Bienert (Familie)
Die Familie Bienert (auch Bener, Biner, Binert, Büner, Bühner, Bünert) ist eine der ältesten Müllerfamilien Sachsens, die bereits Anfang des 14. Jahrhunderts nachweisbar ist.[1]. Der Familienname geht auf den traditionellen Nebenerwerb der Müllerfamilie, die Bienenzucht, zurück.
Erster Namensträger war Heinrich Bener, der 1360 Müller in Freitelsdorf war und in einer Urkunde von Markgraf Friedrich der Strenge als Henricus dictus Bener bei einer Schenkung der Kirche zu Nieder-Ebersbach bei Radeburg genannt wird. Die ununterbrochene Stammfolge beginnt mit Georg Biner (auch Georg Bienert, 1510–1585), der Müller in Leppersdorf bei Radeberg war.[2] Seine Söhne Zacharias Biner (1550–1629) und Hans Biener (1560–1619) setzten das Müllerhandwerk fort, sein mittlerer, gleichnamiger Sohn Georg Biner (1555–1620) wurde Bäcker in Dresden. Die Familie unterteilte sich ab dem Ende des 16. Jahrhunderts und Anfang des 17. Jahrhunderts in vier Hauptlinien, von denen die ersten drei Linien vor allem das Müller- und Landwirtgewerbe weiterverfolgten sowie die vierte Linie im Schuhmacher- und Leinwebergewerbe tätig war. Der Stammbaum splittete sich später in mehrere Äste und insgesamt 29 Zweige auf. Im Jahr 1915 lebten noch die Nachkommen folgender Äste und Zweige:
[Bearbeiten] Hauptlinie I Leppersdorf–Dresden-Plauen
Schmiedefelder Hauptast mit dem Stammvater und Müller Johannes Bienert (1691–1747) und daraus entstanden:
- Langenwolmsdorfer Landwirtzweig mit dem Stammvater Johann Gottfried Bienert (1730–1790)
- Klein-Dittmannsdorf-Grünberg-Elstraer Hauptzweig mit dem Stammvater und Müller Johann Carl Gottlieb Bienert (1761–1821) und dem Nebenzweig Dresden-Laubegast
- Fischbacher Hauptzweig mit dem Stammvater und Müller Johann Carl Gottlieb Bienert (II) (1781–1854) und den drei Nebenzweigen Tröbigau-Penig, Großharthau-Pieschen und Eschdorf-Hauswalde,
- Eschdorf-Radeburger Müllerzweig mit dem Stammvater und Müller Johann Gottfried Bienert (1782–1823), Vater von Traugott Bienert (s. a. Abschnitt "Die Familie Bienert in Dresden").
[Bearbeiten] Die Familie Bienert in Dresden
Bekanntester Vertreter der Müllerfamilie und der ersten Hauptlinie Leppersdorf–Dresden-Plauen war Gottlieb Traugott Bienert (1813–1894), der sich aus eigener Kraft aus einem armen Müllerburschen zu einem der reichsten Industriellen Dresdens im 19. Jahrhundert entwickeln konnte. Er war erst Pächter und später Besitzer der alten kurfürstlichen Hofmühle in Plauen, der späteren Bienertmühle. Neben seiner erfolgreichen Unternehmertätigkeit war er auch ein Förderer kultureller und sozialer Einrichtungen in Plauen und Dresden. Seine Söhne Theodor (1857–1935) und Erwin (1859–1930) setzten den Familienbetrieb in Dresden fort und bauten ihn mit der Hafenmühle in Friedrichstadt weiter aus. Auch sie taten sich als Stifter und Mäzen hervor und förderten vor allem die Dresdner Kunstszene. Ida Bienert (1870–1965), die Ehefrau von Erwin galt zu ihrer Zeit als eine der bedeutendsten Kunstsammlerinnen. Letzter Besitzer des Familienunternehmens war Traugotts Enkel Friedrich Bienert (1891–1969), der die Dresdner Mühle noch nach dem Zweiten Weltkrieg privat führte und mehrere Jahre mit Gret Palucca (1902–1993) sowie in zweiter Ehe mit Branka Musulin (1917–1975) verheiratet war.
