahr 1871 wird er als Privatus bezeichnet und wohnt in der Forststraße 15b (II. Stock)[8].

[Bearbeiten] Langzeitgäste

[Bearbeiten] 1848-1852: Heinrich LXXII. Reuß zu Lobenstein und Ebersdorf

Im Hôtel zur Stadt Wien und auf Schloss Guteborn[9] lebte nach seinem Rücktritt am 1. Oktober 1848 "der Prinzipienreiter" Heinrich LXXII. Reuß zu Lobenstein und Ebersdorf seinen "Leidenschaften: Jagd, Pferde, Wollust, Reisen und die daraus entspringende Verschwendung."[10] Er starb am 17. Februar 1853 mit erst 55 Jahren völlig überschuldet im zweitrangigen Dresdner Hotel de Paris (große Meißnergasse 7, hundert Meter vom Hotel Stadt Wien entfernt), weil er weder auf den Gütern seiner Schwester um Schloss Guteborn noch im Hotel zur Stadt Wien mehr gelitten war. Seine Verschwendungssucht hatte er bereits auf seinen zahlreichen Grand Touren an den Tag gelegt.

[Bearbeiten] 1848-1859: Privatus sen. Johann Georg Reinhard (Schneidermeister)

Laut Adressbuch von 1850 (Redaktionsschluß lt. Vorwort im Oktober 1849) lebte der Privatus Johann Georg Reinhard im III. Stock des Hotels als Langzeitgast. Die Adressbücher verzeichneten nur Aufenthalte von über einem Jahr, so daß Johann Georg Reinhard seit mindestens 1848 dort logierte [11]. Er war ehemaliger Schneidermeister. Drei Jahre später wurde er als "sen. Reinhardt" bezeichnet[12]. In Dresden gab es zu diesem Zeitpunkt zwei Schneidergeschäfte Reinhard[t] (auf dem Jüdenhof und in der Schwarzen Gasse, seit 1862 Kamenzer Straße)[13]. Die Schreibweisen Reinhard und Reinhardt wechseln von Adressbuch zu Adressbuch. Ebenso werden die Schneider später als Kleidermacher bezeichnet. Der Privatus sen. Johann Georg Reinhard logierte mehr als zehn Jahre im Hotel zur Stadt Wien.

[Bearbeiten] 1850/1851: der englische Premier-Lieutenant Mandroid

In den Jahren 1850 und 1851 lebte der englische Premier-Lieutenant Mandroid als Dauergast im III. Stock.[14]

[Bearbeiten] 1851-1867: die Kaufmanns-Witwe Emilie Becker

Ab 1851 nutzte die reiche Kaufmanns-Witwe E.[milie] Becker das Hotel über mindestens 15 Jahre für eine altersgerechte Umgebung. Sie wohnte im dritten Stockwerk, wo sich auch der Speisesaal befand.[15]

