Holm von Egidy
Christoph Holm von Egidy (* 6. November 1894 in Leipzig-Connewitz; † 15. April 1947 im Speziallager Mühlberg/ Elbe) war ein deutscher Jurist und Beamter, zuletzt als Richter im Rang eines Amtsgerichtsrates in Dresden. In beiden Weltkriegen diente er auch als Offizier.
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[Bearbeiten] Familie
Christoph Holm von Egidy entstammte der Familie Egidy, die der innerfamiliären Überlieferung nach aus den spanischen Niederlanden zuerst nach Preußen auswanderte und seit dem späten 17. Jahrhundert im Kurfürstentum Sachsen ansässig wurde. Die Bestätigung des Reichsadelsstandes erfolgte 1687 durch Kaiser Leopold I. an den kursächsischen Hofküchenmeister Samuel Egidy.[1].
Von Egidy entstammte dem weit verzweigten 3. Ast der Adelsfamilie von Egidy, sein Urgroßvater war der Rittergutsbesitzer und Majoratsherr auf Kreinitz Christoph Ernst von Egidy (1800–1853), seine Großeltern waren der königlich-sächsische Obersteuerkontrolleur Christoph Holm von Egidy (1836–1901) und dessen Ehefrau Ida Freiin von Werthern (1840–1928).
Holm von Egidy war der Sohn des Kaufmanns und Majoratsherren auf Kreinitz, Christoph Hans von Egidy (* 4. Juni 1864 in Pommershof/ Pommern; † 12. Dezember 1939 in Kreinitz) und dessen 1889 geheirateter Ehefrau Margarethe geb. Flegel (* 7. Juni 1867 in Oelsnitz/ Vogtland; † 6. Februar 1944 in Kreinitz), Tochter des Seifhennersdorfer Pfarrers Ernst Gotthelf Flegel (1838–1890) und seiner Ehefrau Emmeline geb. Kahle (1846–1924). Von Egidy hatte noch sieben Geschwister, von denen zwei früh starben.
Holm von Egidy heiratete am 18. Juni 1931 in München Elsbeth Emma Luise geb. Kübel (* 19. August 1905 in Landau in der Pfalz; † 16. Mai 2005 in München), Tochter des königlich-bayrischen Oberstleutnants Theodor Kübel (1870–1918) und dessen Ehefrau Hedwig Luise geb. Chrambach (1880–1963). Seine Schwiegermutter war eine Tochter des königlich-sächsischen Hofjuweliers und kaiserlich-türkischen Generalkonsuls Fritz Chrambach (1850–1928). Von Egidys Witwe arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg als Bibliothekarin in der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Das Ehepaar von Egidy hatte zwei Söhne:
- Arnd von Egidy (1932–1945), starb bei einem Bombenangriff auf Dresden.
- Till von Egidy (* 1933), Dr. rer. nat., Professor i. R. für Physik an der TU München.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Holm von Egidy besuchte anfangs die Schule in Bautzen, ab 1902 in Stolp in Pommern, wo er auch bis 1909 am dortigen Gymnasium lernte. Noch im gleichen Jahr trat von Egidy in die Kadettenschule in Dresden ein, wo er auch seine höhere Schulbildung erhielt. Er setzte damit eine Familientradition fort: 62 Offiziere und Fähnriche dienten in deutschen Armeen, 31 von ihnen begannen ihre Karriere im sächsischen Kadettenkorps. 1914 erhielt er dort seinen Abiturabschluss.
Ab dem 9. August 1914 diente von Egidy als junger Fähnrich im 1. königlich-sächsischen Feldartillerie-Regiment Nr. 12. Bereits am 12. August 1914 wurde er zum Leutnant befördert. Danach wurde er im Ersten Weltkrieg an die Front versetzt, wo er mehrfach mit hohen Orden ausgezeichnet wurde. Später diente er auch in den Feldartillerie-Regimentern 279 und 48. Erst Anfang 1919 kehrte er aus dem Krieg zurück. Am 21. Januar 1920 wurde von Egidy als Leutnant offiziell aus dem aktiven Armeedienst entlassen, aber noch am 10. Juni 1921 zum Oberleutnant befördert.
