Julius Erckel

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Julius Erckel, teilweise auch Erkel (* 28. April 1807 in Leipzig; † 12. Februar 1881 ebenda) war ein sächsischer Kaufmann, Bankier und Weinhändler. Er besaß zwei Häuser in Leipzig am dortigen Markt sowie das ehemalige Schweizer Haus in der Schillerstraße 24 in Loschwitz am Erckelschen Weinberg.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Julius Erckel entstammte der weit verzweigten Wirts- und Kaufmannsfamilie Erckel. Sein Urgroßvater väterlicherseits Johann Sigmund Erckel (16901748) war Wirt in Nürnberg, sein Großvater Michael Siegmund Erckel (17251796) Weinhändler in Leipzig. Der Gelehrte Johann Sigismund Erckel (17561825) war sein Onkel.[1] Seine Tante Caroline Rahel Erckel (17571821) heiratete den Leipziger Bankier Johann Carl Schultze (17441815).

Julius Erckel war der Sohn des Leipziger Kauf- und Handelsherren, Bankiers, Baumeisters und Ratsmitgliedes Johann Gottfried Erckel (~ 19. März 1767 in Leipzig; † 2. Dezember 1833 ebenda) und dessen 1791 geheirateter Ehefrau Rahel Johanna geb. Weber (~ 22. Juli 1770 in Leipzig; † 26. September 1844 ebenda), Tochter des Juristen Christian Heinrich Gottlieb Weber und dessen Ehefrau Florentine Elisabeth geb. Stirner. Erckels Mutter war eine Schwester des königlich-sächsischen Konsistorialpräsidenten Karl Gottlieb von Weber (17731849) sowie eine Cousine von Christian Gottfried Körner, dem Vater von Theodor Körner und Freund von Friedrich Schiller. Erckels Schwester:

Julius Erckel heiratete am 9. November 1829 in Wahren bei Leipzig Anna Louise ("Liddy") geb. Vogel (* 12. Januar 1810 in Leipzig; † 27. Dezember 1867 ebenda), Tochter des Leipziger Kaufmanns und Herrn auf Möckern, Samuel Traugott Vogel (* 1777) und dessen Ehefrau Christiana Henriette geb. Lampe (* 1783). Das Ehepaar Erckel hatte keinen männlichen Erben. Mit Julius Erckel starb dieser Familienzweig aus. Die fünf Töchter des Paares waren:

Das Haus Markt 4, in der Bildmitte unten die Weinhandlung Erckel

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Julius Erckel ging in Leipzig zur Schule, der gleichen wie Richard Wagner, und absolvierte anschließend eine kaufmännische Lehre in Augsburg.[14] Er kehrte 1829 nach Leipzig zurück. Im Alter von nur 22 Jahren trat er in das Geldwechselgeschäft und in die Weinhandlung seines Vaters am Leipziger Markt als Teilhaber ein und ist erstmals 1830 im Leipziger Adressbuch verzeichnet.[15]

Stempel der Weinhandlung „ Gebrüder Erckel“ von 1834
Anzeige der „ Gebrüder Erckel“ von 1831
Probierstube der „ Gebrüder Erckel“ im Gewölbe am Naschmarkt
Blick zur Mordgrundbrücke um 1840, am linken Bildrand der Erckelsche Weinberg
Ausschnitt aus dem Stadtplan von 1863 mit dem Erckelschen Weinberg (rot), links Dinglingers Weinberg (grün)
Grundstrück Schillerstraße 24 mit der alten Grundmauer des Erckelschen Anwesens und dem Neubau aus 2011

Das Weingeschäft seines Vaters existierte bereits seit den 1790er Jahren. 1797 trat der Bruder seines Vaters, der gleichzeitig ein Schwager des Mitinhabers Holberg war, Carl Adolf Erckel († 22. November 1810 in Leipzig) in das Geschäft ein, das sich zu dieser Zeit „ Erckel, Holberg & Kompagnie“ nannte.[16] Nach Holbergs Ausstieg wurde das Geschäft ab 1803 am Leipziger Markt von Erckels Vater und dessem Bruder gemeinsam unter dem Namen „ Gebrüder Erckel“ weiter geführt. Nach dem Tod des Bruders erklärte Erckels Vater am 1. Dezember 1810 in einem sogenannten Zirkularschreiben, dass er das Unternehmen als alleiniger Gesellschafter fortführt.[17]

Nach dem Tod seines Vaters 1833 übernahm Erckel das Geschäft, das sich zu dieser Zeit im Gewölbe am sogenannten Leipziger Naschmarkt sowie unter dem Rathaus befand. Julius Erckel führte es als alleiniger Gesellschafter unter dem Namen „ Gebrüder Erckel“ weiter.[18] Bekannt wurde seine Weinhandlung vor allem durch den Verkauf von damals wie heute sehr beliebten Weinen vom Rhein und von der Mosel sowie hochwertigem Champagner. Später wurde im Gewölbekeller auch eine beliebte Weinprobierstube eingerichtet.