[Bearbeiten] 1853-1867: der Bremer Konsul Hermann Friedrich von Lengerke

Ab 1854 nutzte der Bremer Kaufmann und ehemalige Bremer Konsul in Philadelphia[16] Hermann Friedrich von Lengerke (17911867) das Hotel zur Stadt Wien winters als Particulier[17] (eine wohlhabende Person, die weder angestellt ist, noch einem Gewerbe nachgeht, die also gut vom Eigentum und dessen Erträgen leben kann - particulier (frz.) = [veraltet] der Privatmann). Der Konsul von Lengerke besaß damals in Dresden eine Sommerwohnung im ehemals Coselschen Garten[18] - dort, wo Carl Maria von Weber seine letzte Dresdner Sommerwohnung hatte und wo ab 1846 das erste Carl-Maria-von-Weber-Museum bestand (1945 zerbombt). Während der Weber-Pavillon in der Holzhofgasse 10a stand, besaß Konsul von Lengerke mit dem Grundstück Holzhofgasse 11 das benachbarte Gelände, den nach der Villerschen Teilung zweitgrößten Garten nach dem des Banquiers Oppenheimer. Konsul von Lengerke hatte hier nur ein kleines eingeschossiges, aber sehr edles Gebäude stehen, etwa so groß wie der benachbarte Weber-Pavillon, weswegen er in der kalten Jahreszeit im Hotel zur Stadt Wien - sogar in der Belle Etage dort - als Dauergast logierte. Sein Vermögen ermöglichte ihm, dem Webermuseum umfangreiche Unterstützung durch Ankäufe von Weberautographen und Weber-Devotionalien zukommen zu lassen. Er war ein glühender Weber-Verehrer und hatte seine Heimat Bremen verlassen, um in Dresden kulturell tätig werden zu können - auch an der Weberstätte. So kümmerte er sich nicht nur um den Bestand des Museums, sondern hielt überdies Vorträge über Weber und veranstaltete Führungen durch den Pavillon und das Gelände des Coselschen Gartens, von dem er einen großen Teil gekauft hatte - für den größten Teil, den von Oppenheim, halfen ihm seine guten Beziehungen zum Dienstgärtner Klein, der neben dem Oppenheimschen Gewächshaus wohnte. Von Lengerkes Gartengrundstück war fast viermal so groß wie der zum Biedermeiergarten umgebaute Englische Garten (der Großbrittanischen Gesandtschaft) des Hotels zur Stadt Wien (im Zuge der Zusammenlegung des Gasthauses Stadt Wien und der Bierstube mit Biergarten Unrasch waren ohnehin Gartenbauarbeiten notwendig geworden, welche im biedermeierlichen Stil der 1830er Jahre durchgeführt wurden[19]). Konsul von Lengerke war über den gleichaltrigen Maler August Grahl (ein Schwiegersohn des Banquiers Oppenheim), der sommers in der Holzhofgasse 15 (Villa Rosa) das größte Gartengrundstück des ehemals Coselschen Gartens bewohnte, sowohl zu seinem Gartengrundstück als auch zum Winterquartier in der Belle Etage des Hotels zur Stadt Wien gekommen.

[Bearbeiten] 1853-1855: Leutnant Julius Hugo Naundorf

Ab 1853 wohnte der Leutnant vom 10. Infanterie-Bataillon (seit 1849: "3. Infanterie-Brigade Prinz Georg")[20] in Dresden, Julius Hugo Naundorf, im dritten Stockwerk des Hotels zur Stadt Wien.[21]

Seine Uniform bestand aus dem Bunten Rock mit roten sächsischen Ärmelaufschlägen, grünen sächsischen Schulterstücken mit roter Paspel und dem silbernen sächsischen Wappen auf gelben Stern. Sein 10. Infanterie-Bataillon hatte 1848 unter dem Regimentskommandeur Moritz Ferdinand Gustav von Rockhausen am Feldzug gegen Dänemark in Schleswig teilgenommen. Am 8. August 1850 übernahm Prinz Albert von Sachsen (mit 22 Jahren) als Regimentskommandeur, am 21. Oktober 1852 Christoph Hans von Egidy-Geißmar (mit 53 Jahren).

Er war Sohn des königlich-sächsischen Leutnants Johann August Fürchtegott Naundorf († 1867 in Dresden),[22] später auch Naundorff und dessen Ehefrau Louise Naundorff (* 1803; † 8. Januar 1876 in Dresden)[23]. Seine Eltern wohnten im Großen Garten Nr. 11 (Block B).

Julius Hugo Naundorf (* 1830), war am 1. Oktober 1849 zum Leutnant ernannt und am 14. März 1855 zum Oberleutnant befördert worden.

Auch sein Bruder August Julius Naundorff (* 15. Januar 1820 in Dresden) war ein königlich-sächsischer Offizier. Dieser trat 1834 in das sächsische Kadettenkorps ein. Am 16. Dezember 1839 wurde er in den ersten Leutnants-Dienstgrad, zum "Sous-Lieutenant" befördert und 1840 zum 3. sächsischen Schützen-Bataillon versetzt. August Julius Naundorff ist erstmals in den Jahren 1848[24] und 1849 im Dresdner Adressbuch (als Leutnant im königlich-sächsischen Regiment "Prinz Maximilian") verzeichnet. Er wohnte zu dieser Zeit in der Königsbrücker Straße 8.