[Bearbeiten] Hauptlinie II Leppersdorf–Kleinnaundorf–Rödern
- Kleinnaundorfer Hauptzweig mit dem Stammvater und Müller Hans Büner (1660–1730) und den daraus entstandenen Freitelsdorfer, Medinger und Röderner Müllerzweig,
- Medinger Müllerzweig mit dem Stammvater Friedrich Wilhelm Bünert (1780–1854)
- Zschorna-Ebersbach-Tauscha-Bärwalder Zweig
- Röderner Hauptzweig mit Müller-, Landwirt- und Gastwirtzweigen. Ein Vertreter dieses Zweiges, George Bienert, kaufte am 21. Februar 1741 die Mühle in Rödern bei Großenhain und begründete dort die mehrere Jahrzehnte bestandene Bienert-Müller-Dynastie.[3]
- Freitelsdorf-Bautzner Zweig
[Bearbeiten] Hauptlinie III Leppersdorf–Seifersdorf–Friedersdorf
- Seifersdorfer Zweig mit dem Stammvater und Müller Matthäus Bienert (1669–1705)
- Friedersdorfer Hauptzweig mit dem Stammvater und Müller Christian Bienert (1685–1730) und dem später daraus entstandenen Friedersdorfer Landwirtzweig, Möhrsdorfer Müller- und Landwirtzweig und Hauswalder Müllerzweig
- Weißbacher Landwirtzweig
- Oberlichtenauer Müllerzweig
[Bearbeiten] Hauptlinie IV Leppersdorf–Grünberg–Großenhain
- Großenhainer Hauptast mit dem Stammvater Johann George Bühner (1590–1661), den daraus hervorgegangenen Schuhmacher-, Leinweber-, Tuchmacher, Schank- und Brauhausbesitzer- sowie Kurfürstlich-Sächsischen Jägerlinien und den daraus entstandenen Dresdner, Kopenhagener, Böhmischen und Meißner Tuchmacherzweigen.
- Böhmischer Zweig, u. a. mit dem Teplitzer Gastgeberzweig. Bekannte Vertreter waren u. a. Richard Bienert (1881–1949), ein ehemaliger Prager Polizeichef und tschechischer Politiker, die beiden Brüder, Heimat- und Naturforscher der Böhmischen Schweiz, Eduard (1909–1990) und František (Franz) Bienert (1911–1990).[4][5][6] sowie der ebenfalls aus Böhmen stammende Professor an der Hochschule für Verkehrswesen, Gerhard Bienert (1913–1982).
In alten Adressbüchern sind weitere Mühlenbesitzer der verschiedenen Linien und Zweige verzeichnet u. a.:
- Ernst Julius Wilhelm Bienert (* 1843), ein Neffe Traugott Bienerts, 1898 Mühlenbesitzer der Rödermühle (im Volksmund ebenfalls Bienertmühle genannt) in Radeburg, [7]
- Johann Gottfried Bienert, 1901 Mühlenbesitzer in Möhrsdorf im Haselbachtal bei Pulsnitz, [8]
- F. Bienert, 1901 Mahlmühlenbesitzer in Brettnig bei Kamenz, [9]
- W. Bienert, 1913 Mühlenbesitzer der Bienertmühle in Radeburg.[10]
Als Guts- und Wirtschaftsbesitzer sind u. a. verzeichnet:
- Friedrich August Bienert († 1899), Gutsbesitzer in Möhrsdorf im Haselbachtal bei Pulsnitz, [11]
- Johann Gustav Bienert, 1898 Wirtschaftsbesitzer in Freitelsdorf bei Radeburg, [12]
- Theodor Bienert, 1898 Rittergutsbesitzer in Glaubitz bei Radeburg, [13]
- A. Bienert, 1901 Gutsbesitzer in Friedersdorf bei Kamenz. [14]
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Traugott Bienert in der Deutschen Fotothek
- ↑ Gottlieb Traugott Bienert in der Deutschen Biographie
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Rödern (Ebersbach)“
- ↑ VIP's der Böhmischen Schweiz auf www.ceskesvycarsko.cz
- ↑ Landschaft und Flurdenkmäler in Nordböhmen auf www.luzicke-hory.cz
- ↑ Ing. František Bienert auf www.kct-uk.cz
- ↑ Adreß- und Geschäfts-Handbuch für den Bezirk der königlichen Amtshauptmannschaft Großenhain mit Stadt Radeburg 1898, Page 2 auf adressbuecher.genealogy.net
- ↑ Adressbuch des Bezirks der königlichen Amtshauptmannschaft Kamenz 1901, Page 166 auf adressbuecher.genealogy.net
- ↑ Adressbuch des Bezirks der königlichen Amtshauptmannschaft Kamenz 1901, Page 123 auf adressbuecher.genealogy.net
- ↑ Bienertmühle Radeburg im Mühlenarchiv Rapp in der Deutschen Fotothek
- ↑ Datensatz zu Friedrich August Bienert auf familytreemaker.genealogy.com
- ↑ Adreß- und Geschäfts-Handbuch für den Bezirk der königlichen Amtshauptmannschaft Großenhain mit Stadt Radeburg 1898, Page 72
- ↑ Adreß- und Geschäfts-Handbuch für den Bezirk der königlichen Amtshauptmannschaft Großenhain mit Stadt Radeburg 1898, Page 74
- ↑ Adressbuch des Bezirks der königlichen Amtshauptmannschaft Kamenz 1901, Page 130
[Bearbeiten] Quellen
- Deutsches Rolandbuch für Geschlechterkunde, herausgegeben vom Rolandverein zur Förderung der Stamm-, Wappen- und Siegelkunde, 1. Band, Dresden 1918