Hugo Oswin Flössner

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche

Hugo Oswin Flössner, auch Flößner (* 11. Dezember 1843 in Pröda bei Meißen; † 20. Dezember 1933 in Dresden) war ein sächsischer Kaufmann, Unternehmer, Fabrikbesitzer, Handelsrichter sowie Konsul, zuletzt mit dem Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Kommerzienrates. Flössner tat sich auch als Stifter und Mäzen in der Dresdner Kunstszene hervor.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Hugo Oswin Flössner entstammte der sächsischen Familie Flössner/Flößner. Familienmitglieder waren u.a. Moritz Flößner, 1876 Gemeindevorstand in Niedereula,[1] Karl Friedrich Moritz Flößner, 1885 im Nachlass des Gutsbesitzers Friedrich Wilhelm Richter als Gutsbesitzer in Niedereula erwähnt,[2] Karl Flössner aus Niedereula, 1888/89 Student im Ingenieurbaufach am königlichen Polytechnikum,[3] Willy Flößner aus Nossen (18981979), Florist und Pflanzenkundler.

Oswin Flössner war der Sohn des Ökonoms Traugott Leberecht Flössner (* 30. August 1812 in Niedereula bei Nossen; † 18. Januar 1894 in Dresden) und dessen Ehefrau Christiane Wilhelmine geb. Pinkert (* 4. Oktober 1809 in Pröda bei Meißen; † 17. April 1884 in Dresden).[4] Über das Vermögen des Vaters wurde 1860 der Konkursprozess eröffnet.[5] Danach zog dieser 1862 als Privatier nach Dresden, wo er ab 1863 in der Birkengasse 10 verzeichnet ist.[6] Zuletzt wohnte Flössners Vater in der Großenhainer Straße 20.[7] Flössner hatte folgende Geschwister:

Familiengrab der Familie Flössner auf dem St.-Pauli-Friedhof im Dresdner Hechtviertel

Oswin Flössner heiratete Thekla Maria geb. Beckert (* 25. Oktober 1847 in Dresden; † 1. September 1928 ebenda),[11][12] Tochter des Dresdner Sattlers und Hauseigentümers, Carl Friedrich Beckert (~ 25. Dezember 1797 in Dresden).[13][14][15] Das Ehepaar Flössner hatte folgende Kinder:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Nachdem sich Flössners Vater als Privatier in Dresden niedergelassen hatte, Flössner selbst eine Kaufmannslehre absolviert hatte, gründete er 1868 mit dem gleichaltrigen Kaufmann Carl Hermann Wachs (18441904)[20] als Mitinhaber das „Landesproducten-en-gros-Geschäft Wachs & Flößner“. Diese Firma ist erstmals 1869 im Dresdner Adressbuch im Wallgäßchen 4 verzeichnet,[21][22] wo sich das Verkaufslokal befand. Flössner selbst ist erst ab 1872 mit einem eigenen Eintrag im Adressbuch mit einer Wohnung im ersten Obergeschoss im Wallgäßchen 4 aufgeführt.[23]

Konservenfabrik „Wachs & Flößner“ im Stadtplan von 1911

1884 gilt als Gründungsjahr der Konservenfabrik „Wachs & Flößner“ mit dem Sitz in der damaligen Meißner Straße 9-11 in Mickten, in unmittelbarer Nachbarschaft der Grundstücke 13/14 des Molkereibesitzers Paul Gustav Pfund von Pfunds Molkerei. Auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei errichtet, die noch bis 1882 dort verzeichnet ist, ist die erste Produktionsstätte in der heutigen Hausnummer 26, die erstmals im Stadtplan von 1885 zu sehen ist. Zu dieser Zeit begann man in mit der Herstellung von Obst- und Gemüsekonserven, Marmelade und Konfitüre. Ab 1886 begannen die beiden Unternehmer mit der Erweiterung der Konservenfabrik auf das benachbarte Grundstück, dessen Gebäude ab 1887 im Stadtplan aufgeführt sind. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die alten Fabrikanlagen abgerissen und die heute noch existierende Fabrikantenvilla erbaut. Mit der 1903 erfolgten Eingemeindung von Mickten nach Dresden erhielt die Konservenfabrik die Hausnummern 24 (Fabrik) und 26 (Fabrikantenvilla, Remise für die Kutsche und Garten).