Demzufolge wird auch Julius Hugo Naundorf etwa 1843/1844 mit etwa dreizehn, vierzehn Jahren in das Kadettenkorps eingetreten sein. Er wurde noch im alten Kadettenhaus im Palais Wackerbarth (Kasernenstraße) in der Dresdner Neustadt ausgebildet, wo er seine höhere Schulbildung erhielt und üblicherweise anfangs sicherlich in die IV. Division (entsprach der Untersekunda eines Gymnasiums) eingegliedert wurde.

[Bearbeiten] 1870: Hotelier Carl Friedrich Canzler

1871 wird Carl Friedrich Canzler erstmalig im Dresdner Adressbuch als Hotelier im Hotel Stadt Wien, Große Klostergasse 12 erwähnt. Er wohnt als Eigentümer im Parterre seines Hauses.[25].

[Bearbeiten] Nach 1945

Das Hotel Stadt Wien wurde bei den Luftangriffen im Februar 1945 zerstört. Die wieder aufbaufähigen Grundmauern wurden 1950 gesprengt.

[Bearbeiten] Aktuelle Wiederaufbaupläne

In den letzten Jahren gab es wiederholt Überlegungen, die zwei städtischen Grundstücke des ehemaligen Hotels Stadt Wien einer kulturelle Nutzung zuzuführen. Diese werden durch die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden unterstützt.[26]

Eine Studie der Universität Dresden im Auftrag des Stadtplanungsamtes der Stadt Dresden aus dem Jahr 2017 empfahl "die Bebauung mit Bezug zur ehemaligen Parzellenstruktur zu planen ... In Dichte und Typologie der Bebauung sollte eine Annäherung an den Vorkriegszustand angestrebt werden". Um die ursprüngliche Bebauungstiefe zu erreichen, sollten nach dieser Studie "die im nördlichen Bereich (Straße) verlorenen Flächen parzellenweise dem verbliebenen Rest im Süden hinzugefügt" werden. Außerdem wird dringend vor der Gefahr gewarnt, "dass hinter allerlei vorgetäuschter Fassadenvielfalt größere Bauvolumen auf durchgehenden Tiefgaragen aufgesockelt werden", weswegen entsprechende städtebauliche Verträge empfohlen werden.[27]