Nach dem Krieg studierte von Egidy Rechtswissenschaften an den Universitäten in Leipzig, Berlin und Göttingen. Von Egidy promovierte am 24. November 1922 an der Universität Göttingen mit einer Dissertation im Bereich Wirtschaftsrecht über Kartellgesellschaften zum Doktor der Rechtswissenschaften (Dr. jur.) mit der Note „gut“. Folgerichtig arbeitete von Egidy nach seinem Studium anfangs als Angestellter, später als Justitiar und Syndikus, zuletzt als Geschäftsführer bei der Metallwarenindustrie Aktiengesellschaft Barmen im heutigen Wuppertal. Die Firma befand sich im heutigen Stadtteil Barmen der Stadt Wuppertal in der dortigen Schützenstraße 23, der Hauptsitz dagegen in Essen.[2] Als Geschäftsführer wirkte von Egidy bis 30. Juni 1926.
Am 11. Dezember 1926 absolvierte von Egidy die erste juristische Staatsprüfung im Freistaat Sachsen und wechselte ab dem 1. Januar 1927 in den sächsischen Staatsdienst als Referendar. Seinen juristischen Vorbereitungsdienst leistete er:
- 1. April 1927 bis 15. November 1927 in Pirna,
- 16. November 1927 bis 29. Januar 1928 in Ebersbach,
- 1. März 1928 bis 30. Juni 1928 in Pulsnitz
- 1. Juli 1928 bis 31. Oktober 1928 in Pirna, diesmal in der Kanzlei des Rechtsanwalts und Notars Dr. Spieß,
- 1. November 1928 bis 31. Januar 1929 Landgericht Dresden,
- 1. Februar 1929 bis 31. Oktober 1929 Oberlandesgericht Dresden.
Am 14. Dezember 1929 bestand von Egidy die zweite juristische Staatsführung mit „sehr gut“ und wurde zum Assessor ernannt, ab Januar 1930 dann zum Gerichtsassessor anfangs in Dresden, ab dem 1. Oktober 1932 am Amtsgericht in Aue. Mit Wirkung vom 1. April 1933 erhielt von Egidy dort den Rang eines Amtsgerichtsrates, womit er die Stufe eines höheren Beamten erreicht hatte. Er wurde Richter an den Amtsgerichten Aue, Zwönitz und Schneeberg. Ab dem 1. April 1934 wurde von Egidy im gleichen Rang als Richter an das Dresdner Amtsgericht versetzt. Von Egidy war hier zugleich auch Mitglied des Landgerichts Dresden.
1935 ist von Egidy erstmals im Dresdner Adressbuch verzeichnet. Er wohnte anfangs hier in der Hohen Straße 53.[3] 1936 kaufte von Egidy die Doppelhaushälfte in der damaligen Daheimstraße 36, der heutigen Friedrich-Hegel-Straße von der Familie Nettl [4][5] und wohnte dort bis 1945 mit seiner Familie.[6]
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde von Egidy als Offizier im Rang eines Hauptmannes reaktiviert, nachdem er bereits 1936 einen Batterieführerkurs auf der Artillerieschule in Jüterbog absolviert hatte und am 1. Mai 1939 zum Hauptmann der Landwehr befördert wurde. Während des Krieges war er beim Generalkommando der Wehrmacht bei der militärischen Abwehr, dem nachrichtendienstlichen Geheimdienst der Armee in Dresden beschäftigt. In dieser Dienststellung wurde er am 1. Dezember 1942 zum Major befördert, allerdings Ende August 1944 wegen Herzschwäche aus dem aktiven Dienst entlassen.
Danach arbeitete von Egidy wieder im Justizdienst, wo ihm allerdings während der nationalsozialistischen Diktatur ein Aufstieg versagt blieb, einerseits aufgrund seiner Schwiegermutter, die aus der ursprünglich jüdischen Familie Chrambach stammte, andererseits da seine politische Zuverlässigkeit in der Zeit des "Dritten Reiches" angezweifelt wurde. Bei einem Luftangriff auf Dresden am 17. April 1945, bei dem insgesamt 450 Menschen getötet wurden,[7] erhielt das Haus von Egidy einen Volltreffer, infolgedessen auch sein älterer Sohn Arnd von Egidy (1932–1945), zusammen mit fünf weiteren Personen ums Leben kam.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Dresden am 7. Mai 1945 konnte von Egidy ab Juni bis Juli desgleichen Jahres wiederum am Dresdner Gericht arbeiten, da er kein Parteimitglied der NSDAP, noch einer ihrer Gliederungen gewesen war. Wie alle ehemaligen Offiziere der militärischen Abwehr wurde von Egidy am 17. Juli 1945 auf Befehl der operativen Gruppe des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten der Sowjetunion (NKWD) verhaftet und bis Weihnachten in der Untersuchungshaftanstalt am Münchner Platz inhaftiert. Danach wurde von Egidy ohne Anklage und Verurteilung in das Speziallager Nr. 1 nach Mühlberg an der Elbe verbracht, wo er an Unterernährung und Tuberkulose starb. In der zentralen Gedenkstätte des ehemaligen Lagers, am Ort der damaligen Massengräber steht ein einfaches Holzkreuz zu seiner Erinnerung. Ingesamt starben im Speziallager nach sowjetischen Akten zwischen September 1945 bis zur Auflösung im September 1948 über 6700 Personen.