Erckel selbst wohnte bis 1880 im Haus 171 am Leipziger Markt,[19] der späteren Hausnummer 14.[20][21] Er besaß auch die Häuser Nr. 4 und 14 am Leipziger Markt.[22][23] Nachdem er seine drei Geschäfte am Leipziger Naschmarkt, am Rathaus und im Haus am Markt 4 bis 1873 allein als Gesellschafter führte,[24] trat noch im gleichen Jahr mit einem Verwandten seines Schwiegersohns, Heinrich August Hugo Victor Strube, ein neuer Teilhaber ein.[25] Bis 1875 führten sie das Bankgeschäft und die Weinhandlung gemeinsam.[26] Ende 1875 verkaufte Erckel das Geschäft an Strube als alleinigen Besitzer, der es zwar unter dem alten Namen „ Gebrüder Erckel“, aber nur noch als Weinhandlung und nicht mehr als Bank- und Wechselgeschäft weiterführte.[27]

Erckel war Mitglied in mehreren Vereinen, Ausschüssen und Aufsichtsräten. Er nahm rege am sozialen und künstlerischen Leben teil und unternahm eine Reihe von Reisen, so u.a. im Juli 1851 nach Innsbruck.[28] Bereits am 21. Juni 1856 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Konzertdirektion des Leipziger Gewandhauses gewählt, der er bis zu seinem Tod angehörte.[29][30] Um diese Zeit lernte er Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann kennen und verkehrte freundschaftlich mit ihnen.[31]

Erckel fungierte zunächst als stellvertretendes Mitglied im Verwaltungsrat der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt in Leipzig und wurde 1860 ordentliches Mitglied.[32] In diesem Verwaltungsrat arbeitete er u.a. mit Albert Dufour-Féronce und Gustav Harkort, beide Mitbegründer der Leipzig-Dresdner Eisenbahn sowie dem Bankier Carl Kaskel, Vater von Felix Gustav Kaskel, zusammen.[33] So ist es auch im Staatshandbuch des Königreiches Sachsen verzeichnet.[34]

Dank seines Vermögens engagierte sich Erckel als langjähriges Mitglied auch in der Gesellschaft für Armenfreunde zu Leipzig.[35]

[Bearbeiten] Der Erckelsche Weinberg in Dresden

1855 erwarb Julius Erckel von dem bisherigen Besitzer Seykauf ein Grundstück am Loschwitzer Weinberg in der heutigen Schillerstraße 24. Hier weilte bereits Napoelon bei der Schlacht um Dresden im August 1813. Das Grundstück des Weinberges reichte ursprünglich von der Mordgrundbrücke bis zum Lahmannring, wurde später geteilt und an mehrere Bauherren verkauft.[36]

Am 14. April 1857 beantragte Erckel den Bau eines Wohnhauses im Schweizerstil, das vom Baumeister Mehnert entworfen und vom Loschwitzer Zimmermannsmeister Friedrich Voigt gebaut wurde. Die Villa Erckel ist das erste Gebäude dieser Art in der Elbhanglandschaft. Erst nach 1875 wurden weitere Häuser dieser Art in und um Dresden gebaut. Erckel selbst nutzte den ehemaligen Weinberg nach dem Hausbau nur noch zu einem kleinen Teil zum Weinanbau. In Stadtplan von 1863 ist sein Haus als eines der wenigen in dieser Gegend dargestellt, von Wald und Weinbergen umgeben.

Über acht Jahre nach Fertigstellung des Hauses, beantragte Erckel am 4. Dezember 1865 den Bau eines Blumen- und Gewächshauses auf der Terrasse vor der Villa, entworfen von dem Baumeister Theodor Lehnert. Erckel pflegte bei seinen Aufenthalten in Dresden seine Freundschaften zu den Familien und Nachfahren des Juristen und Schriftstellers Christian Gottfried Körner (17561831), von Gutschmid, von Wackerbarth und von Weber.