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Adressbuch 1838: S. 82 und S. 305.
  2. Adressbuch 1840: S. 304.
  3. Adressbuch 1841: S. 312.
  4. Adressbuch 1842: S. 11.
  5. Adressbuch 1843: S. 12 und S. 208.
  6. Adressbuch 1851: S. 216
  7. Adressbuch 1870: S. 108.
  8. Adressbuch 1871: S. 284.
  9. Am 13. November 1918 dankte auf Schloss Guteborn König Friedrich August III. von Sachsen ab.
  10. Autor: höherer sächsischer Beamter Titel: "Der Beherrscher eines Kleinstaates" In: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 806–808, Herausgeber: Ernst Keil, Verlag von Ernst Keil, Leipzig 1866.
  11. Adressbuch 1850: S. 277.
  12. Adressbuch 1853: S. 223.
  13. Adressbuch 1853: S. 110.
  14. Adressbuch 1852: S. 84 und S. 218.
  15. Adressbuch 1853: S. 7 und S. 223.
  16. Nach dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg war Bremen 1783 einer der ersten Staaten, welcher die Vereinigten Staaten von Amerika als Staat anerkannten. 1794 wurde dann auf Veranlassung George Washingtons in Bremen ein US-Konsulat eröffnet. Es handelte sich um eines der ersten Konsulate auf dem europäischen Kontinent. Im Gegenzug eröffnet Bremen Konsulate in unter anderem in New York (1815), Baltimore (1821), Philadelphia (1827) und Boston (1827). Die Beziehungen waren einerseits vom Handel, andererseits von der über Bremen und Bremerhaven ablaufenden Emigration in die USA geprägt. 1847 wurde durch die Ocean Steam Navigation Company über Bremerhaven die erste direkte und regelmäßige Dampfschiff-Verbindung zwischen den Vereinigten Staaten und Kontinentaleuropa hergestellt.
  17. Adressbuch 1855: S. 113.
  18. Adressbuch 1855: S. 282.
  19. Auch der PhilantropPeter von Lengerke besaß nahe seiner Fabrik ein zweigeschossiges Wohnhaus mit Anbau und ein Gewächshaus, das einen hohen Mittelbau und zwei niedrige Seitenflügel hatte. Die Pläne hierzu stammten von seinem Schwager Joseph Ramée. Der Architekt plante danach 1834 einen schlicht gehaltenen Biedermeiergarten, der den Platz zwischen Wohnhaus und Fabrik einnahm. - In Sachsen hat sich ein Biedermeiergarten z. B. hinter dem Witwenpalais von Schloss Forderglauchau erhalten.
  20. Das 10. Infanterie- Bataillon (gestiftet am 2. Juni 1708; Standorte: 1708: Dresden, Sonnenstein, Königstein; 1738: Torgau; 1766: Dresden; 1820: Zwickau; 1849: Dresden, Wurzen) wurde ab dem 1. Oktober 1849 "3. Infanterie-Brigade Prinz Georg" genannt (ab 4. August 1782: Regiment zu Fuß von Zanthier; ab 19. April 1798: Regiment zu Fuß Prinz Friedrich August von Sachsen). Das 10. Infanterie- Bataillon wurde 1867 als 2. Bataillon in das neuformierte 7. Infanterie-Regiment "Prinz-Georg" Nr. 106 eingegliedert, das wiederum Bestandteil der 4. Infanterie-Brigade Nr. 48 war. vgl. "Kgl. Sächs. 7. Infanterie-Regiment König Georg Nr. 106" und 4. (kgl.sächs.) Infanterie-Brigade Nr.48.
  21. Adressbuch 1855: S. 138.
  22. Letztmalig erwähnt im Adressbuch 1867: S. 194.
  23. Letztmalig erwähnt im Adressbuch 1876: S. 266
  24. Adressbuch 1848: S. 68.
  25. Adressbuch 1871: S. 41 und S. 111.
  26. "Die GHND unterstützt Gedanken einiger Dresdner Stadträte, was die Nutzung der zwei städtischen Grundstücke des ehemaligen Hotels Stadt Wien für eine kulturelle Nutzung anbetrifft. Schon 2018 hatte die der GHND nahestehende Kulturstiftung Historisches Bürgerhaus in Zusammenarbeit mit der Hochschule Zittau/Görlitz eine Untersuchung in Auftrag gegeben, um an der Stelle Proberäume für Freie Ensembles zu schaffen. An der Untersuchung beteiligten sich über 70 Ensemble. Diese müssen teils unter schwierigen Bedingungen ihre Proben durchführen. Gerade im Hinblick auf die wichtige Funktion der Kultur in Dresden wäre eine Investition in bestehende Strukturen förderlich. Die Stiftung setzt sich seit ihrer Gründung für den Internationalen Kulturaustausch ein und stellt insbesondere für Studenten der Hochschule für Musik in der Rampischen Straße 29 Appartements während ihres Studiums in Dresden bereit. Darüber hinaus unterstützt sie nach ihren Möglichkeiten mit kleineren Beträgen immer wieder Kulturprojekte in Dresden, so zum Beispiel auch den eintrittsfreien Palais-Sommer am Neumarkt." Zit. n. Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden - "Pressemitteilung: Zwischenbericht Bürgerbegehren und Nutzungsgedanken für die Bebauung am Königsufer" vom 4. November 2022.