Holm von Egidy war in seiner Freizeit auch schriftstellerisch tätig. Er schrieb Gedichte, die auch im Lager Mühlberg kursierten. Er hatte viele literarische und künstlerische Freunde, u.a. Peter Bamm, Ludwig Renn (Arnold Vieth von Golßenau), Otto Dix, Gret Palucca und Fritz Bienert.
[Bearbeiten] Trivia
Holm von Egidy wurde entsprechend dem Gesetz der Russischen Föderation vom 18. Oktober 1991 über die Rehabilitierung von Opfern der politischen Unterdrückung am 1. Dezember 1994 vom Generalstaatsanwalt der Russischen Föderation vollständig rehabilitiert. Auf dem Erbbegräbnis der Familie Egidy in Kreinitz befindet sich ein Gedenkstein für Christoph Holm und für den Landgerichtsrat Christoph Hans von Egidy (1905–1947),[8] die beide im Lager Mühlberg ums Leben kamen.[9]
Während der DDR-Zeit blieb das Grundstück in der Friedrich-Hegel-Straße 36 auf Grund des Bombentreffers auf das Haus unbebaut. Dadurch war es nach der politischen Wende im Osten Deutschlands möglich, dass die Familie von Egidy die Doppelhaushälfte äußerlich ähnlich wie früher wieder aufbauen konnte.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1922: Die Beteiligungsziffer bei Kartellgesellschaften : eine wirtschaftlich-rechtliche Studie, Dissertation zum Dr. jur.
- 1962: Gebet im Gefängnis [10]
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- bis 1918:
- Ritterkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens mit Schwertern
- Ritterkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens mit Schwertern
- Eisernes Kreuz 1. Klasse
- Eisernes Kreuz 2. Klasse
[Bearbeiten] Quellen
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, 1908, 2. Jahrgang, Digitalisat der Universität Düsseldorf, S. 249ff.
- Berndt von Egidy: 300 Jahre Familie von Egidy 1687-1987, Selbstverlag Tübingen 1987
- Till von Egidy: Die Vorfahren der Familien von Egidy und von Koppenfels, Ahnenliste für die Brüder Holm, Hans und Max von Egidy in: Studien zur Kultur und Geschichte - Band 2, Herausgeber: Lars-Arne Dannenberg und Matthias Donath, Verlag Zentrum für Kultur//Geschichte Niederjahna 2016
- Personalakte von Dr. Holm von Egidy, R 3001/54900 aus dem Bundesarchiv
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Gothaisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser, 2. Jahrgang, Gotha 1908, S. 235
- ↑ Adressbuch Barmen 1925/26, Onlineversion auf Genwiki, S. 257
- ↑ Adressbuch Dresden 1935, S. 260, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1936, Häuserbuch, S. 1489, SLUB
- ↑ Ab 1937 ist Christoph Holm von Egidy im Adressbuch Dresden 1937, Häuserbuch, S. 1512, SLUB als Eigentümer des Hauses verzeichnet.
- ↑ Adressbuch Dresden 1943/44, S. 243, SLUB
- ↑ Monika Löffler: Dresden und die Welt im Jahr 1945, Online-Artikel vom 5. Juli 2018, Dresdner Neueste Nachrichten
- ↑ Er war ein Neffe des Generalmajors Christoph Ralph von Egidy (1867–1955) und ein Urenkel des herzoglich-Sachsen-Coburg-Gothaischen Regierungs- und Justizrates Christoph Arndt von Egidy (1809–1880).
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Liste der Kulturdenkmale in Zeithain“
- ↑ Veröffentlicht in: „Ihr aber steht im Licht“, K. Pförtner und W. Natonek, Verl. Schlichtenmayer, Tübingen 1962
[Bearbeiten] Weblinks
- Christoph Holm von Egidy auf Geni
- Christoph Holm von Egidy auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich
- Christoph Holm von Egidy, Ahnenforschung von Geotze