Justus Friedrich Güntz

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Justus Friedrich Güntz
Justus Friedrich Güntz, nach einer Marmorbüste von Gustav Adolph Kietz
Büste Justus Friedrich Güntz' im Park des Krankenhauses Dresden-Neustadt
Das frühere Güntzbad war nach Justus Friedrich Güntz benannt.
Zusatzschild zum Güntzplatz vor dem Sparkassenhaus
Gedenktafel für Justus Friedrich Güntz am Haupteingang zum Pflege- und Seniorenheim „Clara Zetkin” (Fetscherstraße 111)

Justus Friedrich Güntz (* 21. Juli 1801 in Wurzen; † 11. Juli 1875 in Dresden) war ein Rechtsanwalt, Besitzer des Dresdner Anzeigers sowie Gründer der nach ihm benannten Stiftung.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Die Familie von Justus Friedrich Güntz ließ sich um 1816 in Dresden nieder, wo der Vater, Friedrich Christian Güntz, als Kreis-Schock- und Personensteuereinnehmer arbeitete. 1825 erhielt er die Bevollmächtigung der Freiin von Schlichten. Justus Friedrich Güntz besuchte ab 1817 in Meißen die Fürstenschule St. Afra[1], studierte bis 1826 in Jena und Leipzig Jura, promovierte und ließ sich danach in Dresden in der Schreibergasse 30[2], später in der Moritzstraße 12 als Rechtsanwalt nieder.[3] Der Vater übergab 1834 seinem Sohn die Vollmacht der Freiin von Schlichten.

Güntz wurde 1836 zum Stadtrat gewählt. 1837 übernahm er das Adreß-Comptoir, das die Freifrau von Schlichten von ihrer Großmutter Wilhelmine Henriette Friederike Richter geerbt hatte. Mit der Auslösung des Pächters Friedrich Gottlieb Aster Anfang 1839 wurde Güntz gleichzeitig zum Herausgeber des Dresdner Anzeigers. Er führte seinerzeit die Konzessionsverhandlungen mit dem Ministerium des Innern sehr geschickt. So musste er zwar eine Herabsetzung der Anzeigenpreise und den Verlust der Portofreiheit akzeptieren, dafür wurde der Dresdner Anzeiger aber zum Amtsblatt erhoben. Die Bekanntmachungen von Stadtrat, Polizeideputation, Armenversorgungsbehörde und Stadtverordneten mussten zwar kostenlos veröffentlicht werden, aber mit ihnen stieg die Auflage der Zeitung allein in den ersten drei Jahren als amtliches Organ um 50%. An eine Erweiterung des Dresdner Anzeigers zu einem Nachrichtenblatt traute sich Güntz allerdings nicht heran, dies sollte erst Jahrzehnte später unter Hermann Thenius erfolgen.

Justus Friedrich Güntz wohnte 1844 am Neumarkt 8. 1845[4] erwarb er die Häuser Schulgasse Nr. 2 (das ehemalige Schulwitwenhaus) und das Haus Schulgasse Nr. 3 (Güntzsches Haus), das auf dem Gebiet der Entfestigung neu gebaut wurde und deren Beletage er bis zu seinem Tode[5] bewohnte.[6],[7] Die Wohnung in der Moritzstraße hatte sein Vater übernommen. In der ersten Hälfte des Jahres 1848 gab Güntz das anzeigenfreie Dresdner Morgenblatt unter Leitung des Redakteurs Heinrich Wilhelm Herz heraus, das sich nach Aufhebung der Zensur im März des Jahres einen Namen als Plattform des revolutionären Vaterlands-Vereins machte, obwohl Güntz selbst als Mitglied des Deutschen Vereins eher liberal-konservative Ziele wie die einer konstitutionellen Monarchie anstrebte. Schon nach wenigen Monaten stellte Güntz das Blatt wieder ein.

Nachdem Güntz drei Ehefrauen und seinen Sohn verloren hatte, übergab er - tief erschüttert - am 26. August 1856 sein Unternehmen der Stadt Dresden als Stiftung, die offizielle Verlautbarung erschien am 1. Oktober. Er behielt aber das Recht für sich und seine Erben, darunter seine vierte Ehefrau, an den Erträgen der Stiftung beteiligt zu werden. 1861 kaufte Güntz das Grundstück Am Steinberg 14, wo er die Sommer verbrachte und in seinem letzten Lebensjahr das Wohnhaus zur Villa mit Gärtnerei umbauen ließ.[8] Nach einem Schwiegersohn benannt, wurde das Gebäude als Villa Wollner bekannt.