  27. "7.4. Eignung ehemaliger Parzellen und Bautypologien für eine Neubebauung. Naheliegend erscheint zunächst, die Neubebauung an den heutigen Eigentumsverhältnissen auszurichten. Das westliche Grundstück würde demnach als planerisch zusammenhängender Baustein entwickelt, während der östliche Bereich in zwei bis drei Abschnitte gegliedert wird. Dabei besteht die Gefahr, dass großmaßstäbliche Einheiten entstehen, die in ihrer städtebaulichen Körnung nicht dem erklärten Ziel einer eher kleinteiligen Gliederung entsprechen. Es empfiehlt sich deshalb, die Bebauung mit Bezug zur ehemaligen Parzellenstruktur zu planen. Die verfügbaren historischen Parzellen sind grundsätzlich auch heute für eine Bebauung geeignet. Sie müssten im westlichen Bereich und unmittelbar am Brückenkopf neu abgesteckt werden und hätten östlich wegen der Verluste aufgrund des verbreiterten Straßenzuges und der veränderten Ausbildung des Brückenkopfes (Fahrspur für Rechtsabbieger) geringere Bauflächen. In Dichte und Typologie der Bebauung sollte eine Annäherung an den Vorkriegszustand angestrebt werden. Zu fragen ist deshalb, wie mit den Bauflächen verfahren wird, die aufgrund geänderter Rahmenbedingungen (Verkehrsführung, Abstandsflächen, weitere baurechtliche Vorgaben) nicht an Ort und Stelle ersetzt werden können. Die Klärung dieser Frage ist eine vordringliche Aufgabe des Wettbewerbsverfahrens. Zur Diskussion und Vorklärung wird hier eine Annäherung an die ursprüngliche Bebauungstiefe gezeigt, indem die im nördlichen Bereich (Straße) verlorenen Flächen parzellenweise dem verbliebenen Rest im Süden hinzugefügt wurden. Im Ergebnis reichen die Bauflächen dann etwa bis zur südlichen Kante des Mittelrisalits des Finanzministeriums, und damit etwas weiter als vom Bauauschuss festgelegt, wonach die Bebauung nicht über "die halbe Tiefe des Finanzministeriums Richtung Elbe reichen" soll. Ein 'Baufenster', das diesen Spielraum ausnutzt, wäre ca. 35m tief und entspräche in etwa der ehemaligen Bebauungstiefe in diesem Bereich. Aus den ehemaligen Grundstücksformen lassen sich zwei prinzipielle Möglichkeiten der Parzellierung ableiten. Eine grobkörnige Variante (01), die die Hausbreiten um 1930 und die Zuschnitte der Gartengrundstücke aufgreift (hier der Anschaulichkeit halber auf den westlichen Teil übertragen), und eine feinkörnige Variante (02), die sich an den straßenseitigen Parzellen des frühen 18. Jahrhunderts orientiert. Bei diesen Parzellenzuschnitten sind, wie auch einige der Referenzbeispiele zeigen, unterschiedliche städtische Wohn-/Gewerbetypologien möglich. Zweifellos bieten Analogien zu der seit der Barockzeit in der Neustadt vorhandenen Hofhaustypologie manche Vorteile. Mit ihnen lässt sich eine relativ hohe bauliche Dichte erreichen, was der exponierten Lage angemessen ist. Die Herausforderung, eine Gartenfront auszubilden, in der sich anspruchsvolle Fassadengestaltung und informelle Vielfalt verbinden, könnte mit ihr gut bewältigt werden. Empfehlung. Um die Qualität der einzelnen Bausteine, mit ihren typologisch differenzierten Ausprägungen zum Platz und zum Fluss, sicherzustellen, sind Realisierungswettbewerbe für die einzelnen Häuser, keinesfalls nur für deren Fassaden erforderlich. Der Gefahr, dass hinter allerlei vorgetäuschter Fassadenvielfalt größere Bauvolumen auf durchgehenden Tiefgaragen aufgesockelt werden, ist durch entsprechende städtebauliche Verträge zu begegnen. Die gezeigten Referenzprojekte können dafür Anhaltspunkte liefern." Zit. n. Technische Universität Dresden, "Dresden Königsufer. Rahmenbedingungen für eine Bebauung zwischen Hotel Bellevue und Finanzministerium:" Auftraggeber und Herausgeber Landeshauptstadt Dresden, Stadtplanungsamt, Autoren: Prof. Thomas Will, Architekt, Professur für Denkmalpflege und Entwerfen; Mitarbeit Dipl.-Ing. Boris Harbaum, Wiss. Mitarbeiter, Professur für Städtebau; Zeichnungen cand. Ing. Alexander Mai - Dresden, März 2017, S. 72-74.
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