Nach dem Tod von Julius Erckel erbten die vier hinterlassenen Töchter am 27. Juni 1882 per Entscheidung vor dem königlichen Amtsgericht das Grundstück in der Schillerstraße entsprechend Erckels Testament vom 4. April 1881 zu jeweils einem Viertel. Laut vorherigem Wertgutachten hatten die drei dazugehörigen Flurstücke samt Bebauung einen Wert von 45.000 Mark, was einem heutigen Vermögen von etwa 950.000 Euro entsprechen würde. Im Häuserbuch von 1883 sind als Eigentümer der Hausnummern 77B und 78 Erckels Erben, wohnhaft in Leipzig, verzeichnet.[37]

[Bearbeiten] Trivia

Die Schweizer Villa von Erckel wurde bei den Luftangriffen am 13. und 14. Februar 1945 auf Dresden durch Brandbomben fast vollständig zerstört, obwohl Loschwitz selbst kaum Ziel der Angriffe war. 1987 war das Ruinengrundstück nach wie vor im Besitz der im westlichen Teil Deutschlands wohnenden Erben. 2010 wurde das Grundstück zum Bau eines neuen Wohnhauses von der Erbengemeinschaft verkauft.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Todesanzeige in der Leipziger Zeitung, 6. Juni 1825, Digitalisat auf Google Books, S. 1480
  2. Leipziger Adreß-Buch 1864, S. 183, SLUB
  3. Leipziger Adreß-Buch 1852, S. 149, SLUB
  4. Leipziger Zeitung 1857, Digitalisat auf Google Books, S. 3684
  5. Leipziger Zeitung 1851, Digitalisat auf Google Books, S. 5050
  6. Leipziger Adreß-Buch 1910, S. 861, SLUB
  7. Leipziger Adreß-Buch 1870, S. 385, SLUB
  8. Leipziger Adreß-Buch 1880, S. 378, SLUB
  9. Leipziger Adreß-Buch 1900, S. 1079, SLUB
  10. Leipziger Zeitung 1864, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, S. 6132
  11. Leipziger Zeitung 1864, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, S. 6892
  12. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1876, Digitalisat auf Google Books, S. 291
  13. Allgemeine Zeitung München, Juli 1876, Digitalisat auf Google Books, S. 2966
  14. Jahrbuch der Geschichte 38, Akademie-Verlag 1989, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 71
  15. Leipziger Adreß-Buch 1830, S. 140, SLUB
  16. Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode ..., Band 13, Leipzig 1798, Digitalisat auf Google Books, S. 557
  17. Neues Journal für Fabriken, Manufakturen, Handlung, Kunst und Mode ..., Band 4, Leipzig 1811, Digitalisat auf Google Books, S. 557
  18. Leipziger Adreß-Buch 1834, S. 157, SLUB
  19. Leipziger Adreß-Buch 1836, S. 143, SLUB
  20. Leipziger Adreß-Bich 1840, S. 136, SLUB
  21. Leipziger Adreß-Buch 1880, S. 139, SLUB
  22. Neues Leipziger Adressbuch 1851, S. 23, Gebr. Erckel, Wechsel- und Weinhandlung
  23. Neues Leipziger Adressbuch 1851, S. 23, Julius Erckel, Krämer
  24. Leipziger Adreß-Buch 1873, S. 708, SLUB
  25. Leipziger Adreß-Buch 1874, S. 700, SLUB
  26. Leipziger Adreß-Buch 1875, S. 721, SLUB
  27. Leipziger Adreß-Buch 1876, S. 757, SLUB
  28. Bothe für Tirol und Vorarlberg 1851, Digitalisat auf Google Books, S. 860
  29. Alfred Dörffel: Geschichte der Gewandhaus Concerte zu Leipzig: vom 25. u. November 1781 bis 25. November 1881, Band 1, Leipzig 1884, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 178 u. 234
  30. Emil Kneschke: Die hundertundfünfzigjährige Geschicnhte der Leipziger Gewandhaus-Concerte 1743-1893, Internationale Verlags-und Kunstanstalt (J. Laurencic), 1893, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 125 u. 142
  31. Linda Siegel: Dora Stock, portrait painter of the Körner circle in Dresden (1785-1815), E. Mellen Press 1993, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 115
  32. Dr. Hermann Scherer: Der Aktionär, Central-Organ für Fonds- und Aktienbesitzer in Eisenbahnen, Versicherungen, Banken und industriellen Unternehmungen, nebst Anzeiger..., Band 7, FRankfurt am Main 1861, Digitalisat auf Google Books, S. 381
  33. Die Leipziger Kreditanstalt in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1861, Dresden 1862, Digitalisat auf Google Books, S. 44
  34. Staatshandbuch des Königreiches Sachsen 1860, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, S. 336
  35. Gesellschaft der Armenfreunde: Einundzwanzigster Jahresbericht der Gesellschaft der Armenfreunde zu Leipzig, Leipzig 1869, Digitalisat auf Google Books, S. 24
  36. Lars Herrmann: Schillerstraße in: Dresdner Stadtteile (Archivversion)
  37. Adressbuch Loschwitz 1883, Häuserbuch, S. 38, SLUB

[Bearbeiten] Weblinks

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