Nachdem im Juni 1887 der Kaufmann Felix Schramm auf eigenes Ersuchen von seiner bisherigen Funktion als Handelsrichter enthoben wurde, ernannte der sächsische König Albert im Gegenzug Flössner zum neuen Handelsrichter, vorerst befristet bis zum 30. September 1888.[24] Danach wurde Flössner aller drei Jahre als Handelsrichter am Landgericht bestätigt. Ab 1889 ist Flößner als einer von sechs ordentlichen kaufmännischen Richtern in der Ersten Kammer für Handelssachen am königlichen Landgericht zu Dresden verzeichnet.[25] Ab 1894 war Erwin Bienert neben Flössner in der Funktion als stellvertretender Handelsrichter.[26] Flössner blieb bis 1912 ununterbrochen im Amt des Handelsrichters.

1898 wurde Flössner vom damaligen bolivianischen Präsidenten Severo Fernández Alonso Caballero (18491925) zum ehrenamtlichen Honorarkonsul von Bolivien (spanisch: Bolivia) ernannt.[27] Von 1900 bis 1902 war Flössner an einem Staßenbauprojekt (Straße N1) in Dresden als Geldgeber beteiligt.[28] 1902 erhielt Flössner vom sächsischen König Georg den Ehrentitel eines königlich-sächsischen Kommerzienrates.[29]

St.-Pauli-Friedhof, Feierhalle Schilling & Graebner, Hechtstraße

Um 1912 war Flössner auch Aufsichtsratsmitglied der Mitteldeutschen Privat-Bank AG (Aktiengesellschaft), früher Magdeburger Privat-Bank.[30] Im gleichen Jahr wählte Flössner als Sommersitz vom 1. April bis zum 31. Oktober die Kötzschenbroder Straße 26. Nur in den Wintermonaten zog er in seine Stadtwohnung im Wallgäßchen.[31] Flössner gründete 1917 eine nach ihm benannte Stiftung an der Akademie der Bildenden Künste in Dresden.[32] 1918 erhielt Flössner vom letzten sächsischen König Friedrich August III. für seine Verdienste noch den Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Kommerzienrates.[33]

Nach dem Ersten Weltkrieg, ab 1919 wohnte Flössner nur noch in seiner heute noch exitierenden Villa in der Kötzschenbroder Straße 26.[34] Flössner starb im hohen Alter, wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag. Das aufwendig gestaltete und gut erhaltene Familiengrab befindet sich auf dem St.-Pauli-Friedhof im Dresdner Hechtviertel. Das große Sandsteinrelief am Wandgrabmal stammt vom Prozellanmodelleur und Bildhauer Max Hermann Fritz.

Besonders interessant war der Fund aufwendig gestalteter, großformatiger Gründeraktien von 1901 vor wenigen Jahren im Reichsbankschatz der ehemaligen Reichsbank in Berlin, die vorher auf dem Markt kaum bekannt waren und vor allem regionalhistorisch großen Wert haben. Es wurden 550 Exemplare gefunden. Das Grundkapital der Firma war aber ausschließlich in Familienbesitz.

[Bearbeiten] Auszeichnungen

[Bearbeiten] Trivia

Carl Hermann Wachs, Flössners Firmenpartner, der als Erfinder des Einweckglases gilt, ließ sich 1886 von den Gebrüdern Ziller die Villa „Trinkl“ an der Großenhainer Straße 241 erbauen, die er allerdings bereits 1909 schon wieder verkaufte. Der heutige Name geht auf den jetzigen Besitzer zurück.