Güntz wurde auf dem Eliasfriedhof beigesetzt.[9] In der 1752 errichteten Familiengrabstätte fanden insgesamt 49 Mitglieder der Familie Güntz die letzte Ruhe. Auf Initiative des Fördervereins des Eliasfriedhofs wurde das Grufthaus der Grabstätte wiedererrichtet.[10]

Die Dr. Güntz'sche Stiftung widmete über fast ein Jahrhundert ihre Mittel satzungsgemäß der Wohltätigkeit und der Verschönerung der Stadt. Nach Güntz sind in Dresden die Güntzstraße und der Güntzplatz benannt. Zu Ostern 1876[11] übernahm die Landständische Bank das Güntzsche Haus wie auch das ehemalige Schulwitwenhaus aus der Erbmasse von Güntz und errichtete hier ihr Dresdner Comptoir (später: Filiale Dresden). Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Dr. Güntz'schen Stiftung im Oktober 1881 wurde aus diesen beiden Häusern sowie dem Wohnhaus in Ecklage Pfarrgasse Nr. 5 und dem Wagenplatz an der Mauer der erste Güntzplatz gebildet. Nach der Entfestigung lag hier auf dem Gebiet des Gräflich Schall-Riaucour'schen Gartengrundstücks und der alten Stadtmauern in den Jahren 1833 bis 1838 die Ausflugsgaststätte Schütze's Garten. Durch den Bau des Neues Rathauses wurde der Güntzplatz 1910 auf das Areal zwischen Johann-Georgen-Allee und Bürgerwiese sowie zwischen Blüherallee und Lennéstraße verlegt. Der heutige Güntzplatz an der Einmündung von Güntzstraße und Gerokstraße in die Sachsenallee erhielt am 27. Juni 1938 mit Verfügung des Oberbürgermeisters den jetzigen Namen.

An dem mit Mitteln seiner Stiftung in Trachau gebauten Krankenhaus, heute Krankenhaus Dresden-Neustadt, erinnert ein von Friedrich Brodauf modellierter Kopf an den Stifter. Im Innenhof befindet sich ein von Eva Peschel geschaffenes Büstendenkmal.[12] Am 26. August 2010 enthüllte die Bürgerstiftung am Haupteingang des DRK-Seniorenheims "Clara Zetkin" an der Fetscherstraße 111, Ecke Pfotenhauerstraße, eine Gedenktafel.

[Bearbeiten] Familie

Die Familie Güntz war im 17. Jahrhundert in Großenhain ansässig. Über Königstein kamen viele Familienmitglieder nach Dresden, wo sie als Ärzte, Juristen und Finanzbeamte führende Funktionen bekleideten. Die Schreibweise des Familiennamens war ursprünglich Günz und wechselte erst im Laufe des 19. Jahrhunderts standardmäßig zu Güntz. In der Familie war die regelmäßige Vergabe bestimmter Vornamen wie Friedrich und Justus typisch.

(1) Gottfried Güntz († 9. November 1738): Sohn des Großenhainer Seifensieders Johann Güntzsch, zwei Brüder, studierte bis 1693 in Wittenberg, promovierte zum Dr. phil.[13], 7 Jahre Pfarrer und 30 Jahre Diakon in Königstein, verheiratet mit einer Tochter des Superintendenten Strauß aus Pirna, nach deren Tod mit Maria Magdalena geb. Werner, einer Tochter des Königsteiner Kirchenvorstehers[14]

(2) Just Gottfried Güntz (1714-1754): Dr. med., an der Universität Leipzig Professor und Prokanzler, Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften, ab 1751 Leibarzt von August III.
(2) Justus Friedrich Güntz (1720-1776): Geheimer Kabinettregistrator in Dresden
(3) Justus Christian Güntz (1752-1837): Dr. jur., St. Afra 1765-1771, königlich sächsischer Geheimer und Appellationsrat in Dresden, Domherr zu Zeitz, Besitzer eines Weinbergs in Loschwitz, Nachlassverwalter von Johann Christoph Adelung
(4) Justus Friedrich Güntz: Dr. jur., St. Afra 1820-1826, Amtsaktuar, bis 1835 in der Augustusstraße, der Komponist Carl Loewe widmete ihm als Assessor an der Landesdirektion Dresden 1836 die Ballade Heinrich der Vogler (op. 56) nach Johann Nepomuk Vogl, Besitzer eines Weingrundstücks in der Schevenstraße
(4) Emil Christian Güntz (1807-1877): Dr. phil., war ein Buchhändler in Leipzig, verließ 1839 Deutschland und arbeitete in den USA als Musiklehrer
(4) Felix Ludwig Güntz (1812-1856 ?): Fürstenschule St. Afra von 1826 bis 1832, Advokat, Philologe und Schriftsteller, mit Robert Schumann befreundet
(3) Justus Wilhelm Güntz (1752-1837): Elbzolleinnehmer und Kassenrendant, wohnte in der Langen Gasse, später in Wurzen und Wittenberg ansässig
(4) Eduard Wilhelm Güntz (1800-1880): Dr. med., Studium an der Chirurgisch-medicinischen Akademie in Dresden, Dozent an der Universität Leipzig, begründete auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Möckern der Leipziger Societät eine Nervenheilanstalt, Mitglied der Leopoldina
(4) Justus Maximilian Güntz (1801-1868): wurde 1824 beim Adreß-Comptoir als zweiter Expedient angestellt, zuletzt Finanzbeamter in Meißen
(4) Adolph Güntz‎: Amtsaktuar in Dresden und Grillenburg, später Syndikus in der Klinik seines Bruders Eduard Wilhelm
(5) Justus Edmund Güntz (1838-1902), Arzt, Spezialist für Haut- und Nervenkrankheiten in Dresden
(5) Reinhold Theodor Güntz (* 1840), Königlich Sächsischer Landgerichtsrat, tätig in Chemnitz, Plauen und Löbau
(3) Friedrich Christian Güntz (1772-1856), Steuereinnehmer in Wurzen und Dresden, heiratete 1799 Caroline Sophie Voigt (18.1.1776-24.7.1836) in Wurzen, 3 Töchter und 1 Sohn, 1825 Bevollmächtigung durch die Freiin von Schlichten, Ausschussmitglied Verein zu Rath und That, Mitglied des Deutschen Vereins
(4) Justus Friedrich Güntz (1801-1875): Dr. jur., Besitzer des Dresdner Anzeigers, Begründer der Güntz-Stiftung, Namensgeber Güntzstraße, Güntzplatz; vier Mal verheiratet, 1836 mit Marie, einer Cousine.[15] Sie starb 1842, ihre gemeinsame Tochter starb 1861 im Alter von 19 Jahren. 1849 starb die zweite Frau von Güntz, Emma geb. von Röder, im August 1854 die dritte Ehefrau, Auguste geb. Schreck, bei der Geburt des Sohnes Justus Alfred, Güntz' einzigem männlichen Nachkommen. Justus Alfred Güntz starb im Juni 1855. Güntz' 4. Ehefrau, Louise, wiederum eine Cousine, lebte bis 1893.
(3) Carl Ludwig Güntz (1774-1833): königlicher Leibchirurg von Friedrich August dem Gerechten, Besuch des Freimaurer-Instituts, gehörte der Loge "Zur goldnen Mauer" in Bautzen an, Regimentsarzt der mit Napoleon verbündeten sächsischen Truppen, 1821 begleitete er Prinz Johann nach Florenz, wo er diesem das Leben rettete

Weitere Familienmitglieder: Gottlieb Heinrich Güntz | Justus Güntz

[Bearbeiten] Bildergalerie

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Gustav Flügel: Geschichte der dreihundertjährigen Jubelfeier der königlich sächsischen Landeschule St. Afra zu Meissen den 2.3. und 4. Juli 1843 nebst zahlreichen Beilagen und zwölf Lithographien. C.E. Klinkicht & Sohn, 1844
  2. Dresdner Adress-Kalender 1831
  3. Dresdner Adreß-Handbuch, 1840
  4. Adressbuch Dresden, 1844, S. 23, Schulgasse; Adressbuch Dresden 1845, S. 88, Schulgasse.
  5. Adressbuch 1875, S. 116, Güntz.
  6. Güntzsches Haus (Pfarrgasse/Schulgasse)
  7. Adressbuch der Stadt Dresden, 1868
  8. www.dresdner-stadtteile.de (archive.org)
  9. Güntzgruft auf dem Eliasfriedhof
  10. Neues Grufthaus für Dresdner Mäzen Güntz
  11. Adressbuch 1876, S. 274, Schulgasse.
  12. Das Güntzheim auf dresdner-stadtteile.de (archive.org)
  13. Verisimilia De Stellis Novis ... In illustri ad Albim Academiae Auditorio Minori, Die XII. Decembr. Hor. Pomerid. Anni ... M.DC.XCI. Ostendunt ac defendunt M. Christophorus Jacobus Wächtler/ Ossitio-Misnicus ... & Godofredus Günzius, Haynensis-Misn
  14. Johann Gabriel Süsse: Historie des Städtgens Königstein, Welches allernächst an, und unter dem hohen Felsen der Bergvestung dieses Namens an der Elbe lieget, Gerlach, 1755
  15. Zur Vermählungsfeier des Herrn Stadtrath Friedrich Güntz mit Fräulein Marie Güntz den 14. Februar 1836

[Bearbeiten] Weblinks

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