Carl Adolph von Sichart
Carl Adolph von Sichart, normiert Karl Adolf von Sichart, teilweise auch Sichard(t) (* 7. September 1797 in Dresden; † 4. Dezember 1854 ebenda) war ein königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt als Kommandeur eines Großverbandes der sächsischen Armee, der 1. königlich-sächsischen Infanterie-Division. Er war auch interimistischer Gouverneur von Dresden im Rang eines Generalmajors.
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[Bearbeiten] Familie
Carl Adolph von Sichart entstammte der ursprünglich aus dem fränkischen Bischofsheim stammenden Patrizierfamilie Sichart, die später auch in Lauf, Nürnberg, Hof und Jena florierte. Seine 1790 in den erblichen Adelstand erhobene Familie ist mit der ebenfalls geadelten Familie Sichart von Sichartshoff stammes- und wappenverwandt, die ebenfalls mehrere Generale hervorbrachte, u.a. Louis Sichart von Sichartshoff (1797–1882). Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Clemens Sichart († 1624) aus Bischofsheim, der Ratsherr und Bürgermeister in Lauf wurde. Von Sicharts Urgroßvater väterlicherseits war der Königsberger Chirurg Andreas Sichart (1678–1735). Dessen Onkel, Johann Friedrich Sichart (1641–1709) wurde durch den deutschen Kaiser Leopold bereits am 22. Dezember 1696 mit dem Zusatz von Sichartshoff für sich und seine Nachkommen in den Reichsadelstand erhoben.[1] Von Sicharts Großvater war der Bankier Johann Friedrich Sichart (1709–1767) in Nürnberg, der gleichzeitig Kompagnon des Nürnberger Seidenhändlers und kursächsischen Rates Johann Friedrich der Jüngere Sichart von Sichartshoff (1681–1750) war.
Carl Adolph von Sichart war der Sohn von des königlich-sächsischen Obrist-Lieutenants und Kasernenkommandanten der Dresdner Kasernen in der Neustadt, Andreas Gottfried von Sichart (* 1754 in Nürnberg; † 30. Juli 1825 in Dresden) und dessen 1787 geheirateter Ehefrau Christiane Caroline geb. Eckhardt (* vor 1770). Sein Vater ist der Stammvater der zweiten Familie Sichart, die am 31. Juli 1790 in Dresden während des sächsischen Reichsvikariats den Reichsadelstand erhielt, als sein Vater Adjutant im Rang eines Premier-Lieutenants im sächsischen Infanterieregiment von Reitzenstein war.[2] Von Sichart hatte noch vier Geschwister:
- Gustav Ferdinand von Sichart (6. Februar 1790 in Eilenburg; † 12. Dezember 1850 in Dresden), königlich-sächsischer Oberstleutnant ⚭ 1832 Amalie verw. von Flemming, geb. Kirst.
- Caroline Mathilde von Sichart (~ 23. August 1791).[3]
- Mathilde von Sichart (* 1793; † 25. Juli 1848 in Naumburg) ⚭ Justizrat Müller.
- Laura von Sichart (* 23. Juli 1800 in Dresden; † 23. Januar 1848 in Breslau) ⚭ 1822 in Dresden Wilhelm von Safft (1780–1861), königlich-preußischer Generalleutnant.
Carl Adolph von Sichart heiratete in erster Ehe am 5. Mai 1829 Augusta Christiana Friederica geb. Freiin von Apel (* 8. Februar 1806; † 1833), Tochter des Rittergutsbesitzers Dr. jur. Friedrich August Ferdinand Freiherr von Apel und Schwester des Generalleutnants Julius Freiherr von Apel (1805–1881). In zweiter Ehe heiratete von Sichart am 7. September 1834 in Dresden Maria geb. von Schönberg aus dem Hause Wilsdruff (* 21. März 1812; † 6. September 1888 in Dresden). Aus seiner ersten Ehe entstammte seine Tochter:
- Marie von Sichart (* 16. Mai 1830 in Dresden; † 26. Dezember 1858 ebenda) ⚭ 1849 Julius Karl Adolf von Schulz (1817–1895), königlich-sächsischer Generalmajor.
Aus der zweiten Ehe entstammten folgende Kinder:
- Pauline von Sichart (* 19. Juni 1835 in Leipzig; † 16. März 1902 in Potsdam) ⚭ 1858 in Tharandt Bogislav Konrad Adolf Graf von Schwerin (1833–1889), Herr auf Tamsel, Warnick und Gernheim, königlich-preußischer Leutnant a.D. (außer Dienst).[4]
- Marie Ida von Sichart (* 1. April 1837 in Leipzig; † 20. April 1915 in Dresden), Stiftsdame des Preußischen Stiftes in Dresden.
- Carl Johann von Sichart (* 4. April 1838 in Leipzig; † 23. März 1895 in Kötzschenbroda/ Radebeul), königlich-sächsischer Generalmajor ⚭ 1864 Klara Hedwig geb. Freiin von Zedtwitz (1844–1924), vier Kinder, u.a. Hans Theodor von Sichart (1865–1948), sächsischer Jurist, Ministerialdirektor und Bevollmächtigter zum Reichsrat.
- Fritz Caesar von Sichart (* 20. Januar 1845 in Leipzig; † 23. Dezember 1893 in Dresden), königlich-sächsischer Major ⚭ 1880 Valesca Julie Therese geb. von Drigalski (* 1858), zwei Söhne.
- Felix Eduard Andreas von Sichart (* 3. November 1854 in Dresden; † 1. Oktober 1926 ebenda), königlich-sächsischer Major ⚭ 1888 Marie geb. Freiin von Wolf (* 1861), ein Sohn.
Von Sicharts Witwe ist ab 1855 im Dresdner Adressbuch in der ehemals gemeinsamen Wohnung in der Königstraße 2 verzeichnet.[5] Zuletzt wohnte sie zusammen mit ihrer Schwägerin Ida von Sichart in einer Wohnung in der zweiten Etage der Bautzner Straße 76.[6]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Von Sichart entschied sich, sicher geprägt von seinem Vater und wie sein älterer Bruder für eine militärische Karriere in der sächsischen Armee. Er trat 1811, im Alter von nur 14 Jahren als Kadett in das Infanterie-Regiment „Prinz Clemens“ ein, das zu dieser Zeit, seit 1810 von Oberst Alexander Ferdinand von Mellentin kommandiert wurde. Noch im gleichen Jahr wurde er in seinem Regiment zum Unteroffizier ernannt. Am 13. März 1812 erhielt von Sichart sein Offizierspatent als aggregierter (überzähliger) Sous-Lieutenant im Regiment „Prinz Clemens“ mit den Standquartieren in Leipzig, Eilenburg und Wittenberg. Als 1813 von Sicharts Regimentskommandeur Oberst von Mellentin starb, wurde am 9. März 1813 der sächsische Generalmajor Friedrich Gottlob von Steindel neuer Chef des Regiments. Interministischer Kommandeur wurde der Oberstleutnant Hanns August von Seydewitz.
Nach der 1813/14 erfolgten Reorganisation der sächsischen Armee nach der Völkerschlacht bei Leipzig kam von Sichart als junger Leutnant in das 2. Leichte Infanteriebataillon unter dem Kommando des damaligen Majors Friedrich August Bevilaqua. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege wurde von Sichart in das Jägerbataillon der Leichten Infanterie versetzt, wo er ab 1815 beim mobilen deutschen Besatzungskorps in Frankreich im dortigen Norddepartement unter seinem Kommandeur Major Wolf Friedrich von Jeschki, wo sein älterer Bruder Gustav Ferdinand 1817 zum Adjutanten ernannt worden war. 1820 kam sein Bataillon zurück nach Deutschland, wo es sein neues Standquartier in Wurzen bezog. Am 9. April 1822 wurde von Sichart zum aggregierten Premier-Lieutenant befördert, mit gleichzeitiger Versetzung zum 1. Schützenbataillon nach Oschatz unter dem Befehl von Major Carl August von Metzradt. Anfang 1823 wurde er zu seinem Stammbataillon nach Wurzen zurückversetzt, diesmal als Adjutant seines Kommandeurs, Majors von Jeschki, der 1827 zum Oberstleutnant befördert wurde. Von Sichart blieb in der Dienststellung als Adjutant bis 1828.
Anfang 1829 wurde von Sichart als militärischer Lehrer zum adeligen Kadettenkorps nach Dresden versetzt, das zum damaligen Zeitpunkt von dem sächsischen Generalleutnant Carl von Gersdorff kommandiert wurde. Nach dessen Tod im gleichen Jahr wurde am 31. Oktober 1829 Generalmajor Maximilian von Schreibershofen von Sicharts neuer Kommandeur am Kadettenkorps im alten Kadettenhaus in der Dresdner Neustadt. 1831 ist von Sichart erstmals im Dresdner Adressbuch als Premier-Lieutenant im Kadettenhaus verzeichnet.[7] Im gleichen Jahr noch als Dritter Subaltern-Offizier aufgeführt, stieg er 1832 zum Zweiten Subaltern-Offizier auf. Von Sichart blieb bis 1834 am Dresdner Kadettenhaus.
Am 14. Dezember 1834 wurde von Sichart zum Hauptmann (2. Klasse) befördert, mit gleichzeitiger Versetzung zum 2. Schützenbataillon nach Leipzig, wo er als Kompaniechef eine Schützenkompanie übernahm. In der sächsischen Messestadt zog von Sichart in das Haus 859 in Kautz.[8] Bis 1836 war Oberstleutnant Carl August von Leonhardi sein Bataillonskommandeur. Nach dessen Ernennung zum Kommandeur der leichten Infanterie-Halbbrigade im Rang eines Obersts übernahm kurzzeitig Major Friedrich Maximilian von Mandelsloh das 2. Schützenbataillon. Nach dessen Ernennung zum königlichen Generaladjutanten ging das Kommando an Major Friedrich Otto von Goldacker, 1838 dann an den Major Albrecht Ernst Stellanus Graf von Holtzendorff. 1840 wurde von Sichert zum Hauptmann 1. Klasse erhoben, weiter als Kompaniechef im 2. Schützenbataillon dienend. In jenem Jahr zog er in Leipzig in eine Wohnung in der Kleinen Windmühlengasse 11.[9]
Am 17. Dezember 1843 wurde von Sichart aggregierter Major, weiter im 2. Schützenbataillon als Kompaniechef dienend. Neuer Kommandeur seiner Einheit wurde drei Monate später Moritz von Süßmilch, da Graf von Holtzendorff zum Stadtkommandanten von Dresden ernannt wurde. Mit Major Friedrich Leopold Schubauer erhielt von Sichart - immer noch als Kompaniechef - 1846 erneut einen neuen Kommandeur. Am 17. Dezember 1846 wurde von Sichart zum Kommandeur des 1. Schützenbataillons in Leipzig ernannt. Er übernahm die Dienststellung als Bataillonskommandeur von Major Moritz Ferdinand Gustav von Rockhausen, welcher ebenfalls zum Stadtkommandanten von Dresden ernannt wurde. Im gleichen Jahr ist von Sichart im Leipziger Adressbuch in der Windmühlengasse 33 zu finden.[10]
Im August 1848 wurde von Sichert zum Oberstleutnant befördert und zum königlichen Flügeladjutant des sächsischen Königs Friedrich August II. ernannt.[11] Bereits fünf Monate später, am 19. Januar 1849 wurde von Sichart vom sächsischen König zum Kommandeur des Leib-Infanterie-Regiments in Dresden ernannt, unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst. Er übernahm das Leibregiment von Oberst von Carl Joseph Theodor von Bourk, der pensioniert wurde. Nach der Niederschlagung des Dresdner Maiaufstandes, an dem als Kommandeur mit seinem Leibregiment in Dresden gegen die Revolutionäre vorrückte, erhielt von Sichart - neben 24 anderen sächsischen Offizieren - den höchsten militärischen Orden des Königreiches Sachsen, den Militär-St.-Heinrichs-Orden „... wegen Auszeichnung bei der Bekämpfung des Aufstandes in Dresden“.[12]
1850 wurde von Sichart Kommandeur der königlichen Leibbrigade (4. königlich-sächsische Infanterie-Brigade). Als Brigadekommandeur befehligte er vier sächsische Infanteriebataillone:
- das 13., das 14., das 15. und 16. Bataillon.
Diesmal zog er in Dresden in eine Wohnung im ersten Obergeschoss an der Dreikönigskirche 4.[13] Am 16. Oktober 1851 erhielt von Sichart seine Beförderung zum Generalmajor in seiner Dienstsellung als Kommandeur der Leib-Infanterie-Brigade. Noch im gleichen Jahr zog er in eine Erdgeschosswohnung in der Königsbrücker Straße 40.[14] 1853 wurde von Sichart zusätzlich zu seiner Funktion als Brigadekommandant interimistisch mit der Funktion als Gouverneur zu Dresden beauftragt. Als solcher ist er 1854 im Dresdner Adressbuch vermerkt, mittlerweile in der Königstraße 2 wohnend.[15] Mit der königlichen Order vom 3. Dezember 1853 erhielt der bisherige Kommandeur der 1. sächsischen Infanteriedivision, Prinz Albert das Kommando über die sächsische Infanterie. Nachfolger von Prinz Albert als Divsionskommandeur der 1. königlich-sächsische Infanterie-Division wurde mit dergleichen Order von Sichart.[16] Mit diesem Großverband befehligte er zwei sächsische Infanterie-Brigaden:
- die 2. Infanterie-Brigade mit 4 Bataillonen und
- die 3. Infanterie-Brigade mit 4 Bataillonen.
Am 27. Januar 1854 nahm von Sichart zusammen mit dem sächsischen Kriegsminister Bernhard von Rabenhorst in Gegenwart des sächsischen Prinzen Albert auf dem Dresdner Theaterplatz eine Parade der dienstfreien Infanterie ab.[17] Beide Dienststellungen als Divisionskommandeur und Gouverneur von Dresden übte von Sichart bis zu seinem Tod aus. Von Sichert befiel am 1. Adventssonntag 1854 eine Krankheit, an der er zwei Tage später, nachmittags gegen 16:15 Uhr verstarb.[18] Von Sicharts Nachfolger als Divisionskommandeur wurde der damalige Generalmajor Gustav von Friederici.[19]
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 27. Mai 1849: Ritterkreuz des königlich-sächsischen Militär-St.-Heinrichs-Ordens
- 1849: Komturkreuz des kaiserlich-österreichischen Leopold-Ordens
- 1849: Königlich-preußischer Roter-Adler-Orden 2. Klasse mit den Schwertern
- 1852: Großkreuz des großherzoglich-badenschen Ordens vom Zähringer Löwen
- 1853: Kaiserlich-österreichischer Orden von der Eisernen Krone
- 25. August 1855 (postum): Großkreuz des kurfürstlich-hessischen Wilhelms-Ordens.[20]
[Bearbeiten] Literatur
- Genealogie aus: Justus Perthes (Hrsg.): Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Alter Adel und Briefadel:
- 14. Jahrgang, Gotha 1920, Digitalisat auf Familysearch, Anmeldung erforderlich, S. 842ff.
- 20. Jahrgang, Gotha 1928, Digitalisat auf Familysearch, Anmeldung erforderlich, S. 587f.
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1811 bis 1849, Digitalisierte Bände der SLUB
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1850 bis 1854, Digitalisierte Bände der SLUB
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Maximilian Gritzner: Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte deutscher Landesfürsten..., Band 2, Görlitz 1881, Digitalisat auf Google Books, S. 728.
- ↑ Sichart in: Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon..., Band 8, Leipzig 1808, Digitalisat auf Google Books, S. 483f.
- ↑ Familiengeschichtliche Blätter..., Band 3, Schwerin 1909, Digitalisat auf Google Books, S. 170.
- ↑ Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser, 83. Jahrgang, Gotha 1910, Digitalisat auf Google Books, S. 845.
- ↑ Adressbuch Dresden 1855, S. 190, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1888, S. 524, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1831, S. 241, SLUB.
- ↑ Leipziger Adresß-Buch 1836, S. 16, SLUB
- ↑ Leipziger Adreß-Buch 1840, S. 18, SLUB.
- ↑ Handbuch für Leipzig, S. 91, SLUB.
- ↑ Personal-Nachrichten, Königreich Sachsen in: Beilage zu Nr. 252 der Allgemeinen Zeitung, 8. September 1848, Digitalisat auf Bavarikon, S. 4014.
- ↑ Oberst a.D. Georg Richter: Der Königlich Sächsische Militär-St.-Heinrichs-Orden, 1736-1918, Ein Ehrenblatt der Sächsischen Armee, Göppingen 1937, S. 54f.
- ↑ Adressbuch Dresden 1851, S. 128, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1852, S. 132, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1854, S. 141, SLUB.
- ↑ Leipziger Zeitung, Nr. 290 vom 8. Dezember 1853, Digitalisat auf Google Books, S. 6004.
- ↑ Freiberger Anzeiger und Tagesblatt, Ausgabe vom 30. Januar 1854, Digitalisat aud Sachsen.digital, S. 125.
- ↑ Todesanzeige in: Leipziger Zeitung, 1854, Digitalisat auf Google Books, S. 6208.
- ↑ Geschichte des Königl. Sächs. 6. Infanterie-Regiments No. 105..., Leipzig 1887, Digitalisat auf Google Books, S. 242.
- ↑ Matthias Müller: Verleihungsliste "Wilhelms-Orden Großkreuz, verliehen 1851-1866, pdf-Download.