Die Firma „Wachs & Flößner“ wurde zu DDR-Zeiten verstaatlicht und produzierte als VEB Kofa Dresden (Konservenfabrik Dresden) weiterhin Obst- und Gemüsekonserven. Zweigbetriebe gab es auf der Bautzner Straße 13 und der Tharandter Straße 38. Unter den Markenzeichen „Kofa“ und „Rotsiegel“ wurden vorrangig Obstkonserven produziert, im Neustädter Betriebsteil auch Rohkonserven, eingelegte Gurken und Essiggemüse. Die Reinigung der zu einem Großteil aus dem Borthener Anbaugebiet stammenden Ware erfolgte hauptsächlich in Mickten, anschließend deren Abfüllung und Sterilisierung in Konservengläser. In Spitzenzeiten verließen bis zu 22.000 Gläser pro Tag das Werk. Außerhalb der Saison nutzte man die Anlagen für die Konservierung von Fertiggerichten wie Kohlrouladen und Spaghetti. Bis 1989 beschäftige der VEB Kofa ungefähr 180 Arbeiter und Angestellte. Nach der politischen Wende in der DDR wurde der Betrieb eingestellt. Mitte der 1990er Jahre wurden die Produktionsgebäude mit Ausnahme der Villa Flössner abgerissen.[35]

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Landtags-Acten, Sachsen 1876, Band 1, Digitalisat auf Google Books, S. 17
  2. Nachlass in ebay
  3. Bericht über das Königl. Polytechnikum Dresden (Königlich Sächsische Technische Hochschule) auf das Studienjahr 1888/1889..., Onlineversion im Internet archive, S. 16
  4. Datensatz auf Ancestry
  5. Leipziger Zeitung : Amtsblatt des Königlichen Landgerichts.., 1860, Digitalisat auf www.bavarikon.de, S. 110
  6. Adressbuch Dresden 1863, S. 80, SLUB
  7. Adressbuch Dresden 1894, S. 188, SLUB
  8. Häuserbuch Dresden 1910, S. 1611, SLUB
  9. Programm derRealschule zu Dresden-Neustadt 1865, Digitalisat auf Google Books, S. 118
  10. Horst Koferstein: Die Humaniora in der Handelsschule, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 61
  11. Datensatz auf Ancestry
  12. Datensatz auf Ancestry
  13. Sohn des Johann George Beckert, Datensatz auf Ancestry
  14. Adressbuch Dresden 1863, S. 39, SLUB
  15. Häuserbuch Dresden 1863, S. 497, SLUB
  16. Adressbuch Dresden 1897, S. 153, SLUB
  17. Adressbuch Dresden 1903, S. 271, SLUB
  18. Adressbuch Dresden 1925/26, S. 251, SLUB
  19. Adressbuch Dresden 1935, S. 296, SLUB
  20. Datensatz auf Ancestry
  21. Adressbuch Dresden 1869, S. 319, SLUB
  22. Geschäftshandbuch Dresden 1869, S. 825, SLUB
  23. Adressbuch Dresden 1872, S. 88, SLUB
  24. Lokales und Sächsisches in: Dresdner Nachrichten, Ausgabe vom 23. Juni 1887, Digitalisat der SLUB
  25. Bericht der Handels- und Gewerbe-Kammer zu Dresden, 1889, II. Teil, Dresden 1890, Digitalisat auf Google Books, S. 49
  26. Lokales und Sächsisches in: Dresdner Nachrichten, Ausgabe vom 30. September 1894, Digitalisat der SLUB
  27. Erstmals als solcher im Adressbuch Dresden 1899, S. 242, SLUB
  28. Datensatz in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  29. Erstmals als solcher im Adressbuch Dresden 1903, S. 271, SLUB
  30. Otto Pfahl: Die Mitteldeutsche Privat-Bank, Aktiengesellschaft, früher Magdeburger Privat-Bank, 1856-1911, 1912, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 125
  31. Adressbuch Dresden 1912, S. 313, SLUB
  32. Archivale 10736, Ministerium des Innern im Hauptstaatsarchiv Dresden
  33. Erstmals als solcher im Adressbuch Dresden 1919, S. 226, SLUB
  34. Adressbuch Dresden 1920, S. 233, SLUB
  35. Lars Herrmann: VEB Kofa Dresden auf: Kötzschenbroder Straße auf www.dresdner-stadtteile.de

[Bearbeiten] Weblinks

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge